. Aufstockungen auf Bestandsgebäuden sind seit Jahren ein Thema, vor allem wenn es um zusätzliche Wohnungen in Innenstädten geht. Eine konkrete Umsetzung plant die städtische Wohnbau nun im Zusammenhang mit der Modernisierung des Gebäudes im Schwarzlachweg 36 bis 40. Aber das ist nur ein Teil des Bebauungsplans »Schottstraße/Schwarzlachweg«, der am morgigen Dienstag auf der Tagesordnung des Ausschusses für Klima-, Umwelt- und Naturschutz, Stadtentwicklung, Energie und Verkehr steht. Daneben geht es auch um ein »Pilotprojekt für eine serielle Sanierung des Bestandsgebäudes in der Werrastraße 17/19 als Vorreiter für die gesamte Wohnblocksanierung zwischen Werra- und Schottstraße« und den »Abbruch der beiden Flachdach-Bauzeilen im Asterweg 63 bis 71 sowie 64 bis 72 mit anschließender Ersatz-Neubebauung«, ist in der Magistratsvorlage zu lesen.
Rahmenplan in Teilen umgesetzt
Mit dem nun anstehenden Einleitungsbeschluss für den Bebauungsplan geht die Wohnbau weitere große Schritte bei der Sanierung des Flussstraßenviertels. Diskutiert wird sie seit vielen Jahren, unter anderem im Zusammenhang mit der Planung des Büros Rittmannsperger für das Quartier, die die Stadtverordneten 2018 als Grundlage für weitere Bebauungspläne beschlossen haben. »Diese Planung sieht im Prinzip den kompletten Neubau des Flussstraßenviertels vor, was wir aber nicht umsetzen«, erklärt Geschäftsführerin Dorothee Haberland von der Wohnbau. Sie verweist auf die bereits vorgelegte Untersuchung der Bausubstanz im Flussstraßenviertel, von der nach Sanierung große Teile noch für Jahrzehnte erhalten bleiben könnten. Bis 2045 verfüge das Unternehmen zudem nicht über die notwendige Liquidität und die organisatorischen Kapazitäten. In Teilen werde der Rahmenplan aber schon umgesetzt, wie beispielsweise der erste Abschnitt im Bereich Werrastraße/Schwarzlachweg, dem das Stadtparlament bereits 2020 zugestimmt hat.
Die Vorbereitungen samt Anmeldung der Fördermittel liefen für diesen Bauabschnitt bereits. Der Abriss der Bestandsbebauung könne im kommenden Jahr erfolgen, der Neubau in serieller Bauweise ab 2027. »Wir gehen davon aus, dass 100 bis 140 Wohnungen entstehen. Genau wissen wir es noch nicht, weil es auf den Wohnungsmix ankommt«, so die Geschäftsführerin.
Die serielle Sanierung der Häuser in der Werrastraße 17 und 19 hat deshalb Pilotprojektcharakter, weil sie zum Muster für die Bestandssanierungen im Gebiet von Werra- und Schottstraße werden könnte. Entstanden sei die Idee der seriellen Sanierung in den Niederlanden im Kontext des Energiesparens. »Die Frage war dort, wie man Häuser energetisch sanieren kann, ohne groß in die Bausubstanz einzugreifen«, erklärt die Geschäftsführerin.
Hoher Grad an Vorfertigung
Die Antwort darauf sei ein hoher Grad an Vorfertigung von Bauteilen, die vor Ort montiert würden. Eine Gebäudehülle sei so im Handumdrehen aufgebaut, wobei man in den Niederlanden vor allem Erfahrungen mit Einfamilienhäusern gesammelt habe. »Bei Mehrfamilienhäusern ist die Aufgabe deutlich komplexer«, macht Haberland deutlich. Drittes Projekt im neuen B-Plan ist der Abbruch im Asterweg 63 bis 71 sowie 64 bis 72 und die Ersatz-Neubebauung, heißt es in der Magistratsvorlage. »Die Bausubstanz dort gibt eine Sanierung nicht her. Deshalb brechen wir ab und bauen neu«, macht die Geschäftsführerin deutlich.
Für das gesamte Flussstraßenviertel entstehen derzeit ein Mobilitäts- und ein Sozialkonzept, die beide im Juni fertig sein sollen. Im Sozialkonzept gehe es um eine Reihe von Fragen, darunter wie das Quartier attraktiver und lebenswerter gestaltet werden kann, berichtet Haberland. Auch welche Gruppen man ansprechen müsse, wie Wohnungen aussehen sollten und welche weiteren Angebote im Viertel wünschenswert seien, werde unter anderem hinterfragt. Das Mobilitätskonzept nehme dagegen etwa das Thema Parken in den Blick. Die fünf Tiefgaragen, die die Rahmenplanung vorsieht, würden nicht umgesetzt, betont die Diplomingenieurin. Zudem habe der Rittmannsperger-Plan eine Verschiebung der Baulinien einige Meter weiter auf die Grundstücke ausgeführt. Dadurch sollte senkrechtes Parken von Fahrzeugen im Straßenraum ermöglicht werden. Da vorerst nicht im großen Stil neugebaut werde, falle die Möglichkeit weitgehend aus.
Der Parkdruck im Flussstraßenviertel sei allerdings hoch, weshalb derzeit eine neue Idee besprochen werde. Wenn die Straßen in dem Gebiet verkehrsberuhigt würden, dann sei senkrechtes Parken ebenfalls möglich. Allerdings würden durch solche Quartiersstraßen etwa die Vorgärten kleiner. Die im Rahmenplan von Rittmannsperger angestrebte Nachverdichtung stehe weiterhin auf der Agenda, werde aber erst mittelfristig angestrebt, resümiert die Geschäftsführerin.