Es ist Sonntagnachmittag in Bad Nauheim, die Sonne knallt auf die Parkstraße. Weniger Besucher, als es sonst an den Wochenenden sind, sind unterwegs. Es herrscht reger, aber nicht übermäßiger Autoverkehr. Vor den Parkbuchten verlangsamt immer mal wieder einer der Pkw. Die Fahrer suchen nach einem Stellplatz, um ins Café, in die Fußgängerzone oder in den Kurpark zu gehen.
Samstags und sonntags gibt es in der Innenstadt allerdings eine Einschränkung für die auswärtigen Gäste. An diesen Tagen ist Bewohnerparken in der Parkstraße möglich. Das reduziert die Zahl der Stellplätze, wenn auch nicht erheblich.
Bewohnerparken: Von 30 auf 120 Euro
Hinter einigen Windschutzscheiben liegen Bewohnerparkausweise - verglichen mit der Zahl der sonstigen Parker sind es nur wenige. 15 Euro im halben Jahr - 60 Euro in zwei Jahren - kostet ein Bewohnerparkausweis. Dieser Betrag entspricht der bundesweit geltenden gesetzlichen Regelung für die Bewohnerparkgebühren.
In Zukunft werden die Bürger deutlich mehr zahlen müssen, wenn sie am Bewohnerparken teilnehmen möchten. Das Gesetz hat sich geändert, höhere Gebühren sind möglich. Bad Nauheim nimmt das in Anspruch, erhöht die Preise und erhebt künftig 120 Euro im Jahr für einen Bewohnerparkausweis.
Das Stadtparlament hat diesem Plan am Donnerstagabend mit großer Mehrheit zugestimmt. »Die Hoffnung ist, dass die neuen Gebühren Anwohner animieren, ihre Autos in vorhandene Garagen oder auf eigene Stellplätze zu stellen statt auf die Straße.« Das erklärt der städtische Verkehrsdezernent Peter Krank (parteilos) dieser Zeitung.
Bewohnerparken: Für 2026 ist Ausbau geplant
Fünf Bewohnerparkgebiete gibt es bisher in Bad Nauheim. Anwohner mit Ausweis können ihr Auto an allen Tagen abstellen. Ausnahme ist die Innenstadt, wo es nur am Wochenende geht - so wie in der Parkstraße.
Kommendes Jahr gesellt sich voraussichtlich ein weiteres Parkgebiet hinzu. Der Ortsbeirat der Kernstadt und die Freien Wähler haben erfolgreich beantragt, ein solches für die Kurstraße zwischen Luther- und Schwalheimer Straße einzuführen. In der Kurstraße stehen laut der Antragsteller viele Autos kostenlos, ohne ein Ticket ziehen zu müssen. Angeblich sind es Auswärtige, die zur Kur in Bad Nauheim sind. Künftig sollen sie Gebühren zahlen. Damit sie nicht in die angrenzenden Straßen ausweichen, soll dort das Bewohnerparken kommen. Im Rahmen der Haushaltsberatungen sind 15 000 Euro eingestellt worden, um die Pläne umzusetzen. Allerdings erst 2026, denn nach Worten des Verkehrsdezernenten Krank sind noch Vorarbeiten zu tätigen. »Wir wollen alle Bewohnerparkgebiete anschauen und überprüfen«, sagt er.
Bewohnerparken: Für den Ausbau ist Feinarbeit erforderlich
Laut Krank gehört dazu auch, sich zusätzlich die Altstadt und den Kaiserberg anzusehen. Konkrete Straßen will er nicht nennen, denn um das Bewohnerparken zu etablieren, sei eine Menge Feinarbeit notwendig. Es dürfe nicht dazu kommen, dass Auswärtige deswegen keine Abstellmöglichkeit mehr finden. So haben die Freien Wähler schon zweimal erfolglos probiert, Straßen wie Burgallee, Auguste-Viktoria-Straße und Höhenweg einzubeziehen. Die Anträge scheiterten an der Koalition aus CDU, Grünen und SPD. Deren Ansicht nach müssten zuerst große Parkplätze wie beispielsweise in der Frankfurter Straße für Besucher ausgebaut werden. Tagsüber ist es zu bestimmten Uhrzeiten dort komplett voll.
»Es können nicht alle in der Frankfurter Straße oder am Parkplatz Nord am Hauptbahnhof parken«, sagt auch Krank. Lege die Stadt das Bewohnerparken immer engmaschiger an, müsse sie gleichzeitig stärker abwägen, welchen Parkraum sie Besuchern anbietet. Die neue Bestimmung greift, sobald das Rathaus diese auf offiziellem Weg öffentlich bekanntgemacht hat. Bestehende Ausweise bleiben unberührt.
Angesichts der 400 bis 450 zusätzlichen Pkw, die in Bad Nauheim neu hinzukommen, bleibt das Thema diffizil.
Parlament lehnt FDP-Antrag ab
Zu den neuen Bewohnerparkgebühren hat die Kurstadt-FDP einen Änderungsantrag gestellt. Der Inhalt bezog sich darauf, dass Fremdparker ihr Auto in manchen Bewohnerparkgebieten mit Parkscheibe für drei Stunden kostenlos abstellen können. Die Liberalen regten erfolglos an, dass die Anwohner dann keine Preserhöhung hinnehmen müssen.
Die fünf Gebiete in Bad Nauheim
Die fünf Bewohnerparkgebiete in Bad Nauheim: Gebiet 1 »Rund um das Schulzentrum«; Gebiet 2 »Westlich des Bahnhofs«; Gebiet 3: »Östlich des Bahnhofs«; Gebiet 4: Goldsteinsiedlung«; Gebiet 5: Innenstadt (samstags/sonntags). Infos zu den Kosten und dem Antragsverfahren gibt es auf der Homepage der Stadt Bad Nauheim unter dem Stichwirt »Bewohnerparken«.