. Egal ob in der Rolle des aufgebrachten Friseurkunden, des unnachgiebigen Busfahrers, des strengen Vaters oder des wütenden Freundes, dessen nagelneues Auto man demoliert hat, Otto Nitschke verlangte den Bewerbern in seinen kleinen Rollenspielen alles ab und ließ nicht locker. Der professionelle Talent-Scout der UFA überließ es jedoch jedem selbst, ob er oder sie seine schauspielerischen oder musikalischen Fähigkeiten unter Beweis stellen wollte. Denn immerhin spielte sich das Ganze samstags mitten im belebten »neustädter« vor den Blicken vieler neugieriger und schaulustiger Bummler ab. Jeder und jede mit Interesse an einer Rolle als Kleindarsteller oder Komparse in einem Film oder TV-Format durfte sich eine Sedcard erstellen und eine Darbietung aufnehmen lassen.
121 Interessenten nehmen teil
Zwischen 13 und 18 Uhr nahmen 121 Interessenten im Alter von sieben bis 61 Jahren an dem Casting teil. Die meisten kamen aus Gießen und Umgebung, manche reisten aber auch aus Kassel, Frankfurt oder anderen hessischen Orten an.
Bereits im vergangenen Jahr hatte die UFA im »neustädter« ihre Castingshow abgehalten, welche wöchentlich in einer anderen Stadt in Deutschland, Österreich und der Schweiz stattfindet. Neben dem ältesten deutschen Filmunternehmen suchte auch das Einkaufscenter selbst nach Werbegesichtern für die eigene Sache. Denn das zweitgrößte Zentrum Mittelhessens feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Für eine Werbekampagne konnte sich jeder am Set ablichten lassen und auf einem Fragebogen angeben, warum man gerne ins »neustädter« geht. Zehn Gesichter werden am Ende ausgewählt und im Sommer auf diversen Werbeflächen zu sehen sein. Eine Station nebenan konnte man sich dann in der Datenbank der kostenfreien Casting-Plattform der UFA eintragen lassen - unabhängig davon, ob man bereits Erfahrungen vor der Kamera gemacht hat oder nicht.
Marcel Nitschke, Inhaber der Agentur, die das Casting für die UFA durchführt, lichtete die Bewerber für ihr Bewerberprofil ab und schickte sie dann weiter zum seinem Vater Otto Nitschke, Team- und Produktionsleiter. Dieser befragte die Wagemutigen und Neugierigen nach ihren Beweggründen und etwaigen Erfahrungen vor der Kamera. Auch die Kompetenzen in Musik und Gesang fragte der Scout bei jedem Vorstelligen gewissenhaft ab, denn auch Formate wie DSDS gehören zu den Nachwuchsbedürftigen in der TV-Branche. Die meisten trauten sich ein Rollenspiel mit dem erfahrenen Talentsucher zu und fanden sich in den unterschiedlichsten Alltagssituationen wieder, in denen sie Nitschke überreden und überzeugen mussten. Die 19-jährige Jule musste in die Rolle der Tochter schlüpfen, die ihren Vater dazu überreden möchte, bei ihrem neuen Freund zu übernachten. Die kunstinteressierte Schülerin aus Wetzlar griff unvermittelt zu einem schlauen Schachzug: »Hey Papa, ich habe heute eine 1 bekommen...« Patrick aus Offenbach musste sich die Mitfahrt in Nitschkes voll besetztem Bus erstreiten. Der 29-jährige Lackierer war vor zehn Jahren bereits bei RTL und würde gerne Radiomoderator werden. Mit großer Hingabe versucht er, argumentativ als auch mit Bestechung den Busfahrer umzustimmen: »Ich verpasse sonst alles, was mit lieb und teuer ist!«
Mit perfektem Japanisch
Der 36-jährige Tony hat bereits Erfahrungen vor der Kamera gemacht und konnte nicht nur mit seinem perfekten japanisch Eindruck machen. Er hat das nagelneue Auto seines besten Freundes demoliert. Nun muss er beichten und bangen. Mit beschwichtigenden und schlagfertigen Aussagen wie »Das Auto ist immer noch blau« und »Du kannst damit fahren« brachte er die Zuschauer zum Lachen.
Marcel Nitschke ist am Ende des Tages mit der Bilanz zufrieden.
Am größten sei der Andrang immer in den ersten beiden Stunden, doch auch im letzten Moment würden oft Leute kommen, die sich unbedingt ausprobieren wollen. Man darf gespannt sein, ob bald auch ein neues Gießener Gesicht auf der Leinwand oder im Fernseher zu sehen sein wird.