. Anfang der 1970er Jahre gliederte sich eine eigenständige Grundschule von der Gesamtschule Gießen Ost ab. 1975 erfolgte die Umbenennung: Von der Grundschule Gießen Ost wurde man zur Korczak-Schule. 2005 wurde die dann nach Jahren von Musicals und Musizieren in Unterricht und Pause offiziell zu einer musikalischen Grundschule. Beides sollte am vergangenen Freitagnachmittag gefeiert werden - aber nicht nur, wie Schulleiterin Julia Wicke verriet. »Vor allem feiern wir uns. Sie und euch, ohne die die Korczak-Schule nicht das wäre, was sie ist.«
Begonnen wurde diese Feierstunde traditionell mit dem Schullied, gesungen von Schülern der dritten und vierten Klasse. Dabei ging es um Unterschiede zwischen Menschen, Berufen und Schulen. »Korczak ist anders als Liebig, ist anders als Ost, ist anders West«, sangen die Kinder, bevor sie im Refrain feststellten: »Na und? Das macht das Leben eben bunt!«
Und auch die Lehrerinnenband sowie das gesamte Kollegium sorgten für musikalische Begleitung, die den Status der musikalischen Grundschule neben dem im Anschluss aufgeführten Musical »Leben im All« noch einmal deutlich untermauerte.
Doch die Korczak-Schule ist nicht nur wegen ihrem musikalischen Fokus relevant. Sie lehre auch Toleranz, sagte Stadtrat Francesco Arman und erinnerte an den Namensgeber der Schule, den Pädagogen und Kinderarzt Janusz Korczak, der 1942 gemeinsam mit den Kindern seines Waisenhauses ins Vernichtungslager Treblinka ging und dort von den Nationalsozialisten ermordet wurde.
Die Schule wirke in seinem Sinn, sagte Arman und führte weiter aus: »Die Kinder, die hier lernen, werden irgendwann mal unsere Gesellschaft gestalten, und dafür brauchen sie ein noch bisschen mehr als nur Deutsch, Mathe und Englisch.«
In eine ähnliche Kerbe schlug auch Schulamtsdirektorin Kerstin Gromes. Nicht nur Korczak habe Kinder als eigenständige Menschen mit eigenen Bedürfnissen angesehen, die Schule tue es ihm gleich. Damit stärke sie auch das Verantwortungs- und Demokratiegefühl der Kinder. Gromes zeigte sich bewegt davon, dass der runde Geburtstag fast auf den Tag genau mit dem 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa zusammenfiel.
Lieber platzen als ohne Schule sein
Über 250 Kinder besuchen die Korczak-Schule, über 90 Prozent von ihnen sind den ganzen Tag dort. Da ist es natürlich kein Wunder, dass ihre Grundschule für viele der jungen Schüler einen hohen Stellenwert hat. Um dem aber genauer auf den Grund zu gehen, trugen einige von ihnen Aussagen vor, die sie von ihren Mitschülern gesammelt hatten. Dabei wurde dann oft Stolz über die sportlichen Erfolge der Schule genannt, Freude über den Musikunterricht, aber auch Pausen und wenig Hausaufgaben.
Auch die vielen Freunde durften da natürlich nicht unerwähnt bleiben. »Ich würde lieber platzen, als einen Tag ohne Schule zu sein«, hatte ein Kind gar zur großen Freude des Publikums von sich gegeben.
Das junge Moderatorenteam nutzte dann auch die Chance, die Zuhörer nach ihren eigenen Grundschulerinnerungen zu befragen. Dabei kam dann auch heraus, wie viele Ehemalige den Weg aufs Schulfest gefunden hatten.
Selbst Schüler gewesen war zwar kaum jemand, aber zahlreiche Lehrer von früher waren gekommen, um das goldene Jubiläum zu feiern. Wie die Schule wohl in noch einmal fünfzig Jahren aussehen wird? Die Korczak-Schüler rechnen jedenfalls mit Robotern, die dann den Unterricht halten werden. Einen ganz großen Wunsch hatten sie jedoch: Frieden und »dass die Schule bunt bleibt und alle viel Spaß haben«. Ganz im Sinne des Schullieds eben.