07. Oktober 2024, 19:02 Uhr

Spannung in GIeßen

Mord am Meer im Gießener Schwimmbad

Der niederländische Autor Mathijs Deen liest beim Krimifestival Gießen aus »Der Retter« - und zwar im Saunabereich in der Ringallee.
07. Oktober 2024, 19:02 Uhr
BCZ
Mathijs Deen liest aus »Der Retter«. Foto: Czernek.

. »Mich interessieren die Menschen und die Geschichten, die sich daraus entwickeln. Einen Mord zu erfinden, das fällt mir schwer«, gab der niederländische Krimanalautor Mathijs Deen bei seiner Lesung am Sonntagabend im Rahmen des Krimifestivals unumwunden zu.

Sein Kriminalroman »Der Retter«, der dritte Roman dieser Reihe um den wortkargen Kommissar Liewe Cupido, spielt am Wattenmeer zwischen Deutschland und den Niederlanden. Passenderweise wurde als Veranstaltungsort der Ruheraum des Saunabereichs im Schwimmbad in der Ringallee gewählt. So war wenigstens etwas Wasser in der Nähe des Geschehens, wenn der Autor schon in die »Stadt ohne Meer« kam.

Holländischer Krimi-Preis erhalten

Der 1962 in Hengelo geborene Autor und Radioproduzent verfasste bis zu seinem Kriminaldebüt Romane, Kurzgeschichten und Kolumnen. »Die Idee, Krimis zu schreiben, kam nicht von mir, sondern von meinem Verleger«, erzählte er in einem Gespräch mit dem Veranstalter Marc Schäfer. Zunächst habe er sich dagegen gewehrt und seiner Lektorin geantwortet, dass dies nicht sein Genre sei. Doch dann kam Corona und er habe auf einmal viel Zeit gehabt und sich die Frage gestellt, warum er dies eigentlich nicht einmal probieren solle. Aus dieser Idee wurde sein erster Kriminalroman »Der Holländer«, dem folgte »Der Taucher« und als dritter Band der Reihe veröffentlichte er »Der Retter«. Der Genrewechsel hat sich für ihn gelohnt. Für »Der Taucher« und für »Der Retter« erhielt der den renommierten niederländischen Krimi-Preis »De Gouden Strop«. Im Mare-Verlag, für den Deen schreibt, werden ausschließlich Bücher und Zeitschriften verlegt, in denen das Meer mit seinen Gegebenheiten thematisiert wird. »Deshalb war klar, dass meine Kriminalromane auch an der Küste spielen mussten«, erzählte er mit seinem charmanten Rudi-Carell-Zungenschlag.

Er liebt das Wattenmeer, nicht weil er dort aufgewachsen ist, sondern weil er es als Kind im Urlaub kennenlernte. Er stellte fest, dass die Welt hinter dem Deich und auf den Inseln eine andere ist als davor. Dieses Gefühl bringt er in seine Romane mit ein. »Es gibt Menschen, die auf dem Festland geboren sind und im Herzen Insulaner sind und umgekehrt«, meinte er dazu.

Er habe einen deutschen Kommissar mit holländischer Seele erfinden wollen. Herausgekommen ist der wortkarge Kriminalkommissar Liewe Cupido, gebürtiger Deutscher, der auf der niederländischen Insel Texel aufgewachsen ist. Sein Vater war ein niederländischer Fischer, er ertrank als Cupido 16 Jahre alt war. Seine Mutter ist Deutsche und arbeitet als Meeresbiologin in einem Institut auf Texel. Weil er mit dem typischen holländischen Akzent spricht, nennen ihn seine deutschen Kollegen nur »den Holländer«. »Im Wattenmeer ist die Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden nicht so eindeutig, die kann sich auch mal verschieben. Das macht es interessant, wenn in diesem Gebiet eine Leiche auftaucht, dann müssen die einzelnen Behörden zusammenarbeiten«, erzählte Deen.

Ein Spannungsfeld zwischen beiden Ländern, in dem man gute Geschichten platzieren könne. In seinem jüngsten Buch »Der Retter« findet eine Familie an Ostern menschliche Überreste und eine Rettungsweste eines vor 23 Jahren gesunkenen Schiffes, bei dessen Untergang sämtliche Passagiere gerettet wurden, außer dem Kapitän. Daraus entspinnt sich eine spannende Geschichte, bei der die Seenotrettung eine wichtige Rolle spielt. »Die Leute von der Organisation waren ganz begeistert von der Idee und sagte mir, dass sie froh seien, dass endlich einmal ein Krimiautor auf die Idee gekommen sei, ihre Arbeit mit in einem Roman zu verwenden. Ich glaube, sie haben mein Buch noch nicht gelesen«, meinte er schelmisch lächelnd dazu. Auch wenn die Buchreihe bereits als Trilogie bezeichnet wurde: Mit seinem jüngsten Band ist noch lange nicht Schluss. Er arbeitet bereits an der Fortsetzung.



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