01. November 2018, 17:22 Uhr

»Dollbohrer«

Henni Nachtsheim und Rick Kavanian: Zwei Dollbohrer auf Tour

Mit »Dollbohrer« hat Badesalz-Star- Henni Nachtsheim eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Mit Rick Kavanian liest er auf der Bühne die verrückten Storys. Im Interview spricht er über seinen Lese-Partner, polnische Pornodarsteller und infantile Männer-WGs.
01. November 2018, 17:22 Uhr
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Von Erik Scharf
Rick Kavanian (l.) und Henni Nachtsheim (Foto: sk)

Mit »Dollbohrer« hat Badesalz-Star- Henni Nachtsheim eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Seit 2013 liest er mit Rick Kavanian, bekannt aus vielen Bully-Produktionen, auf der Bühne die verrückten Storys. Mit dem neuen »Dollbohrer«-Programm kommen Nachtsheim und Kavanian im November nach Gießen und Frankfurt. Im Interview spricht Nachtsheim über seinen Lese-Partner, polnische Pornodarsteller und infantile Männer-WGs. 

Henni Nachtsheim, haben Sie einen an der Waffel?
Henni Nachtsheim: Ja, im positiven Sinne.

Ist das gut oder schlecht? 
Nachtsheim: Es ist gar nicht so schlecht, dass du positiv verrückt bist, wenn du dir Dinge ausdenken musst. Wenn man zu nüchtern ist, tut man sich im Fantasie-Bereich schwerer. 

Sie haben also kein Problem damit, wenn man Sie als »Dollbohrer« bezeichnet?
Nachtsheim: Ich kenne viele Menschen, die den Begriff »Dollbohrer« verwenden, und das hat nie einen negativen Sinn. Eher wie: »Du hast sie nicht mehr alle, aber ich mag es«.

Ich finde es schön, wenn man Figuren sympathisch aussehen lassen kann, die man im wahren Leben nicht wahrnehmen würde

Henni Nachtsheim

Mit Rick Kavanian spielen Sie seit 2013 »Dollbohrer«, nun sind Sie mit neuem Programm und altem Namen zurück. Wie läuft eine kreative Dollbohrer-Phase bei Ihnen ab?
Nachtsheim: Ich sitze dann am Computer und fange an, zu schreiben. Manchmal ist die Idee schon da, manchmal nicht. Für eine Geschichte aus dem neuen Programm beispielsweise kam die Idee von Rick. Es hat aber viele Stunden gedauert, bis wir alles drumherum gebaut hatten und die Geschichte stimmig war. Man schreibt, man legt es zur Seite, aber man ist permanent damit schwanger. Es ist ein langer Prozess.

Wie sehen die fertigen Geschichten aus?
Nachtsheim: Es sind bunte Geschichten mit unterschiedlichen Umgebungen. Es geht um Menschen aus dem Alltag, die in besondere Situationen kommen. 

Die unbeachteten Alltagshelden also. Hat das einen bestimmten Grund? 
Nachtsheim: In einer Geschichte geht es zum Beispiel um einen alten, einsamen, dicken Schleusenwärter. Eigentlich denkt man: Was ist das für ein Typ? Aber ich finde es schön, wenn man Figuren sympathisch aussehen lassen kann, die man im wahren Leben nicht wahrnehmen würde. Bei Badesalz kümmern wir uns auch oft um die auf den ersten Blick unscheinbarenTypen des Alltags.

Worin lag für Sie beim Schreiben der Unterschied zwischen Badesalz und Rick Kavanian?
Nachtsheim: Beim Schaffen der Figuren musste ich darauf achten, dass ich Rick an meiner Seite habe. Er ist der Stimmen- und Sprachakrobat vor dem Herrn. Dem wollte ich natürlich entsprechend gerecht werden.

Ist das ein Vor- oder Nachteil?
Nachtsheim: Es ist, als wärst du Fußballtrainer und weißt, du hast diesen unglaublich guten Mittelstürmer, der die Bälle ins Tor schießt. Es ist eine große Freude.

