Weit über 100 Jahre ist die Niddertalbahn als Direktverbindung aus der Region nach Frankfurt alt. Eher gemütlich geht es auf der 31,5 Kilometer langen Strecke mit 14 Haltepunkten zu. Nach einer Modernisierung sollen Züge künftig schneller und öfter fahren können. In Stockheim informierte die Bahn nun über das Projekt.
»Das erlebe ich nicht mehr«, sagte ein Besucher, der an einer schnellen Umsetzung des Projekts zweifelte. Und auch andere, die die Geschichte und Verzögerungen des Ausbaus der Niddertalbahn seit fast einem halben Jahrhundert verfolgen, schwankten zwischen Skepsis und Optimismus.
Dagegen ließen der zuständige Abteilungsleiter bei DB InfraGo, Maximilian Antwerpen, Projektleiter Sebastian Brieger und die drei Projektingenieure Shuajb Hajdari, Anna Lauterbach und Bernhard Schön keinen Zweifel daran, dass sie das Projekt so schnell wie möglich umsetzen wollen. Die Modernisierung soll eine erhebliche Verbesserung der Verbindungen bringen und damit die Attraktivität der Region für Pendler steigern. Statt des bisherigen Stundentakts sollen die Züge künftig in der Regel im Halbstundentakt verkehren. In Spitzenzeiten soll der Takt von 30 auf 15 Minuten verkürzt werden. Die Fahrtzeit bis Frankfurt soll sich von 75 Minuten um bis zu zehn Minuten verkürzen.
Dafür soll die Niddertalbahn zwischen Bad Vilbel und Stockheim elektrifiziert werden. Auf etwa der Hälfte der Strecke sollen Züge zukünftig Tempo 100 statt bisher 80 fahren können. Doch allein dadurch ist die Verkürzung der Fahrtzeit nicht zu erreichen. Bahnhöfe, Bahnübergänge und auch Brücken und Straßenunterführungen müssen angepasst werden. Dazu werden einige Streckenabschnitte zweigleisig ausgebaut.
Brieger erläuterte, welche Schwierigkeiten für das Projekt zu überwinden sind. So seien bei naturschutzrechtlichen Untersuchungen 1400 Eidechsen gefunden worden, die vor Baubeginn umgesiedelt werden müssten. 50 000 Quadratmeter Fläche seien dafür notwendig, die die Bahn derzeit noch suche. »Solange sich die Eidechsen nicht wohlfühlen in ihrem neuen Habitat, können wir nicht anfangen zu bauen«, erläuterte Brieger. Außerdem sei der Denkmalschutz in die Planungen einbezogen, da die Strecke als Gesamtdenkmal eingestuft sei. Deshalb müsse zum Beispiel die Brücke über die Nidder in Höchst aufwendig umgebaut werden. Denn in der bisherigen Stahl-Fachwerkkonstruktion reiche die Höhe nicht aus, um die Oberleitung einzubauen. Ein ähnliches Problem gibt es an den Straßenunterführungen. Dort sollen die Gleise im Bereich der Bauwerke abgesenkt werden.
Planungen bergen Konfliktpotenzial
Wie intensiv die Bürger sich mit der Niddertalbahn beschäftigen und wie emotional das Thema ist, wurde in Zwischenfragen deutlich. Harald Steinke regte an, die Elektrifizierung durch Akkutriebwagen statt durch den aufwendigen Oberleitungsbau zu erreichen. Das sei bei den bisherigen Planungen nicht Thema gewesen, stellte Brieger fest. Der Zug für diese Variante sei abgefahren. »Wenn uns hier das Optimum angeboten wird und die Kosten-Nutzen-Bewertung positiv ist, dann wäre es doch falsch, das durch neue Überlegungen zu verzögern«, mahnte der frühere Wetterauer Landrat Rolf Gnadl.
Ohnehin ist kaum damit zu rechnen, dass das Planfeststellungsverfahren als Voraussetzung für Baurecht in den zweieinhalb Jahren, die Brieger als kürzesten Zeitraum nannte, abgeschlossen ist. »Je weniger Einwendungen es gibt, desto schneller läuft es«, erläuterte er. Doch in der Info-Veranstaltung war zu spüren, welches Konfliktpotenzial die Planungen bergen. Immer wieder wurde der ungesicherte Bahnübergang am »Schwarzen Weg« im Bereich des Stockheimer Bahnhofs angesprochen. Wenn sich Züge dieser Stelle nähern, müssen sie ein Signal geben. Bis zu 120 Dezibel erreiche der Schallpegel, mahnte ein Anwohner. Schlaf sei dadurch insbesondere in den Spitzenzeiten in weiten Teilen des Niddertals nicht möglich. Doch eine Modernisierung des Bahnübergangs ist nicht geplant. Weil er keinen Einfluss auf die Fahrtzeit hat, ist er nicht berücksichtigt worden.
Mehr Information
Die Präsentation des Projekts ist im Internet auf der Seite bauprojekte.deutschebahn.com/p/wetteraukreis verfügbar. Eine weitere Info-Veranstaltung ist für den 17. Juni ab 19 Uhr im Gemeinschaftshaus Waldsiedlung in Altenstadt geplant. Die Pressesprecherin der Bahn versprach, dass Fragen, Anregungen und Wünsche jederzeit per E-Mail an projekte-wetterau@deutschebahn.com geschickt werden können und beantwortet werden.