06. Mai 2025, 17:59 Uhr

Gemeinschaft

Am Uniklinikum Gießen wird Pizza verteilt

Der Verein »Kinderherzen helfen« spendiert Pizza an Patienten und Pfleger des Kinderherzzentrums Gießen.
06. Mai 2025, 17:59 Uhr
MUZ
Helena und ihre Mutter Claudia Natusch lassen sich ihre Lieblingspizza schmecken. Foto: Zimmermann

. Eines von 100 Kindern wird mit einem Herzfehler geboren. Der Gießener Verein »Kinderherzen heilen« hat sich zum Ziel gesetzt, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken und sich bei Pflegekräften, die sich tagein, tagaus um Betroffene kümmern, zu bedanken. Am jetzigen »Tag der herzkranken Kinder« hat der Verein daher eine ganz besondere Aktion auf die Beine gestellt: Zusammen mit dem Cateringdienst »Fett und Lecker« spendierte er Pizza an Pfleger und Patienten des Kinderherzzentrums am Uniklinikum Gießen.

Es ist bereits das zweite Mal, dass Caterer und Verein an diesem Aktionstag zusammenarbeiten. »Wir waren letztes Jahr schon total begeistert«, schwärmt Inhaberin Larissa Braun von den glänzenden Augen der Kinder, die sich über den Anblick einer knusprigen Pizza freuen.

»Wir legen sogar noch was drauf, damit es nicht zu knapp wird«, erklärt sie, dass die Kosten für die Hälfte der diesmal 200 ausgegebenen Pizzen von ihrem Kleinunternehmen übernommen werden. Für den Rest kommt »Kinderherzen heilen« selbst auf, sodass Personal und Patienten nur einen der ausgegebenen Gutscheine einlösen und ihre Portion genießen können. Der Vorplatz des Kinderherzzentrums duftet an diesem Mittag nach dem angenehmen Geruch der frisch gebackenen Pizzen.

Eine schwere Zeit leichter machen

Eltern von Kindern mit Herzkrankheiten haben »Kinderherzen heilen« vor 25 Jahren gegründet. Seitdem engagiert sich der Verein, um Betroffenen Beistand zu bieten und zusammen den schweren Alltag besser zu meistern, der mit einer solchen Erkrankung einhergeht. »Es gibt Familien, die bis zu zwei Jahre auf ein neues Herz warten müssen. Und diese Zeit ist natürlich wahnsinnig belastend«, wissen Geschäftsführer Michael Hauk und Vorsitzende Ruth Knab. »Wir tun alles, was wir können, um ihnen diese Zeit ein bisschen leichter zu machen.« Die Pizza-Aktion ist nur eines der Beispiele dafür.

Im Kinderherzzentrum hat der Verein bereits den Spielraum mit zusätzlichen Materialien erweitert und den Spielplatz vor dem Gebäude durch weitere Geräte vergrößert. Für die ganze Familie werden außerdem Freizeiten oder Aktionen an Festtagen organisiert. Man wolle »Kindern ermöglichen rauszukommen, die sonst ans Bett gefesselt sind«, so Knab.

Einen zentralen Beitrag leistet der Verein aber auch zur konkreten Entlastung der Pflegekräfte: Eine von derzeit zwei Erzieherinnen-Stellen auf der Station wird von »Kinderherzen heilen« finanziert. Die zusätzliche Unterstützung soll bei der pädagogischen Betreuung der Patienten helfen, die sonst vom normalen Personal übernommen werden müsse. Diese Aufgabe kommt Nadja Abel zu. »Applaus allein reicht nicht, manchmal muss es auch was zu essen geben«, freut sich die Erzieherin über die Geste. Zusammen mit dem Verein hatte sie nach der oft nur symbolischen Hilfe während der Corona-Pandemie überlegt, wie man dem Personal mehr Anerkennung zeigen könne. Die tägliche intensive Arbeit aller auf der Station soll so besser gewürdigt werden.

Im Kinderherzzentrum sind derzeit 16 bis 17 Patienten untergebracht. Von Null bis 70 Jahren ist dort jedes Alter vertreten, denn manche Herzkrankheit wird erst spät bemerkt. Eine von ihnen ist die sechs Jahre alte Helena. Nach durch eine Scharlach-Infektion im Januar ausgelösten Komplikationen brach ihr Kreislauf zusammen, sie musste reanimiert werden. Seitdem schlägt ihr Herz nicht mehr richtig und wird durch ein externes System unterstützt.

Abwechslung in den Alltag bringen

Sie wartet nun auf ein Spenderherz. Doch die sind knapp. Deshalb liegen auf den aufgebauten Stehtischen auf dem Spielplatz des Unigebäudes überall Organspendeausweise, die der Verein mitgebracht hat. »Es kann heute noch kommen oder in einem Jahr«, erzählt Helenas Mutter, Claudia Natusch, über das lange Warten. Solange Helena noch am künstlichen Herz hängt, heißt es, damit leben zu lernen. Es zählen vor allem die kleinen Höhepunkte, die Abwechslung in den Alltag bringen. Zum Beispiel endlich mal wieder rausgehen zu können oder ins Spielzimmer zu dürfen. »Auf die Pizza freut sich Helena schon seit einer ganzen Woche«, lächelt die Mutter.

Auch vom Personal ist Begeisterung für die Aktion zu hören. Die Physiotherapeutin Tanja Theindl betont, dass es sich vor allem um eine schöne Abwechslung handelt. »So können Eltern, Kinder und Personal sich mal auf einer anderen Ebene begegnen, als immer nur der medizinischen«, hebt sie hervor. Im Vergleich zu anderen Tagen könne man bei einer gemeinsamen Pizza auch mal über leichtere Themen sprechen. Als optimistischen Ausblick auf die Zukunft fügt Pizzabäckerin Larissa Braun noch hinzu: »Ich freue mich, nächstes Jahr wieder dabei zu sein.«



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