23. Juni 2024, 20:18 Uhr

Ya-Hozna-Festival

Zwei Tage »Mini-Woodstock« in Gießen

Das »Ya-Hozna«-Festival ins Europaviertel, das Sommerfest der Kulturinitiative Gießen (KIG), bot für zwei Tage gute Musik mit vielen Bands und dazu auch das passende Drumherum.
23. Juni 2024, 20:18 Uhr
HSCH
»Brain Heck« musizieren sauber, druckvoll und mit tadelloser Gitarrenarbeit. Foto: Schultz

. Der Sommer kommt, und mit oder vielmehr etwas vor ihm kam wieder das »Ya-Hozna«-Festival ins Europaviertel, das Sommerfest der Kulturinitiative Gießen (KIG). Samstag und Sonntag musizierten jeweils vier Bands, und anschließend spielte DJ »Herr Paschulke« Musik von Vinyl. Der Auftakt mit den Rockern von »Ackerdemica« fand auf hohem Niveau statt, das Publikum war sehr angetan.

Die erfahrene Band aus der Region mit zwei Gitarristen (einer sang), Bass und Schlagzeug trat zwar unter dem Etikett »Punk« auf, hielt sich aber nicht groß dran, sondern spielte eine sehr abwechslungsreiche Mischung aus Rock, Blues und anderen Genres. Die sehr gut vorgetragenen deutschen Texte verströmten ein angenehm nostalgisch-aufmüpfiges Flair, der systemkritische Gestus der Band wirkte jedoch nie verkrampft. Dazu trug eine vorbildliche Geschlossenheit bei, und kontrastreiche Arrangements machten das Zuhören zum Vergnügen. Bei aller Rauheit waren die routinierten Rocker immer auch gut aufgelegt. In »Alt« zum Beispiel heißt es »Der Urin ist trüb, der Schweiß riecht nach Benzin«, und der Hormonhaushalt ist im Eimer. Das war gut gespielt und sehr energiereich und wirkte sympathisch. Genau wie die Szene in einem anderen Song, in dem ein leeres Zeug schwatzender Besucher treffend durch den Kakao gezogen wird.

Dirk Müllers exzellente Übertragung sorgte für einen perfekt ausgeglichenen Sound, einen ästhetischen Klang und eine transparente Darstellung der Instrumente. Besonders der Stimmklang, ein diffiziles Thema, war makellos klar und stets natürlich. Insgesamt eine seltene Wohltat. Auch die Lightshow entsprach heutigen Standards.

Davon profitierten auch »Brain Heck«, die unter »Post Grunge« formierten. Sie stammen aus dem lokalen Bereich und musizieren ebenfalls mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug. Allerdings verfügen sie über einen Solosänger. Alle Musiker sind erfahren und agierten entsprechend ruhig und gelassen, allerdings im Rahmen einer Rock-Show. Ihr harter Stil und englischer Gesang erfüllten schon mal die generellen Erwartungen der Konzertbesucher. Auch sie musizierten druckvoll, sauber und mit tadelloser Gitarrenarbeit. Ihr Ansatz war eher traditionell rock-bluesig und energiereich, aber transparent ausgeführt.

Außerdem spielten »Lima Pale« (Alternative), »Beyond Fading Dreams« (Metalcore) und Samstag »A Band Of Pearls« (Rockoper/Pop), »Zagreb Titan« (Ska/Punk/Polka/Pop), »Marble Run Monkeys« (Rock), »The Muskmelons« (Indie-Rock) und »Teichtourist« (Deutschrock).

Überdies hatte die KIG für zivile Getränkepreise gesorgt, und wie schon 2023 gibt es leckeres Essen am Imbisstand von »Schmegge Lasse«. Am Samstagnachmittag gab es außerdem ein Rahmenprogramm mit Kinder-Mitmachkonzert der Musikzentrale-Schultour-Band, eine Papiertheateraufführung für Kinder und Erwachsene und einer Kinderhüpfburg. Und natürlich freie Parkplätze ohne Grenzen.

Im Publikum herrschte eine ausgeglichene Fröhlichkeit, nicht nur bei den Kindern, die (wohlgemerkt mit Ohrenschützern) vor der Bühne herumzischten. Die teilweise recht langhaarigen Erwachsenen führten, soweit möglich, angeregte Gespräche und ließen die Mini-Woodstock-Atmosphäre auf sich wirken: Zwei Tage mit einem schönen Angebot für Open-Air mit knackiger Musik und originellen Zusatzangeboten.



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