Nächster Schritt hin zum möglichen Neubau einer Monoverbrennungsanlage: Einstimmig, bei Enthaltung von Gigg+Volt, hat am Montagabend der Haupt-, Finanz-, Wirtschafts-, Rechts-, Digitalisierungs- und Europaausschuss für die Gründung der »Klärschlammverwertung Mittelhessen GmbH« votiert. Die Entscheidung des Stadtparlaments steht aus.
Kein Alleingang der Stadt
»Es geht nicht um einen Alleingang der Stadt Gießen. Die Gesellschaft wird so angelegt, dass sie weitere Kommunen einbindet«, erklärte Bürgermeister Alexander Wright von den Grünen. Er verwies auf die 2023 in Kraft getretene Klärschlammverordnung, nach der Städte mit mehr als 50 000 Einwohnern ab 2029 Phosphor aus dem Schlamm rückgewinnen müssen. Auch ist die Verwertung beispielsweise auf Äckern dann in der gewohnten Form nach und nach nicht mehr möglich. Deshalb müsse der Schlamm künftig in einer Monoverbrennung verwertet werden. Im Gesamtprozess entstehende Wärme könne in das Fernwärmenetz der Stadtwerke eingespeist werden, führte Wright in der Sitzung aus. Ziel sei es, alle Stoffströme ganzjährig zu nutzen, ergänzte SWG-Vorstand Matthias Funk. Nach der möglichen Gründung einer GmbH sei der nächste Schritt die Kontaktaufnahme mit kommunalen Partnern, berichtete Thomas Becker von den Mittelhessischen Wasserbetrieben (MWB).
Ein wesentlicher Hintergrund ist, dass das Projekt einen kommunalen Anteil von mindestens 80 Prozent haben müsse. 12 000 Tonnen Klärschlamm fielen in Gießen an. Ziel müsse es sein, weitere 8000 Tonnen aus den Kommunen zu gewinnen. »Das muss erfüllt sein«, betonte Becker.
Kämmereileiter Dr. Dirk During erläuterte, dass der errechnete Preis, den die Kooperationspartner oder Dritte pro Tonne zahlen müssten, bei 100 Euro liege und damit attraktiv sei. Neben dem Gesellschaftsvertrag sprach During in diesem Kontext Kooperationsvereinbarungen besondere Bedeutung zu. Denn damit werde auch die jährlich gelieferte Menge Klärschlamm pro Kommune gesichert. Die Baukosten für eine Monoverbrennungsanlage im Umfeld des Gießener Klärwerks würden aktuell auf rund 30 Millionen Euro geschätzt, so der Kämmereileiter. Spätestens in den Jahren 2031/32 könnte die interkommunale Verbrennungsanlage in Betrieb gehen.