Da hätten sich wahrscheinlich manche Eltern gewundert, mit welchem Fleiß und welcher Ausdauer ihre Kinder jetzt im Wald gearbeitet haben. Wolfgang Schleich hatte angeregt, neben einem Biotop am Gottesbach in Ober-Seemen einen Schulwald anzulegen. Zusammen mit Schulleiterin Anne-Denise Scheddel und den Lehrern der Seementalschule nahmen die 65 Grundschüler die Idee begeistert an. Gemeinsam pflanzten sie mehr als 200 Bäume.
Der Tiefbauunternehmer Schleich hatte die Idee entwickelt, als er das benachbarte Biotop gestaltete. In Absprache mit Revierförster Martin Walther wählte er 450 Baumsetzlinge aus. Die 350 Stieleichen und 100 Winterlinden sollen die Klimaveränderungen besser vertragen. Ein Gederner Baumarkt spendete Pflanzerde und Pfosten für einen Schutzzaun. Ein Landwirt stellte ein Wasserfass zur Verfügung, damit die jungen Baumpflanzen bewässert werden können. Dazu besorgte Schleich Gießkannen und reichlich Getränke, Obst und Quarkbällchen für die Kinder.
Kinder arbeiten gut zusammen
Denen war die Begeisterung an diesem besonderen Schultag schon auf dem Fußweg vom Dorf zum Wald anzumerken. Dort erklärte ihnen Schleich, wie der Lebensraum Wald unter Klimawandel und Grundwassermangel leidet. Dabei wies er auch auf seinen Helfer Murat Adem Hamid hin. In dessen Heimat Äthiopien habe es früher auch viel Wald gegeben. Weil der durch Raubbau abgeholzt worden sei, hätten sich auch die Lebensbedingungen der Menschen verschlechtert. In Gruppen bekamen die Grundschüler anschließend gezeigt, wie sie die Setzlinge in die Erde bringen, damit sie gut anwachsen.
Zusammen mit dem Revierförster hatten die Eltern sowie Ortsvorsteherin Ilona Lehr und Mitglieder der Interessengemeinschaft Dorfentwicklung Ober-Seemen schon erste Pflanzlöcher vorbereitet. