29. November 2017, 15:24 Uhr

Lars Amend

Lars Amends Leben im Kino: Superstar Elyas M'Barek spielt Langgönser

Der Langgönser Lars Amend ist seit Jahren auf der Erfolgsspur. Sein Bestseller »Dieses bescheuerte Herz« mit Elyas M’Barek kommt in die Kinos. Und neue Projekte sind geplant.
29. November 2017, 15:24 Uhr
Philipp_Keßler
Von Philipp Keßler

Er hat seine ganz persönliche Geschichte als Wunscherfüller eines todkranken Jungen geschrieben. Nun will er nicht weniger als das Leben seiner Leser verändern – und vertraut dabei auf Fähigkeiten, die er in seiner mittelhessischen Heimat erworben hat.

Daniel ist erst 15. Er weiß, dass er bald sterben wird – und er hat noch so viele Wünsche: ein fremdes Mädchen küssen, mit einem coolen Sportwagen durch die Gegend fahren, Mama endlich wieder von Herzen glücklich sehen und über alles ein Buch schreiben« – Dies ist der Text des Buches »Dieses bescheuerte Herz – Über den Mut zu träumen« des herzkranken Daniel Meyer und des Langgönser Autor Lars Amend, die als »Brüder fürs Leben« eine unvergessliche Zeit miteinander verbringen.

Nun kommt die Verfilmung des Buchs mit Superstar Elyas M’Barek in die Kinos. Zeit für ein Interview mit dem Wahl-Berliner Amend – über das Leben, seine Beziehung zu Daniel und sein heutiges Schaffen.

Herr Amend, wie hat Ihnen der Film zu Ihrem Buch gefallen?

Lars Amend: Ich habe bis jetzt nur eine Rohversion gesehen. Als Autor und als jemand, der ein Teil der Geschichte ist, habe ich aber natürlich einen ganz besonderen Blick darauf. Was mir wichtig war, dass das Kernthema, der Geist unserer Geschichte, bestehen bleibt: Freundschaft, Liebe, Hoffnung. Worum geht es im Leben? Warum sind wir hier? Solche Fragen. Und die Arbeit der Hospize, im Speziellen die der Kinderhospize. Am Ende bleibt es ein Kinofilm. Ich bin aber nicht unglücklich.

Wie sehr erkennen Sie sich in der Hauptperson Lenny, gespielt von Elyas M’Barek, wieder?

Elyas M'Barek spielt im Film eine Hauptrolle. (Foto: pm)

Amend: Wer das Buch gelesen hat und den Film sehen wird, wird feststellen, dass meine Rolle leicht abgewandelt worden ist. Die Protagonisten haben andere Namen, aus Lars wurde Lenny. Das zeigt schon, dass der Film nicht eins zu eins unsere Geschichte nacherzählt, sondern ihr nachempfunden wurde. Ich denke, mit diesem Cast war das auch nicht anders möglich.

 

Was sind die größten Unterschiede zwischen Buch und Film?

Amend: Das sage ich einfach mal: Film gucken und Buch lesen, dann wird man es schon merken (lacht).

Wie groß war Ihr Anteil am Film?

Amend: Ich habe mich da ganz bewusst herausgehalten. Ich habe mich mit vielen Schriftstellerkollegen unterhalten, deren Bücher auch verfilmt wurden, und sie alle haben mir geraten: »Misch dich nicht ein!« Genau das habe ich getan. Unsere Geschichte ist ja wirklich passiert, ich war hautnah dabei und habe logischerweise andere Bilder im Kopf als der Regisseur, der als Außenstehender die Geschichte liest und daraus ein Drehbuch entwirft. Die Produktionsfirma hat mich vor Drehbeginn zwar gebeten, sie in einigen Punkten zu beraten, aber das betraf eher praktische Fragen: Wie sieht das Kinderhospiz aus? Wie funktioniert die Sauerstoffflasche? Wie kann man sich das mit dem Korsett, das Daniel tragen musste, vorstellen? Das habe ich ihnen erklärt, aber als es darum ging, die Filmgeschichte zu entwickeln, habe ich mich komplett rausgehalten.

