03. November 2024, 18:43 Uhr

Politischer Kennenlernabend

03. November 2024, 18:43 Uhr
LAEIG
Der Grebenhainer Bürgermeisterkandidat Simon Seibert stellte sich erstmals der Öffentlichkeit vor. FOTO: EIGNER

Vor gut zwei Wochen machte Simon Seibert seine Bewerbung um das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Grebenhain öffentlich. Am Freitagabend stellte sich der 39-Jährige im Bürgerhaus in Grebenhain nun erstmals direkt der Öffentlichkeit vor. »Was ist Grebenhain? Dazu werde ich gewiss ganz viele Antworten bekommen. Für mich sind die Menschen, die hier leben Grebenhain. Die Vereine, die das Leben in den Dörfern tragen. Die vielen Besonderheiten in den Orten«, erklärte Seibert, der bei der Bürgermeisterwahl am 25. Mai 2025 Amtsinhaber Sebastian Stang (SPD) herausfordern wird, in seinem ersten Statement im nahezu voll besetzten großen Saal des Bürgerhauses.

Vor den anwesenden zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern stellte Seibert zunächst seine Person vor. »Ich bin ein richtiges Dorfkind«, betonte er im Hinblick auf seine Kindheit im Herbsteiner Stadtteil Steinfurt. Nach Grebenhain sei er dann durch den Umzug seines Vaters nach der Scheidung seiner Eltern gekommen. Auch durch seine Schulzeit an der Oberwaldschule habe sich in Grebenhain als seiner zweiten Heimat ein großer Freundeskreis entwickelt.

Der verheiratete Familienvater schilderte seinen beruflichen Lebensweg und wie ihn dieser geprägt habe. In seiner Zeit bei der Bundeswehr habe er gelernt, Führungsverantwortung unter Druck auszuüben und später die Funktionsweise des öffentlichen Dienstes kennengelernt. Die Tätigkeit in der Internationalen Organisation für Rüstungskooperation OCCAR, die ihn bis ins südfranzösische Toulouse führte, habe ihn dagegen gelehrt, mit vielen Menschen aus vielen Nationen zurecht zu kommen, Teamwork auszuüben und auch Kompromisse zu schließen. »Ich war die Knautschzone zwischen allen«, so Seibert. Durch die Analyse- und Testdienstleistungs-Firma IABG mit ihrem Hauptsitz in Ottobrunn, bei der er gegenwärtig arbeitet, habe er dann Erfahrung in der privaten Wirtschaft bekommen und gelernt, wie sehr auch »Zahlen« zählten.

»Wenn man Vater wird, denkt man nach. Für all das, was man mag, arbeiten Leute. Wie kann ich dazu beitragen, dass auch unsere Kinder so eine schöne Kindheit auf dem Land haben wie ich? Damit wir alle eine gute Zukunft haben, müssen wir jetzt die richtigen Entscheidungen treffen«, begründete Seibert seine Motivation, sich als Bürgermeister in Grebenhain zu bewerben. Sein Umzug von Köln in den Vogelsberg sei unabhängig davon beschlossen, denn er habe bereits einen Bauplatz in Lauterbach gekauft. Ein Kompromiss, wie er ausführte, denn seine aus Nieder-Moos stammende Ehefrau schätze neben dem Land- auch das Stadtleben. Doch Bernhard Ziegler und Edwin Schneider - die beiden früheren Rathauschefs von Herbstein und Ulrichstein saßen übrigens im Publikum - hätten erfolgreich unter Beweis gestellt, dass man als Bürgermeister nicht zwangsläufig in seiner Kommune wohnen müsse. »Es ist nicht wichtig, wo man wohnt, sondern wie man sich für eine Sache einsetzt«, so Seibert.

