27. Juni 2014, 18:28 Uhr

In sieben Etappen mit dem Rad über die Alpen

(htr) 822 Kilometer, 19 318 Höhenmeter, 19 Pässe – und sieben Tage lang leben und sich quälen wie ein Radprofi. Ein Transponder am Rad ermittelt die Zeit, ein Leben aus dem Koffer beim täglichen Hotelwechsel, abendliches Briefing und Siegerehrungen, Motorradmarshals vor dem Feld und natürlich der Besenwagen, der darf nicht fehlen.
27. Juni 2014, 18:28 Uhr
Bereit für die Transalp, das Etappenrennen über 822 Kilometer und 19 318 Höhenmetern (v.l.): Henning Puvogel, Bernd Ruhland, Alex Küllmer, Thomas Langner, Burkhard Barsikow und Thomas Ullsperger. (Foto: privat)

Am Sonntag fällt für das größte Etappenrennen über die Alpen nicht nur der Startschuss für 1200 Teilnehmer aus 23 Ländern, sondern auch für einige Mittelhessen, die das Rad-Abenteuer namens Tour-Transalp hoffnungsvoll und mit einer gesunden Erwartungshaltung in Angriff nehmen.

Stellvertretend für die hessische »Armada«, die ab Mittenwald schon am ersten Tag mit dem Kühtai auf einer Strecke von 115 km gleich 2475 Höhenmeter auf dem Weg nach Sölden zu absolvieren hat, gehen mit Thomas Langner/Alex Küllmer (Wettenberg/Bad Vilbel – Masterklasse), Henning Puvogel/Bernd Ruhland (Gießen/Wettenberg) und Burkhard Barsikow/Thomas Ullsperger (Wettenberg/Romrod – beide Grand-Master-Klasse) drei Männerteams unter der Bewerbung »delta-bike.de/villa-aktiv.de« an den Start. (Damen-)Team Nummer vier besteht aus Alexandra Hellenthal und Karin Vester, die zum dritten Mal an den Start gehen, im letzten Jahr Zwölfte der Damenwertung waren und diesmal unter die Top Ten wollen.

So unterschiedlich die Voraussetzungen, ein Ziel ist allen gemein: »Sturzfrei und gut gelaunt in Arco ankommen«, wie Barsikow, der seine fünfte Transalp in Angriff nimmt, im Vorfeld mitteilt, allerdings dürften die drei Mittelhessen-Teams während der Alpenüberquerung nicht immer nur gut gelaunt auf ihren Zweirädern sitzen. Denn Puvogel umschreibt treffend die Vorgaben: »Natürlich soll das Ergebnis die maximale Leistungsfähigkeit abbilden.« Will heißen, es wird extrem schweißtreibend werden. Puvogel und Ruhland, der im letzten Jahr 8300 Kilometer unter die Räder genommen hat, wollen »alles rausholen« bei ihrer Transalp-Premiere, »Top 25 in der Altersklasse« soll es schon für Barsikow werden, und das Duo Langner/Küllmer, das schon in früheren Hessenkaderzeiten gemeinsam unterwegs war, hat ambitioniert die »Top 15« (Langner) ins Visier genommen.

Da dürfen sich die heimischen Teams allerdings keine allzu langen Schwächephasen leisten, denn schon am Montag geht es vom Start weg sofort über das Timmelsjoch, das Dach der Tour, und danach noch über den kurvenreichen Jaufenpass. Und spätestens auf der Königsetappe am Mittwoch mit fünf Pässen und 3490 Höhenmetern wird sich zeigen, ob sich die lange und intensive Vorbereitung mit Marathons, diversen Rennen und stundenlangen Ausfahrten ausgezahlt hat. Langner hat in diesem Jahr schon ein Trainingslager auf Gran Canaria aufgeschlagen, Barsikow, Puvogel und Ullsperger auf Mallorca. Allerdings werden meist in der heimischen Region, »in der Wetterau und im Vogelsberg wegen der Landschaft« (Küllmer) oder »in Mittelhessen, weil es direkt losgehen kann und alle Bereiche in schöner und verkehrsarmer Umgebung abdeckt«, die endlosen und manchmal auch sehr einsamen Kilometer abgespult. Zwischen 6000 (Puvogel) und 15 000 km (Küllmer) kommen da zusammen, wobei in den letzten Wochen das Training natürlich intensiviert wurde.

Nach der Königsetappe warten am Donnerstag erneut 3164 Höhenmeter auf die drei Zweierteams »delta-bike.de/villa-aktiv.de«, in Richtung Süden müssen der Passo Brocon und Monte Grappe bezwungen werden. Das Finale am Samstag hat es noch einmal in sich, weil 15 Kilometer vor dem Ziel knackige 500 Höhenmeter hinauf nach Santa Barbara zu absolvieren sind. Wer hier zum Schluss schwächelt, verspielt möglicherweise seine in den sechs Tagen zuvor erkämpfte Platzierung. Deshalb wird auch auf Cerstin Forbach und Gigi Bernhard eine wichtige Rolle zukommen, denn sie kümmern sich vom Start weg um die physiotherapeutischen »Wehwehchen« (Bernhard) der heimischen Transalp-Teams und um die organisatorischen Belange (Forbach). Sie werden, das hat die Vergangenheit gezeigt, alle Hände voll zu tun haben.

»Wir sind alle flott unterwegs«, weiß Langner um die Stärken der drei heimischen Teams, »offensichtlich auch alle Radverrückt«, wie der siebenfache »Transalper« Ullsperger anmerkt, und während Küllmer bescheiden auf das olympische Motto »Dabei sein ist alles« hinweist, möchte Ruhland »vor der letzten Etappe noch Lust auf Rad fahren haben«. Das wird bei 19 318 Höhenmetern nicht einfach, wenngleich Puvogel davon überzeugt ist, dass sich »Spaß und Leistung nicht ausschließen«. Barsikow freut sich nach zwei Vorbereitungstreffen darauf, mit einem »Superteam« am Sonntag die 822 Kilometer lange Strecke endlich in Angriff zu nehmen – um am 5. Juli in Arco gemeinsam anzukommen, »sturzfrei, verschont von technischen Defekten und gut gelaunt«.



0
Kommentare | Kommentieren

Mehr zum Thema

Bilder und Videos

  • Fassenachtszug in Giessen

  • Polizeirazzia im Frankfurter Bahnhofsviertel