Am 5. Oktober feiert Gerd Knebel mit seinem Soloprogramm »Weggugge« Gießen-Premiere. Vorher hat der Streifzug ihn zum Interview getroffen. Ein Gespräch ohne Politik, das dennoch politisch ist.
Wie schwierig ist es für Sie als Solokünstler, vor Publikum zu stehen?
Gerd Knebel: Solo-Stand-up-Comedy ist für mich die schwierigste Form von allen. Das geht Henni (Nachtsheim, sein Partner bei »Badesalz«, Anm. d. Red.) aber auch so. Es ist einfach hilfreich, einen Partner zu haben, der einem Stichworte geben kann. Hier darf ich über zwei Stunden nicht rausfliegen, das ist sehr anstrengend.
Der Titel und der Text verraten nicht allzu viel über das Programm. Worum geht’s?
Knebel: »Weggugge« ist als Oberthema ein dünner Faden, für mich ist so etwas aber nie eine strenge Angelegenheit. Aber die Leute denken das und beschweren sich dann, wenn ich nicht nur übers Weggucken spreche. Letztlich sammle ich für mich Sachen, die mich anticken, und dann verbinde ich sie miteinander, auch wenn’s mal nicht ums eigentliche Thema geht. Meine Erfahrung ist , dass wenn ich zwei Stunden nur über ein Thema spreche, die Leute schnell gelangweilt sind. Mein Tipp: Wer grundsätzlich etwas mit mir anfangen kann, der sollte sich einfach überraschen lassen.
Mein Tipp: Wer grundsätzlich etwas mit mir anfangen kann, der sollte sich einfach überraschen lassen
Gerd Knebel
Wegschauen ist im Alltag für viele die einfachste Lösung, unangenehmen Problemen aus dem Weg zu gehen. Kritisieren Sie das?
Knebel: Ich bin kein Pastor, ich bin auch kein Weltverbesserer, das ist nicht meine Aufgabe. Ich suche mir abstruse oder dumme Dinge, die die Leute von sich geben, die aber dennoch irgendwie ulkig sind. Mir geht es eher um den kleinen Bösen und nicht um die Großen. Etwa um Vorurteile, die jeder hat, wo wir aber oft wegschauen, wenn sie sich doch nicht bestätigen, anstatt uns damit zu beschäftigen. Wir stecken alle in irgendeiner Scheiße drin, legen aber nur schwer Gewohnheiten ab. Ob das die Kaffeekapseln der Umweltschweine sind, die Leute, die Airbnb nutzen und Städte kaputtmachen, oder die Muttis, die mit dem Riesen-SUV zum Ökomarkt fahren.
Sie wollen also ein Spiegel sein?
Knebel: Nicht vordergründig, aber manchmal gibt es einfach Menschen, die denken, sie bräuchten gar keinen Spiegel. Ich glaube, dass wir uns alle – und da schließe ich mich mit ein – manchmal einfach etwas bedeckt halten sollten. Wir brauchen offenbar Feinde, an denen wir uns abarbeiten können, damit wir uns selbst besser fühlen. Daran erinnere ich.
Gewinnspiel
Tickets für Gerd Knebel
Der Streifzug verlost 5x 2 Tickets für Gerd Knebels Auftritt in der Kongresshalle. Einfach bis zum 1. Oktober eine E-Mail mit dem Stichwort »Weggugge«, dem Namen und einer Telefonnummer an gewinnspiel@mdv-online schicken. Viel Glück!