Am Bürgermeisteramt reize ihn, dass es ein komplexes Amt sei. Einerseits agiere man als Chef einer Verwaltung, andererseits als Inhaber eines politischen Amtes, das mit anderen politischen Ebenen zu tun habe. Und zudem wirke man als Repräsentant einer Gemeinde nach außen und habe direkt mit Bürgerinnen und Bürgern zu tun. Neben seiner vielseitigen Erfahrung im öffentlichen Dienst, im internationalen Bereich, und der freien Wirtschaft schätze er den Umgang mit Menschen. »Ich bin unabhängig, weil ich ein Bürgermeister für alle Bürgerinnen und Bürger sein will«, unterstrich Seibert, dass er ohne eine Bindung an eine bestimmte Partei antrete. Knappe Entscheidungen in der Grebenhainer Gemeindevertretung und harte Debatten zeigten, dass sich hier etwas ändern müsse. »Ich habe mit beiden Parteien gesprochen«, betonte Seibert, dass er sowohl zur CDU als auch zur SPD Verbindung aufgenommen habe.

Sechs zentrale Themengebiete

Sechs wichtige Themengebiete für ihn als Bürgermeister benannte der Kandidat dann: Es gehe ihm um die Lebensqualität für Jung und Alt. Als junger Vater liege ihm eine gute Kinderbetreuung am Herzen, doch ebenso wichtig sei ihm auch altersgerechtes Wohnen. Als tragende Säule benannte er das Ehrenamt in den Vereinen. Vor dem Hintergrund von Nachwuchsmangel und Problemen bei der Tages-Alarmbereitschaft der Feuerwehr müsse dieses stärker gefördert werden. Wichtig seien ihm Transparenz und Bürgerbeteiligung. »Die Bürgerinnen und Bürger sind interessiert an ihrer Gemeinde. Sie müssen wissen, woran gerade gearbeitet wird und was ansteht«, erklärte Seibert. Das Rathaus müsse bürgernah sein. Die Verwaltung habe es in der Vergangenheit nicht einfach gehabt. Es gehe nur, wenn diese als Team arbeite.

Als weiteres Themenfeld zählte Seibert die Dorfentwicklung und örtliche Versorgung auf. Der Vogelsberg sei strukturschwach und habe mit Nachwuchsmangel zu kämpfen. Hinzu kämen Herausforderungen durch Klimawandel und Unwettergefahren wie auch bürokratische Auflagen. »Aber wir haben auch Bürgerinnen und Bürger, die wissen, was in ihren Dörfern wichtig ist«, erklärte Seibert, der etwas später auch ausführte, die Ortsbeiräte wieder stärker zu hören. Denn diese stellten den »Draht des Bürgermeisters in die einzelnen Orte hinein« dar. Als äußerst wichtig benannte der Kandidat schließlich Wirtschaft und Gewerbe einschließlich der Landwirtschaft. Die Gemeinde Grebenhain müsse stets offen dafür sein, neue Gewerbebetriebe bei sich anzusiedeln. »Ich will ein vertrauensvoller Verhandlungspartner sein«, bekräftigte Seibert.

Für neue Themen sei er immer offen. Über Themen hinaus biete ein Bürgermeister aber auch einen Charakter an und eine Art und Weise, wie er Dinge umsetze. »Einen Charakter kann man sich aussuchen. Hier will ich eine Alternative anbieten«, betonte der Kandidat.

Der Abend sei ein erster Schritt, um der Bürgerschaft die Chance zum Kennenlernen zu geben. Im kommenden halben Jahr wolle er sich nun weiter ein Bild machen, auch mit Besuchen vor Ort, bevor im Frühjahr die heiße Phase des Wahlkampfes beginne. Im Anschluss an die Ausführungen des Kandidaten nutzen zahlreiche Gäste die Gelegenheit, um Seibert Fragen zu stellen, etwa zu den Schulden der Gemeinde und weiteren Vorstellungen und Ideen zu einzelnen Politikfeldern.

Auch nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung kamen zahlreiche Bürger noch zu kurzen Vier-Augen-Gesprächen auf den Kandidaten zu.



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