Daniel und ich fiebern der Premiere schon entgegen und reden jeden Tag darüber

Lars Amend

Ihre Bushido-Biografie ist ebenfalls verfilmt worden. Wie groß war der Unterschied zwischen damals und dem Buch jetzt?

Amend:  Ich muss jetzt zugeben: Ich habe »Zeiten ändern dich« bis heute nicht gesehen. Ich habe damals nur den Trailer gesehen, der schon ziemlich geil war. Aber ich habe ja zu dem Zeitpunkt, als die Dreharbeiten begonnen haben, schon nicht mehr mit Bushido zusammengearbeitet und war bereits mit anderen Projekten beschäftigt.

Der Film startet am 21. Dezember, die Premiere ist eine Woche vorher. Wird man Sie auf dem roten Teppich sehen?

Lenny und David im Film "Dieses bescheuerte Herz". Verfilmung des gleichnamigen Bestseller...

Amend: Auf jeden Fall, Daniel und ich fiebern der Premiere schon entgegen und reden jeden Tag darüber. Wir werden uns schick machen und für einen Abend Rockstar spielen. So etwas erlebt man nur einmal im Leben. Mal ehrlich, wie oft wird schon ein Teil deines Lebens verfilmt? Wenn man mal ganz bodenständig darüber nachdenkt, ist das alles schon ziemlich abgefahren. Aus diesem Grund nehmen wir jede Sekunde mit und sind dankbar für die Chance, so etwas Schönes noch gemeinsam erleben zu dürfen. Das ist ja auch die Botschaft unserer Geschichte: Niemals aufgeben, seine Träume verfolgen, das Gute im Leben sehen und immer an sich glauben.

Die wichtigste Frage schon jetzt: Wie geht es Daniel heute?

Amend: Ihm geht es ganz gut. Er hat aber nicht nur ein krankes Herz, sondern noch viele andere Krankheiten wie ADHS, Skoliose, einen Magenverschluss, er ist Bluter, hat zwei Blutgerinsel im Kopfe und noch so viel mehr. Als ich ihn kennengelernt habe, musste er 24 Tabletten am Tag nehmen, mittlerweile sind es 36. In seinem Rücken befindet sich eine Eisenstange, die seine Wirbelsäule zusammenhält und die dringend ausgetauscht werden muss. Sein Arzt würde ihn am liebsten sofort operieren, aber weil er weiß, wie wichtig Daniel die Premiere und das Gefühl ist, sich einmal wie ein Star zu fühlen, verschiebt er es.

Wir reden hier von einer Hochrisiko-Operation, die zehn Stunden dauert, und die Wahrscheinlichkeit, dass Daniel danach wieder aufwacht, ist kleiner als die, dass er nicht wieder aufwacht. Er muss danach mindestens einen Monat im Krankenhaus und ein halbes Jahr zu Hause bleiben, also würde er die Premiere auf jeden Fall verpassen. Das wollte der Arzt Daniel nicht antun, sodass die OP auf Ende Januar verschoben ist.

Wie ist das Verhältnis zu Daniel inzwischen?

Amend: Damals, als wir uns kennengelernt haben, hat Daniel zu mir gesagt: »Lars, eine Sache muss ich dich fragen, weil Erwachsene mir oft nicht die Wahrheit sagen: Sind wir jetzt Brüder für einen Tag oder wie sieht das aus?« Da habe ich gesagt: »Daniel, wenn, dann ist das für immer.« Und er hat geantwortet: »Cool, Brüder für immer.« Und ich: »Genau, Brüder für immer.« Das hat sich bis heute nicht geändert. Wir sehen uns regelmäßig. Er war in den letzten vier Wochen zweimal bei mir in Berlin, ich war einmal bei ihm in Hamburg, wir schicken uns ständig WhatsApp-Nachrichten und telefonieren jeden Tag. Brüder für immer heißt einfach Brüder für immer. Da hat der Film ein Element, das exakt so passiert ist.

