. Das Tierheim Gießen befinde sich in einer schwierigen Lage und müsse von der Politik dringend besser unterstützt werden. Da die Einrichtung schon den Großteil ihres Jahresbudgets selbst erwirtschaften müsse, sei es wichtig, »dass zumindest die Rahmenbedingungen stimmen«, hat Astrid Paparone, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Gießen und Umgebung, jüngst zu verstehen gegeben. Dazu gehöre etwa eine Bushaltestelle, um das Tierheim mit dem ÖPNV leichter erreichen zu können, weil eben nicht alle Mitarbeiter, Ehrenamtler und Besucher über ein Auto verfügen. Sie äußert aber auch den Wunsch nach zusätzlichen Parkmöglichkeiten und einer Geschwindigkeitsbegrenzung »an der schnell und viel befahrenen Vixröder Straße«. Immerhin kämen immer wieder Schulklassen vorbei und leinenaggressive Hunde müssten über die Straße geführt werden. Und weil nicht selten unbrauchbares Tierzubehör einfach auf dem Parkplatz abgestellt werde, wäre laut Paparone zudem eine Entlastung bei den Müllkosten erstrebenswert. Wie aber sind die Aussichten, dass sich diese Forderungen umsetzen lassen?
Bushaltestelle : »Grundsätzlich steht die Stadt Gießen der Einrichtung einer Bushaltestelle im Bereich Gaststätte Irodion/Tierheim nicht ablehnend gegenüber. Im Nahverkehrsplan der Stadt ist hier allerdings kein Defizit identifiziert worden«, teilt Stadtsprecherin Claudia Boje auf Anfrage des Anzeigers mit. Straßenbaulastträger sei aber ohnehin »Hessen Mobil«. Und Buslinien, die dort verkehren, stünden alle in der Aufgabenträgerschaft des Zweckverbandes Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV). »Von dort müsste daher die Initiative gegenüber Hessen Mobil ausgehen. Wir beteiligen uns natürlich gerne daran«, so Boje weiter. Ergänzend dazu erklärt Sven Rischen, Prokurist der VGO Verkehrsgesellschaft Oberhessen mbH: »ZOV-Verkehr, Landkreis Gießen und Stadt Gießen prüfen die Einrichtung einer Haltestelle in der Nähe des Tierheims, wobei dies nur sinnvoll erscheint, wenn sich diese im Bereich des Restaurants Irodion befinden würde, zumal wir aus fachlicher Sicht das Fahrgastpotenzial für diese angedachte Haltestelle als gering einschätzen.« Alle notwendigen baulichen Veränderungen müssten wiederum bei einer positiven Entscheidung in der Folge mit den Straßenbaulastträgern abgestimmt werden.
Parkplätze : Bei dem offenbar in den Blick genommenen Areal auf städtischem Gebiet im Dreieck zwischen den beiden Landstraßen handelt es sich um eine festgelegte Ausgleichsfläche »Extensive Wiese und Baumpflanzungen« für den von »Hessen Mobil« errichteten Radweg nach Buseck. »Aus diesem Grund können wir dort keine Erweiterung der Parkflächen zulassen«, informiert Claudia Boje. Drumherum sei die Situation ebenfalls bauplanungsrechtlich kompliziert. »Die Flächen südlich sind alle Bestandteil des Natura 2000-Gebietes, die östlichen Flächen sind Privateigentum mit gesetzlich geschützten Streuobstwiesen.« Die einzige Alternative, die Stellplatzfläche auszudehnen, sieht man im Rathaus darin, mit dem Eigentümer (Land Hessen/»Hessen Mobil«) darüber zu reden, »ob der vorhandene Platz optimierter genutzt werden kann, um eventuell mehr Parkplätze aufnehmen zu können«.
Geschwindigkeit : Bürgermeister Alexander Wright hat dem Tierschutzverein bereits erläutert, warum »bedauerlicherweise kein Tempolimit angeordnet werden kann«. Demnach fehlen aus Sicht der Straßenverkehrsbehörde sowie der Polizei nämlich zurzeit die rechtlichen Voraussetzungen gemäß Straßenverkehrsordnung (StVO) im Bereich des Tierheimes, um die Geschwindigkeit auf 50 Stundenkilometer zu reduzieren. »Das mag für Sie - wie auch für mich - unzufriedenstellend sein. Dennoch sind wir an die Regelungen der StVO gebunden.« Das bedeutet, es müsste »eine besondere Gefährdung des Fuß- oder Radverkehrs in Verbindung mit zu schnell fahrendem Kfz-Verkehr« nachgewiesen werden, die durch Unfälle zu belegen sei. Das bedauere er persönlich sehr, räumt Wright ein. Aber anhand der von der Polizei geführten Statistik seien »dort keine Unfälle bekannt«.
Müll : Der Tierschutzverein zahle aktuell - wie jeder - für eine Restmülltonne und eine Biotonne. Das sind monatlich 23 Euro. »Mit den beiden Abfallbehältern kann der TSV natürlich nur einen kleineren Teil der anfallenden Abfälle entsorgen. Für den weitaus überwiegenden gewerblichen Anteil hat der Verein seit vielen Jahren einen privaten Entsorger beauftragt. Dies ist eine nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz für Gewerbebetriebe zulässige Verfahrensweise«, informiert Claudia Boje. Das städtische Fuhramt sei ein zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb und biete die Entsorgung gewerblicher Abfälle ebenfalls als Dienstleistung an. »Dafür haben wir hier aber keinen Auftrag.«
Unterstützung erfährt das Tierheim bereits durch einen mit der Stadt Gießen geschlossenen Fundtiervertrag. Dabei handele es sich um eine »nicht unerhebliche Größenordnung«, die pauschal pro Einwohner aufgewendet werde, so Claudia Boje. Neu sei seit wenigen Jahren, »dass wir uns bereiterklärt haben, notwendige Kosten für eine gegebenenfalls erforderliche Erstversorgung, Kastration und Kennzeichnung von im Stadtgebiet Gießen gefundenen und beim Tierheim Gießen abgegebenen Katzen zu übernehmen«. Zudem sei für die bauliche Erweiterung 2023 die Ausgleichsmaßnahme hergestellt und finanziert worden. (bl)