Mal geht es um Notizhefte, um Beziehungen, Sodbrennen, das Thema Geld in kreativen Berufen oder auch einen verstopften Abfluss. Wenn man den Podcast »olme« von Oli Becker aus Karben und Merlin Iffland-Pappert aus Büdingen anhört, fühlt es sich an, als würde man dem Gespräch guter Freunde lauschen. Die beiden Kulturschaffenden haben jahrelange Bühnenerfahrung. Menschen mitnehmen und unterhalten liegt ihnen im Blut.
In den Folgen von »olme« geht es jedoch um das, was sie persönlich gerade umtreibt. Das sind manchmal ernstere Themen, manchmal Alltägliches oder auch gemeinsame Erinnerungen - allerdings immer mit Augenzwinkern, ein paar Lacher bleiben nie aus. Die Idee funktioniert offenbar: Inzwischen zählt »olme« 1000 Hörer pro Folge. Heute wird der Podcast ein Jahr alt.
Themen nicht vorher geplant
Oli Becker und Merlin Iffland-Pappert kennen sich bereits seit ihrer Jugend. Didi Iffland leitete eine Theatergruppe in Karben, an der Becker mit 16 Jahren teilnahm. Bald lernte er auch Ifflands damals zwölfjährigen Sohn kennen.
Die beiden blicken auf eine lange Freundschaft, haben zusammen die Ausbildung zum Theaterpädagogen absolviert, geben Seminare oder treten gemeinsam auf. Dennoch haben sie als Selbstständige viel zu tun. Iffland-Pappert ist mittlerweile Geschäftsführer der von seinen Eltern gegründeten Eventagentur »Andersland humor & more«, Becker fokussiert sich mit seinem Unternehmen »Olitainment« auf Moderation, Filmproduktion und Theaterregie.
»Ich war schon immer Podcast-Fan und wollte das ausprobieren - gemeinsam mit Oli, das war klar«, berichtet Iffland-Pappert. Die beiden beschreiben »olme« selbst als »klassischen Laber-Podcast«. Dass es davon unzählige gibt, ist ihnen bewusst. »Auf uns hat die Welt gewartet«, scherzt der gebürtige Büdinger. »Aber es macht unfassbar viel Spaß.« Und sie können ihre ersten Erfolge verbuchen - die Hörerzahl stieg an, eine Folge erreichte 2000 Hörer. »Das ist schon toll«, sagt Becker. Anfangs gab es alle zwei Wochen eine neue Folge, inzwischen erscheint der Podcast jede Woche bei den bekannten Streamingdiensten.
Was »olme« von anderen Podcasts unterscheidet? »Unsere Gespräche sind roh und ungefiltert, die Aufnahme wird nicht mehr geschnitten«, sagt der 43-jährige Karbener. Zu Beginn jeder Folge fragt einer den anderen, was ein bestimmter Begriff mit ihm macht. »Da ist man sofort in einem Thema drin«, berichtet Becker. Oft folgen witzige Anekdoten oder persönliche Ereignisse. Es geht aber auch mal um Politik, Fußball oder Fleischkonsum. »Wir sprechen uns vorher nicht ab und fragen uns das, was uns interessiert«, sagt Iffland-Pappert.
Mett-Torte zum Geburtstag
Spannende Gespräche kommen auch deshalb zustande, weil die beiden ab von ihren Berufen verschiedene Lebensrealitäten haben. Iffland-Pappert hat mit seiner Ehefrau einen Sohn. Der 38-Jährige wohnt mit seiner Familie im ländlichen Kalbach bei Fulda. Becker ist mit einem Mann verheiratet, wohnt in der Kleinstadt in unmittelbarer Nähe zu Frankfurt. Er ist als Moderator bei Umzügen zum Christopher Street Day (CSD) aktiv und kennt somit die LGBTQ-Gemeinschaft. »Wir merken, dass wir so auch mal über Themen aufklären, mit denen wir uns auskennen«, sagt Iffland-Pappert. »In erster Linie geht es uns jedoch um Unterhaltung.«
Das einstündige Gespräch ist für sie auch eine gute Gelegenheit, ihre Freundschaft zu pflegen. Manchmal ist man genervt oder im Stress, doch nach dem Aufnehmen der Folge geht es ihnen immer besser, sagen die beiden. »Es ist, als würden wir uns gegenseitig therapieren«, meint Becker scherzhaft.
So nehmen sie immer dort auf, wo es gerade passt - mal ist das morgens um 8 Uhr oder abends um 21 Uhr. Einmal schaltete sich Becker von Griechenland dazu, als sie gemeinsam unterwegs waren, setzten sie sich kurzerhand in den Kofferraum. Besonders freut es sie, wenn sie Nachrichten von ihren Hörern bekommen. »Viele schreiben uns, dass sie während der Folge herzhaft gelacht haben«, sagt Iffland-Pappert.
Im Frühjahr kam zudem Jochen Lukarsch auf sie zu, der die Metzgerei Lukarsch in Gedern und Bad Vilbel betreibt und den Podcast als Sponsor unterstützt. »Zum ersten Geburtstag bekommen wir von ihm auch eine Metttorte«, berichtet Iffland-Pappert. Für die Jubiläumsfolge laden sie Gäste ein, mit denen sie das einjährige Bestehen feiern - die Folge ist seit dem heutigen Donnerstag um Mitternacht online.
Als Oli Becker und Merlin Iffland-Pappert den Podcast »olme« gestartet haben, setzten sie sich das Ziel, mit dem Rauchen aufzuhören. »Wir haben das in der ersten Folge angekündigt und wirklich versucht, Merlin hat sich Nikotin-Pflaster besorgt«, erklärt Becker. Bislang ist das Vorhaben jedoch eher von mäßigem Erfolg gekrönt, hat ihnen dafür aber schon lustige Situationen beschert. Als Iffland-Pappert einmal bei einer Zigarette auf dem heimischen Balkon saß, kam gerade ein Busfahrer vorbei, der den Podcast verfolgt. »Er hat mit dem voll besetzten Linienbus auf der Straße angehalten, ist ausgestiegen und hat zu mir nach oben gerufen: ›Merlin, du rauchst‹«, berichtet Iffland-Pappert lachend. »Wir versuchen es aber weiter«, erklärt Becker. Vielleicht wird es im zweiten Jahr von »olme« klappen.
VON PAULINA SCHICK