04. Juli 2025, 20:12 Uhr

Feldatal bangt um Glasfaser-Ausbau

»Aktuell haben wir das Zepter des Handelns nicht wirklich in der Hand«, beklagt Gemeindevertreter Sebastian Weiß. Das müsse sich ändern. Weil die Feldataler Politik nicht mehr warten will, wann und ob überhaupt das Unternehmen TNG den Ausbau für das schnelle Internet in der Gemeinde startet, haben die Gemeindevertreter auf Antrag der Fraktion Bürgerliste (BL) einen einstimmigen Beschluss gefasst.
04. Juli 2025, 20:12 Uhr
OZCL
Die Feldataler Politik befürchtet, der Ausbau des schnellen Internets in der Gemeinde durch die freie Wirtschaft könnte scheitern und will sich mit Alternativen befassen. FOTO: IMAGO/JOCHEN TACK

Dieser Beschluss besagt, dass der Feldataler Gemeindevorstand Alternativen zu einem möglichen Glasfaserausbau in der Gemeinde klären soll. Dabei sollen der Ausschuss für Bauen, Landwirtschaft und Umwelt (BLU) und die Öffentlichkeit einbezogen werden. Zur Beratung im BLU soll versucht werden, einen Vertreter des Unternehmens TNG Stadtnetz GmbH einzuladen, das den Ausbau in Feldatal eigentlich realisieren will. Diesen Vorschlag der Fraktion Bürgerliste unterstützte die Gemeindevertretung während ihrer Sitzung am Donnerstagabend in Zeilbach mit einem einstimmigen Votum. Auch Bürgermeister Leopold Bach (parteilos), der sich bereits in der Vergangenheit immer wieder bemüht hatte, mit Nachfragen den Ausbau voranzutreiben, begrüßte die Initiative. Sebastian Weiß stellte den Antrag für die BL vor.

Der Grund für den Antrag: Seit einigen Jahren wartet man in Feldatal darauf, dass der Glasfaser-Ausbau durch die TNG beginnt. Das sei bis jetzt nicht geschehen, wie Weiß’ Ausführungen zu entnehmen war. Vielmehr gibt es mittlerweile die Befürchtung, dass der Ausbau gar nicht mehr starten könnte. Seit Oktober 2021 halte die TNG eine Planungsphase aufrecht, schilderte Sebastian Weiß. So langsam müsse man sich fragen, »ob die Planung bis zum Sankt Nimmerleinstag bestehen bleibt«. Dabei sei man in der Gemeinde nicht untätig gewesen. »Der Bürgermeister hat regelmäßig angefragt, wie es weitergeht.« Allerdings ohne Erfolg. Wie Weiß betonte, werde der Ausbau »über die Jahre dringlicher, weil die Digitalisierung weiterläuft - egal ob wir Glasfaser haben oder nicht«. Ziel des jetzigen Antrags sei es, dass über den Breitbandausbau im Bauausschuss beraten werde, nach Möglichkeit unter Beteiligung der TNG. Davon erhoffe man sich Antworten, »ob und wie es jetzt weitergeht«. Letztlich solle damit Klarheit geschaffen werden, um nach dieser Beratung mögliche Alternativen weiterverfolgen zu können. Der Vorschlag der Bürgerliste stieß auch bei den Gemeindevertretern der Freien Wähler-Gemeinschaft (FWG) auf offene Ohren. »Wir finden die Vorgehensweise gut, den BLU miteinzubinden«, sagte Julian Seim. Wie wichtig Glasfaser sei, sei jedem bewusst. Aber momentan scheine es, als ob Feldatal beim schnellen Internet am Ende ein weißer Fleck auf der Landkarte bleiben könnte. Daher werde man dem Antrag der Bürgerliste zustimmen, zumal die FWG vor einem Jahr einen ähnlichen Antrag gestellt habe.

Weitere Informationen rund um den geplanten Breitbandausbau gab Bürgermeister Bach, der dabei auch Kritik übte. Er sei enttäuscht von der TNG. Denn in Feldatal habe man sich dafür eingesetzt, dass möglichst viele Haushalte im Vorfeld des Ausbaus ihren Willen bekunden, dass sie einen Glasfaseranschluss wollen. »Wir haben eine Vermarktungsquote von 67 Prozent.« Also erheblich mehr, als die 40 Prozent, die nötig gewesen wären, damit der Ausbau überhaupt in Betracht gezogen werde. Mit den 67 Prozent sei man damals weit vorne in Hessen gewesen, schilderte Bach. Etliche Bürgermeister hätten deswegen bei ihm nachgefragt, wie man diese Zahl in Feldatal erreicht habe.

Falls kein Ausbau durch ein privates Unternehmen erfolgen sollte, müsste die Gemeinde einen durch Bund und Land geförderten Eigenausbau angehen - doch auch dabei gibt es laut Bach ein Problem. Momentan sehe es vermutlich nach einem Eigenausbau aus, sagte Bach, der mittlerweile Gespräche mit dem Ersten Kreisbeigeordneten Patrick Krug (SPD) geführt hat. Auch der Breitbandkoordinator des Vogelsbergkreises sei eingebunden worden. Die Schwierigkeit beim Eigenausbau seien die Kosten, so Bach. Würde die Gemeinde selbst ausbauen, wäre zwar eine Förderung von bis zu 90 Prozent durch Bund und Land möglich. Die verbleibenden zehn Prozent Eigenanteil wären bei einem Projekt von mehreren Millionen Euro für die Kommune allein jedoch kaum zu stemmen. Nach den Sommerferien soll es deshalb laut Bach noch mal ein Gespräch mit dem Landkreis geben. Dabei soll geschaut werden, inwieweit die Bigo (Breitbrandinfrastrukturgesellschaft Oberhessen) beim Eigenanteil eingebunden werden kann.

Dies schlägt auch die Bürgerliste in ihrem Antrag vor und weist darauf hin: Feldatal sei als Kommune des Vogelsbergkreises an der Bigo beteiligt. Die Bigo arbeite daran - so ist es auf ihrer Webseite nachzulesen - in allen Bereichen des Vogelsbergkreises und des Wetteraukreises schnelles Internet verfügbar zu machen. Andere Möglichkeiten für den Breitbandausbau sieht Bürgermeister Bach derzeit nicht. Alle anderen Unternehmen, die er angefragt habe, ob sie am Breitbandausbau in Feldatal Interesse hätten, hätten abgelehnt. »Deshalb ist der Antrag gut. Vielleicht kommt dann etwas Bewegung in die Geschichte.«

TNG bekräftigt Ausbauwillen

Ob Feldatal wirklich selbst den Ausbau des schnellen Internets übernehmen muss, ist derzeit nicht klar. Die TNG Stadtnetz GmbH bekräftigte auf Nachfrage unserer Zeitung den Willen, das Projekt durchzuführen: »Die Planungen für den Breitbandausbau laufen weiterhin, wozu wir zu gegebener Zeit informieren werden«, teilte das Unternehmen am Freitagmittag mit. Die Einladung für eine Ausschusssitzung habe dem Unternehmen zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorgelegen.



0
Kommentare | Kommentieren

Mehr zum Thema

Bilder und Videos

  • Fassenachtszug in Giessen

  • Polizeirazzia im Frankfurter Bahnhofsviertel