13. Mai 2025, 18:29 Uhr

Bühne

Im Paris der Zwischenkriegszeit

Der Opernchor des Stadttheaters Gießen widmet sich zum Auftakt einer neuen Reihe sechs französischen Komponisten der Zwischenkriegszeit.
13. Mai 2025, 18:29 Uhr
HSCH
Die Mitglieder des Opernchors: Shawn Mlynek, Antje Tiné, Olga Wallenhauer, Natascha Jung, Anna Maistriau, Sora Winkler sowie Chordirektor Moritz Laurer am Klavier. Foto: Schultz

. Eine neue Reihe erlebte am Sonntag ihre Premiere im Foyer des Stadttheaters Gießen. Mitglieder des Opernchors sangen unter dem Titel »Aus dem Pariser Salon bis nach Hollywood« Werke von Francis Poulenc, Arthur Honegger, Georges Auric und anderen Pariser Komponisten, die sich zu Beginn der 1920er Jahre in der Seine-Metropole zusammenfanden und eine Annäherung an zeitgenössische Jazz-, Varieté- und Zirkus-Musik auf die Fahnen schrieben. Chordirektor Moritz Laurer begleitete das Ensemble vorzüglich am Klavier. Das Publikum applaudierte heftig: es wurde ein schöner musikalischer Vormittag.

Tenor Shawn Mlynek stellte die Werke und Komponisten mit kurzweiligen Moderationen in ihren historischen Zusammenhang. So wechselte etwa Georges Auric (1899-1983) im Verlauf seiner Laufbahn zur Komposition von Filmmusiken über, daher der Verweis auf Hollywood im Titel. Los legte er dann mit Aurics »Cinq poèmes de Gérard de Nerval« aus dem Jahr 1925. Er musiziert mit angenehmer runder Stimme, klar und ausdrucksvoll. Moritz Laurer setzte zusätzliche Akzente.

Altistin Antje Tiné setzte die musikalische Entdeckungsreise mit Louis Dureys (1888-1979) »Épigrammes de Théocrite« op. 13 aus dem Jahr 1918 fort. Der Komponist hatte harte Zeiten durchlebt und einige Jahre von Musikrezensionen für eine kommunistische Zeitung existiert. Tiné trug vorab ein kleines Stück Lyrik vor, sie musizierte dramatisch und intensiv. Altistin Olga Wallenhauer glänzte bei Louis Dureys (1888-1979) »Attente« mit expressiver Körpersprache; sie musizierte dramatisch, klar und mit schöner lyrischer Sanftheit.

Es folgte Darius Milhauds (1892-1974) »Libation«, umgesetzt von Sopranistin Natascha Jung, aus der Bühnenmusik »Les Choéphores« op.24 (1915). Das klang so differenziert wie intensiv. Hier ergab sich bei »Entrez!…«, einem Duett mit Mlynek und eine schöne Interaktion.

Es war ein abwechslungsreiches Programm, das auch dank der reizvollen Abfolge der Stimmen anregend wirkte. So musizierte Anna Maistriau Arthur Honeggers (1892-1955), »6 Poésies de Jean Cocteau« von 1920 anmutig und mit charmanter Mimik, ein frischer Hauch. Moritz Laurer begleitete sie höchst sensibel, setzte chamäleonartig die verschiedenen Stimmungen um und sorgte für eine verlässliche Kontrastierung des Programms.

Sora Winkler wiederum musizierte in den »4 poèmes« von 1914 lyrisch verhangen und sehr schön, nuanciert und mit zurückhaltender Körpersprache: ein zugewandter Vortrag. Gleiches galt für Jungs Wiedergabe von Germaine Tailleferres (1892-1983) »2 Chansons«. Dabei stach »La Rue Chagrin« heraus, das sie mit Schmackes und Charme musizierte; ein Glanzlicht.

Und es kam sogar noch besser. Nachdem Winkler Poulencs »Les chemins d’amour« aus dem Kriegsjahr 1940 klar, differenziert und emotional vortrug, trat das ganze Ensemble zum Finale an. Poulencs »Salve Regina« aus der Oper »Dialogues des Carmelites« sorgte für eine eindrucksvolle Leistung des Ensembles. Ein vielversprechender Auftakt für die Reihe.



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