Sie sind mittlerweile als Autor und Life-Coach in der Lebensberatung zu Hause. Wie kann man sich ein Coaching bei Ihnen vorstellen?

Autor und Life-Coach Lars Amend aus Lang-Göns. (Foto: Melanie Koravitsch)

Amend: Ich höre erst einmal zu, denn mir ist aufgefallen, dass viele Menschen zwar Familie und Freunde haben, sich aber dennoch verloren fühlen, weil sie glauben, dass sie nicht so sein dürfen, wie sie wirklich sind. Dann zeige ich Lösungen auf. Das Geheimnis zu einem zufriedenen Leben besteht in der Art zu denken. Ich sage: »Ändere deine Gedanken und du änderst deine Welt!« Es gibt vielleicht zwei, drei Dinge, mit denen du aktuell nicht glücklich bist, aber diese Dinge lassen sich regeln, wenn du bereit bist, deine Richtung zu wechseln. Dein Leben ist gar nicht so scheiße, wie du glaubst.

Du atmest, du bist am Leben, du hast ein Dach über dem Kopf. Es ist alles gut. Es ist nur deine innere Stimme, die dir permanent einredet, dass du etwas nicht kannst, etwas nicht bist. Genau das treibe ich den Leuten aus, durch Training und ein spezielles Mind-Set, denn ich bin felsenfest davon überzeugt, dass man im Leben alles erreichen kann, wenn man es wirklich will. Wenn man mir 1997, als ich Abi an der Ricarda-Huch-Schule in Gießen gemacht habe, erzählt hätte, was ich alles erreichen werde, hätte ich es nicht für möglich gehalten. Ich sehe meine Aufgabe darin, Menschen zu motivieren, wieder an sich zu glauben.

Was ist Sie ganz persönlich Erfolg?

Amend: Für mich persönlich ist Erfolg, wenn ich am Abend zufrieden einschlafe. Erfolg ist für mich, wenn meinen Seelenfrieden habe, also mit mir im Reinen bin.

Sie arbeiten als Autor, als Coach, sie haben eine Fangemeinde auf den Sozialen Netzwerken – sie haben also viel zu tun. Was tun Sie, um mal abzuschalten?

Amend: Ich meditieren jeden Morgen, das sind 20 Minuten, die nicht verhandelbar sind. Ich achte auf meine Ernährung, weil weiß, wenn es meinem Körper gut geht, geht es auch meinem Geist gut. Wenn ich morgens meditiere, gibt mir das Kraft für den ganzen Tag, ich bin klarer im Geist und kann bessere Entscheidungen treffen.

Ich brauche nicht viel Zeit, hinter die Masken zu schauen, die jeder von uns trägt

Lars Amend

Wie gehen Sie damit um, dass ihre neusten Bücher vielleicht so schnell nicht wieder auf den Bestseller-Listen stehen?

Amend: Dort zu stehen, war nie mein Anspruch, denn dann hätte ich von Anfang an andere Bücher schreiben müssen. Aber das wäre für mich auch der falsche Ansatz. Die Bücher, die ich bislang geschrieben habe, sind so unterschiedlich, weil mich einfach so viel interessiert. Nach der Bushido-Biografie bin ich von fast jedem deutschen Rapper gefragt worden, ob ich sein Buch schreibe und ich habe alles abgelehnt, weil ich mich nicht selbst kopieren wollte. Das fand ich einfach langweilig. Ich möchte lieber helfen, deshalb habe ich auch zwei Bücher mit Prof. Sven Gottschling geschrieben, einem der renommiertesten Palliativärzte Europas. Beide Bücher wurden übrigens Spiegel-Bestseller, und mein aktueller Ratgeber ist ja auch wieder ein Bestseller.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

David (Philip Schwarz) hat auf seiner Wunschliste einen Kuss und einen Liebesbrief. (Foto:...