Wie drückt sich das auf der Bühne aus?
Nachtsheim: Er hat ein unglaubliches Improvisationstalent und verändert manche Charaktere, was sie besser macht. Es gibt zum Beispiel ein Gespräch zwischen zwei Pornodarstellern. Eigentlich war das auf Hessisch ausgelegt. Rick hat dann gefragt, ob er was anderes anbieten darf. Jetzt spricht er eine polnische Pornodarstellerin. Da liegst du flach.

Für mich ist es das Wichtigste, wie ich mit jemandem klarkomme

Henni Nachtsheim

Im doppelten Sinne. Wie haben Sie sich eigentlich kennengelernt? 
Nachtsheim: Wir haben uns 2010 auf dem Deutschen Comedypreis auf der Aftershow-Party getroffen. Wir waren gegenseitig Fans und haben uns sofort gut verstanden. Für mich ist es das Wichtigste, wie ich mit jemandem klarkomme. Rick ist ein unglaublich bescheidener und liebenswerter Mensch und gehört heute zu meinen besten Freunden. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich mir vorstellen könnte, ein Projekt mit ihm zu machen. Er hat gesagt: Ja, melde dich.

Das hat offenbar funktioniert.
Nachtsheim: Als ich das Buch »Dollbohrer« fertig geschrieben hatte, war für mich klar, dass ich es auf die Bühne bringen wollte. Ich möchte aber unbedingt noch eine Sache erwähnen.

Bitte.
Nachtsheim: Unseren Pianisten Martin Johnson! Er gehört in seinem Bereich wirklich zu den überdurchschnittlich guten Leuten. Das ist eine weitere große Bereicherung, auch menschlich. Wenn wir gemeinsam proben, wohnen Rick und Martin bei mir. Das ist dann ein Zwischending aus enger Freundschaft und infantiler Männer-WG.

Ist Ihr Badesalz-Kollege Gerd Knebel eigentlich eifersüchtig, weil sie mit einem anderen Mann auf der Bühne stehen?
Nachtsheim: Im Gegenteil, Gerd war sogar schon Gastleser. Er weiß um meine Loyalität und Treue (lacht). Ich bin ja auf seine Projekte auch nicht eifersüchtig.

Mit »Dollbohrer« sind Sie hauptsächlich in Hessen unterwegs. Ein Ort sticht aber heraus: Kiel, Metro Kino. Wie kommt das denn?
Nachtsheim: Der Betreiber von dem Kino ist ein großer Badesalz-Fan. Er hat uns auf unserer letzten Tour nach Kiel geholt. Wir wussten nicht, ob das funktioniert, weil es ja schon weit weg ist. Es war aber super. Außerdem spielt Rick dort auch oft, also waren wir gebucht.

Ist über Dollbohrer hinaus schon etwas in Planung?
Nachtsheim: Ja, im letzten Sommer hatte ich Premiere mit dem Jazz-Ensemble der Deutschen Oper in Berlin im Rahmen der Reihe »Jazz and Lyrics«. Ich lese eine eigene Geschichte, die Band greift das dann thematisch auf. Eine Mischung aus lustigen Texten und anspruchsvoller Musik. Das wollen wir 2019 fortsetzen.

Und mit Badesalz?
Nachtsheim: Das neue Programm kommt nächstes Jahr im Herbst. Man wird uns nicht los.

Info

Die Termine

1. November Frankfurt, Batschkapp
2. November Mainz, Frankfurter Hof
5. November Kiel, Metro-Kino
6. November Buchholz, Empore
7. November Friedrichsdorf, Forum
9. November Mannheim, Capitol
14. November Aschaffenburg, Stadttheater
15. November Pforzheim, Kulturhaus Osterfeld
16. November Gießen, Kongresshalle
17. November Darmstadt, Centralstation

 

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