25. November 2022, 13:00 Uhr

Münzenberg

»Entartete« Musik begeistert

Ein Trio verwandelte das Kulturhaus Alte Synagoge in Münzenberg in eine bemerkenswerte Stätte der Erinnerung und der gehobenen Musikkultur.
25. November 2022, 13:00 Uhr
Das Musiktrio (v.l.) Georg Crostewitz, Tine Lott, Sabrina Damiani zog das Publikum in den Bann. Foto: privat

Tine Lott, Georg Crostewitz und Sabrina Damiani erinnerten mit ihrem Auftritt an »entartete« Musik. Auf Einladung des Freundeskreises Burg und Stadt Münzenberg und der Stadt Münzenberg erlebten die Besucher und Besucherinnen die beeindruckende Stimme Lotts, die flinken, fliegenden Finger Damianis am Kontrabass und das virtuose Gitarrenspiel von Crostewitz im Rahmen eines farbenfrohen Musikprogramms mit bewegenden Geschichten und Liederperlen abseits der Hitparaden: ein Konzert voller musikalischer Lebensfreude, das aber auch viel Nachdenkliches und Besinnliches zeigte.

Stehende Ovationen nach tollem Abend

Die beiden Veranstalter begleiteten das Konzert mit ausgewählten Textbeiträgen und erinnerten auch an die Teilzerstörung der Münzenberger Synagoge am 10. November 1938, an das Leid, das Menschen Menschen zugefügt haben und leider immer noch zufügen, aber auch an die Hoffnung und die Zuversicht für ein besseres Miteinander.

Der Freundeskreisvorsitzende Uwe Müller eröffnete die Veranstaltung mit Ausschnitten aus dem Sendschreiben Armin T. Wegners an Hitler vom 17. April 1933, dessen prophetische Warnung auch heute noch fortwirkt: »Wenn einmal die Städte zertrümmert liegen, die Geschlechter verbluteten, … werden die Berge unserer Heimat noch zum Himmel trotzen und über ihnen die ewigen Wälder rauschen, aber sie werden nicht mehr von der Luft der Freiheit und Gerechtigkeit unserer Väter erfüllt sein. Mit Scham und Verachtung werden sie von den Geschlechtern künden, die nicht nur das Glück des Landes leichtfertig aufs Spiel setzten, sondern auch sein Andenken für immer geschändet haben.«

Die Demokratie muss lernen

Die Bürgermeisterin der Stadt Münzenberg, Dr. Isabell Tammer, las einen Text von Frido Mann, dem Enkel von Thomas Mann, vor, der mit den Worten endete: »Die Demokratie muss lernen! Die Demokratie muss sich ändern! Die Demokratie … wird gewinnen!«

Krisen als Chancen

Das Vorstandsmitglied des Freundeskreises, Heike Bolz-Guckert, schloss die Textreihe mit einem Interviewbeitrag von Wolfgang Schäuble: »Die Bürger müssen sich für die Demokratie einsetzen. Wir haben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Demokratie ohne Demokraten geht nicht, das wissen wir seit dem Scheitern der Weimarer Republik. Aber … wir wissen eben auch, dass Krisen immer auch Chancen sind. Und das bleibt der Grund für Zuversicht.«

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