Amend: Momentan plane ich einen Podcast zusammen mit Daniel Aminati. Der soll den schönen Namen »Die Glücksritter« tragen. Wir wollen Menschen auch hier motivieren, an ihre Träume zu glauben und über die essenziellen Dinge des Lebens reden: Liebe, Familie, Glück, Erfolg, aber auch über den Umgang mit Kritik und Ablehnung. Die ersten Folgen gehen im Dezember online und im nächsten Jahr wollen wir damit gemeinsam mit einem Bühnenprogramm auf Tour gehen.

Empathie scheint für Ihre Arbeit zentral zu sein. Wo haben Sie das gelernt?

Amend: Ich bin bei meinem Vater in Lang-Göns aufgewachsen, zusammen mit meinem großen Bruder. Mein Vater war damals Lehrerr, der extrem viel über Politik und Geschichte weiß und mein Bruder angehender Journalist. Die beiden haben sich jeden Tag beim Abendessen lautstark über die Weltgeschichte unterhalten und ich konnte da nie wirklich mitreden, also habe ich schon früh gelernt, zuzuhören. Das ist gar nicht bewusst passiert: Ich saß da, habe nie etwas gesagt, aber sehr genau zugehört. Und diese Fähigkeit hilft mir in meinem heutigen Schaffen sehr, denn ich brauche nicht viel Zeit, um zwischen den Zeilen zu lesen oder hinter die Masken zu schauen, die jeder von uns trägt.

Neues Buch

Das Leben, was man wirklich will
 

Seit Mitte Oktober gibt der Langgönser Autor Lars Amend in seinem Buch »Why not? – Inspirationen für ein Leben ohne Wenn und Aber«. Er will zeigen, wie man durch die Beschäftigung mit seinen Träumen und Zielen das Leben führen kann, das man nicht mehr tauschen möchte. Das knapp 300 Seiten dicke Buch gibt’s im Handel für 17,99 Euro zu kaufen.

Wie ist Ihre Verbindung in die Heimat ?

Amend: Ich liebe es, zu Hause zu sein – immer wieder. Ich werde auch Weihnachten wieder durch das Langgönser Neubaugebiet spazieren, durchs Dorf, zum Sportplatz, zur Grundschule und zur Skateboard-Rampe gehen. Ich mag die Menschen, den Dialekt, mein Onkel, meine Tante, meine Cousinen. Einige meiner alten Kumpels wohnen immer noch da. Ich fahre auch jedesmal nach Gießen, immer in die Thalia-Buchhandlung in den Seltersweg – das ist der erste Gang. Samstags geht es mit meinem Vater auf den Wochenmarkt zum Einkaufen und natürlich wird im Tchibo bei den drei Schwätzern ein Kaffee am Stehtisch getrunken. Ich find’s toll, weil ich nur gute Erinnerungen mit Lang-Göns und Gießen verbinde.

Zum Schluss: Was Ihnen wichtig, dass Leute von Ihnen wissen bzw. dass Sie den Lesern mit auf den Weg geben möchten?

Amend: Nur eine Botschaft: Ruft mal wieder Eure Liebsten an und sagt Ihnen, dass Ihr gerade an sie gedacht habt, dass Ihr nur mal wieder Ihre Stimme hören wolltet . Einfach mal machen und nicht lange überlegen.

 

Gewinnspiel

Tickets für "Dieses bescheuerte Herz"

Der Streifzug verlost mit dem Lichtspiel & Lounge »Lumos« in Nidda 3x2 Tickets für eine Vorstellung des Films »Dieses bescheuerte Herz«. Kinostart 21. Dezember. Wer den Film sehen möchte, schickt bis zum 10. Dezember eine E-Mail mit dem Stichwort »Kino« an streifzug@wetterauer-zeitung.de. Die Redaktion wünscht viel Glück!

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