14. Mai 2025, 20:24 Uhr

Tag des Lokaljournalismus

Zeitung und Stadt im Austausch

Es ist die Lokalpolitik, die das Leben der Menschen direkt betrifft. Yannick Schwander von der Stadt Bad Vilbel teilt seine Sicht auf die Zusammenarbeit zwischen Kommune und Zeitung mit.
14. Mai 2025, 20:24 Uhr
TPH
Yannick Schwander ist Pressesprecher der Stadt Bad Vilbel. Er arbeitet tagtäglich mit den lokalen Zeitungen zusammen, um Neuigkeiten aus der Gemeinde an die Öffentlichkeit zu bringen.

Journalismus und Politik stehen oft in einem Spannungsverhältnis. Immer wieder beschweren sich Politiker über die Berichterstattung in den Medien, die wiederum mitunter scharfe Kritik an Politikern äußern. Auch im Lokaljournalismus spielt Politik eine große Rolle. Für Yannick Schwander, Pressesprecher der Stadt Bad Vilbel, ist eine gute Zusammenarbeit zwischen der Kommune und den lokalen Medien unerlässlich.

Die meisten Städte, wie auch Bad Vilbel, stehen in direktem Austausch mit den lokalen Medien. Beispielsweise schicken viele sie den Zeitungen immer wieder Pressemitteilungen, die auf Neuigkeiten oder auch Ankündigungen hinweisen. Diese werden meist mit einigen sprachlichen Änderungen von der Zeitung veröffentlicht.

Gegenseitig profitieren

Manche Themen werden auch von der Redaktion aufgegriffen, um daraus eigene Berichte zu machen. Informiert die Stadt beispielsweise über den Beginn eines Bauprojekts, ist manchmal eine ausführlichere Berichterstattung vor Ort sinnvoll. So ergänzen sich beide gegenseitig. »Wir versuchen immer, neue Themen für beide Seiten vorteilhaft zu gestalten«, sagt Schwander.

Die Stadt könne zwar durch Social Media und ihrer eigenen Website Bürgerinnen und Bürger selbst informieren, dennoch seien Berichte unserer Zeitung auch für die Stadt hilfreich. Dadurch würden viele Informationen auch Menschen erreichen, die sich nicht über die Kanäle der Stadt informieren. »Der Lokaljournalismus nimmt auch für uns eine Filterfunktion ein«, sagt Schwander. Oft bringe die Zeitung neue Blickwinkel ein, von der auch die Stadt profitiere. Nachrichten aus den Parlamenten werden beispielsweise auf das wichtigste heruntergebrochen.

Außerdem könne die Stadt durch die vielfältige Berichterstattung der Zeitung Themen aufgreifen, von denen sie selbst noch nichts wusste. »Wir haben zwar vieles im Blick, aber manche Menschen wenden sich mit ihren Anliegen auch erst mal an die Zeitung.« Die Stadt könne dann bei Problemen von Bürgern helfen, durch die sie über einen Zeitungsartikel aufmerksam wurde.

Schwander selbst hat eigenen Erfahrungen im Journalismus gemacht. Von 2009 bis 2011 war er freier Mitarbeiter im Lokalteil der Frankfurter Neuen Presse. »Dadurch habe ich gelernt, worauf es bei der Berichterstattung ankommt, was mir auch bei meiner Arbeit als Pressesprecher hilft.« So falle es ihm leichter, Pressemitteilungen zu schreiben, die den Vorgaben der Zeitung entsprechen. Seit 2015 arbeitet er als Pressesprecher der Stadt Bad Vilbel.

Die Zusammenarbeit zwischen Zeitung und Stadt läuft laut Schwander gut. »Wir fühlen uns immer fair behandelt, auch wenn wir nicht immer der Berichterstattung oder Kommentaren zustimmen.« Schwander habe sich dennoch bei den lokalen Medien noch nie beschweren müssen. Nur selten wurden Richtigstellungen gefordert, bei Fehlern, die in der Berichterstattung vorgekommen sind.

Die Stadt selbst bekommt auch von Bürgerinnen und Bürgern Rückmeldungen per E-Mail oder in den sozialen Medien, die sich auf Zeitungsberichte beziehen. »Das zeigt uns dann auch, was die Menschen vor Ort bewegt.«

Bedeutung nimmt nicht ab

Auch die lokale politische Berichterstattung ist ein Kernelement des Lokaljournalismus. Unsere Zeitung berichtet immer wieder über Stadtverordnetenversammlungen oder andere politischen Sitzunge, die entweder öffentlich sind oder zu denen wir eingeladen werden. Die Anwesenheit der Presse könne auch bei dem ein oder anderen Lokalpolitiker Eindruck machen.

»Manche gestalten vielleicht ihre Reden etwas anders, wenn sie wissen, dass die Presse anwesend ist«, sagt Yannick Schwander. So würden einige ihren Diskussionsstil ändern, andere Worte wählen oder auch neue Aspekte in ihre Rede einbauen. Manche würden hoffen, dass sie so im Zeitungsbericht erwähnt werden.

Früher sei die Zusammenarbeit zwischen lokaler Presse und Stadt noch anders gewesen. Es gab fünf Redaktionen in Bad Vilbel, jetzt ist es nur noch eine, die drei Zeitungen macht. »Das heißt aber nicht, dass die Bedeutung der lokalen Zeitung für uns abnimmt.« Dennoch wünscht sich Schwander, dass die Lokalzeitung auch für junge Menschen attraktiver wäre. »Die Lokalzeitung ist für lokale Themen wichtig, die die Menschen betreffen.«



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