14. Mai 2025, 18:03 Uhr

Tag des Lokaljournalismus

Kultur braucht Bühne

Kultur braucht Bühne - und eine Stimme, die gehört wird. Für Johannes Lenz ist klar: Ohne die Wetterauer Zeitung bliebe ein Großteil des kulturellen Lebens in der Region unsichtbar.
14. Mai 2025, 18:03 Uhr
KOE
»Die Wetterauer Zeitung ist das Organ, durch das Kulturveranstaltungen öffentlich wahrgenommen werden«, sagt Johannes Lenz. Der ehemalige Bad Nauheimer Kulturamtsleiter ist heute 1. Vorsitzender des Kunstvereins Bad Nauheim, 1. Vorsitzender des Vereins zur Förderung sinfonischer Musik in Bad Nauheim und Sprecher der AG Geschichte. FOTO: NICI MERZ

Ohne die Wetterauer Zeitung würde es kulturell in der Region ganz schön mau aussehen«, meint Johannes Lenz. Er weiß, wovon er spricht, denn der ehemalige Bad Nauheimer Kulturamtsleiter ist heute 1. Vorsitzender des Kunstvereins Bad Nauheim, 1. Vorsitzender des Vereins zur Förderung sinfonischer Musik in Bad Nauheim und Sprecher der AG Geschichte.

Vielen Bürgern sei gar nicht klar, welche Rolle die Wetterauer Zeitung und lokale Printmedien generell haben. »Die Wetterauer Zeitung ist das Bindeglied zwischen den kulturellen Akteuren und den Bürgern«, sagt er. Und das gehe weit über die »normale« Berichterstattung hinaus.

Er weiß, wie es funktioniert, kümmert er sich doch als 1. Vorsitzender beim Verein zur Förderung sinfonischer Musik beispielsweise mit Kolleginnen und Kollegen auch um die Pressearbeit und den Kontakt zur Wetterauer Zeitung. Man könne Plakate drucken, Handzettel verteilen, Broschüren gestalten, aber die Ankündigungen in der Tageszeitung seien entscheidend. »Da wissen die Wetterauer einfach, was in der Region kulturell geboten wird - das kann das Internet nicht.« Flyer oder Broschüren müssen sich die Bürger aktiv suchen und darauf zugehen. Bei der Zeitung auf dem Frühstückstisch sei das anders, meint Lenz: »Die WZ ist das Organ, damit Kulturveranstaltungen öffentlich wahrgenommen werden.« Seit den 1990er Jahren gibt es dafür die »Kulturbühne« in der Wetterau Zeitung - von Dienstag bis Samstag Platz für kulturelle Themen.

Dort finden sich die Nachberichte, die für Lenz bedeutend sind. Das habe etwas mit Imagepflege zu tun, wenn die Bevölkerung liest, dass es hochkarätige Konzerte, Ausstellungen oder Lesungen in der Region gegeben hat. Die Kulturberichterstattung und besonders die Kulturbühne der WZ zeige die Vielfalt der Region. »Durch den Lokaljournalismus wird die Region sichtbar«, sagt Lenz und macht das am Beispiel Inklusion fest: Inklusion kann politische Dimensionen haben, soziale Dimensionen, aber auch kulturelle Aspekte beinhalten. Genau das werde in der Lokalzeitung abgebildet.

Wie wichtig die lokale Presse für größere kulturelle Projekte ist, erklärt er am Beispiel der neuen Klais-Orgel in der Bad Nauheimer Dankeskirche. Seit fast zehn Jahren sind der Orgelbaukreis und der Förderverein in engem Kontakt zur Presse und haben für das Projekt geworben, Hintergründe erklärt, zu Spenden aufgerufen. Und vielleicht auch Kritiker überzeugt, ist sich Lenz sicher. »Ohne die Wetterauer Zeitung wäre die Klais-Orgel meiner Meinung nach nicht möglich gewesen. Es ist die beste Geschichte überhaupt.«

Um kulturelle Veranstaltungen im Vorfeld immer wieder in das Gedächtnis der Leser zu rufen, ist es wichtig, auch »hinter die Veranstaltung« und auf die Akteure zu blicken - durch Vorberichte über Kunstausstellungen, durch Interviews mit Autoren oder Musikern. Und nicht nur mit denjenigen, die ohnehin bereits deutschlandweit bekannt sind. »An Porträts und Interviews mit lokalen Akteuren sehen wir, was für tolle Menschen wir in der Wetterau haben.«

Die lokale Presse ist aber auch dafür zuständig, Kulturkritik zu üben, sich kritisch mit Veranstaltungen oder Entwicklungen auseinanderzusetzen. »Auch auf der Meinungstreff-Seite«, sagt Lenz.

Er erinnert sich noch gut daran, als wegen der Corona-Auflagen weder physisch noch in der Zeitung Kultur stattgefunden hat. »Das war ein Verlust an Lebensqualität.«

Für ihn ist noch eines ganz wichtig: »Die lokale Presse ist entscheidend für die kulturelle Identität der Bürger.« Nur die örtliche Presse könne das fördern. »Die lokale Zeitung stärkt das Bewusstsein für das kulturelle Erbe einer Region. Sie hält das kulturelle Erbe aufrecht.«

Lenz weiß um die Errungenschaften der Presse, hat aber auch die aktuelle Situation mit sozialen Medien und der Digitalisierung im Blick: »Die Printmedien stehen vor großen Herausforderungen«, sagt er. Sie müssten sich in ihrer Relevanz behaupten. Lenz sieht Chancen für neue, innovative Formate. »Diese müssen die lokalen Zeitungen jetzt entwickeln und durch Interaktion die Leser an ihre Zeitung binden.« Denn nur durch die lokale Zeitung bleibe die kulturelle Vielfalt in der Wetterau erhalten und sichtbar.



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