04. August 2023, 17:49 Uhr

Kneipe mit Biergarten

»Erbsegass« in Gedern: Droht Ende einer Tradition?

Vor eineinhalb Jahren treten Christian Ladner, Jörg Schmid und Sebastian Stroh an, um in Gedern eine Bierkneipe wieder zu eröffnen. Doch das Trio muss mittlerweile einsehen, dass die zusätzliche Belastung neben der Berufstätigkeit auf Dauer nicht zu meistern ist.
04. August 2023, 17:49 Uhr
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Wenn sich kein Pächter für die »Erbsegass« findet, könnten Kneipe und Biergarten bald Geschichte sein. FOTOS: POTENGOWSKI

Vor eineinhalb Jahren traten Christian Ladner, Jörg Schmid und Sebastian Stroh an, um in Gedern eine Bierkneipe wieder zu eröffnen. Die »Erbsegass« sollte Gedernern und Besuchern aus der Region mit selbst gebrautem Bier einen gemütlichen Treffpunkt bieten (diese Zeitung berichtete). Doch das Trio musste mittlerweile einsehen, dass die zusätzliche Belastung neben der Berufstätigkeit auf Dauer nicht zu meistern ist.

Die Corona-Pandemie hatte vielen Gaststätten und Kneipen den Todesstoß versetzt. Auch die »Erbsegass« in einem Fachwerkhaus mit einem kleinen Biergarten unter einer großen Linde war betroffen. So groß das Lob in den Jahren davor gewesen war: Nach zwei Jahren Corona blieb auch diese Kneipe geschlossen.

Resonanz gibt Kneipiers recht

Ladner und Stroh erinnerten sich an die schönen Abende, die sie in ihrer Jugend in der »Erbsegass« verbracht hatten. Die Kneipe könnte doch eine ideale Ergänzung zu ihrem Hobby, dem Bierbrauen, sein. Mit einer Kneipe mit selbst gebrautem Bier wäre man in der Region einzigartig, dachten sich die beiden Männer.

»Uns liegt es am Herzen, dass wir unserer Heimatstadt etwas zurückgeben und die Stadt wieder etwas beleben«, beschrieb Stroh im Januar 2022 gegenüber dieser Zeitung den Antrieb, trotz erheblicher beruflicher Belastung eine Kneipe zu eröffnen. Mit der Unterstützung durch Aushilfen schien die Wiederbelebung der »Erbsegass« möglich.

Tatsächlich schien die Resonanz der Gäste den Hobbybrauern und Kneipiers recht zu geben. An den Freitagen und Samstagen, wenn die »Erbsegass« geöffnet hatte, kamen regelmäßig viele Besucher. Dass diese sich wie in alten Tagen wohlfühlten, zeigten schließlich die Öffnungszeiten. »Das ging manchmal bis 2 Uhr«, berichtet Ladner. »Der Anfangsenthusiasmus war gut.« Doch die Realität hat das Trio inzwischen eingeholt. »Ich habe jedes Wochenende hier gestanden«, schildert Ladner. Seine Frau Anke ergänzt, dass auch die Aushilfen nicht immer zur Entlastung beigetragen hätten. »Wir hatten fünf Leute, aber manchmal hat keiner das Wochenende übernommen. Da telefoniert man herum, doch es findet sich niemand.«

Suche nach einem Pächter

Dazu kommt, dass sowohl Ladner als auch Stroh in ihren Berufen mehr als eine 40-Stunden-Woche haben. Ladners Arbeitstag beginnt oft schon vor Sonnenaufgang und endet erst am frühen Abend. Nicht viel besser sieht es wegen häufiger Dienstreisen auch bei Stroh aus. Dass es da nicht möglich ist, nebenher noch eine Kneipe zu betreiben, »das haben wir schmerzlich erfahren müssen«, räumt Ladner ein.

Deshalb wünschen sie sich, dass jemand anderes das erfolgreiche Konzept übernimmt, nachdem sie die »Erbsegass« wiederbelebt haben. Ladner und Stroh hoffen, dass sie einen Pächter finden, der das Potenzial, das die kleine Kneipe mit Biergarten bietet, besser ausschöpfen kann.

Dabei bewegt sie auch die Sorge, dass die »Erbsegass« erneut und diesmal endgültig geschlossen werden könnte. Denn wenn sich niemand findet, der die Kneipe übernimmt, bliebe nur eine andere Nutzung des Gebäudes übrig. »Wenn da gar nichts passiert, bleibt mir nichts anderes, als das Haus zur Wohnung umzubauen«, stellt Ladner fest. VON OLIVER POTENGOWSKI



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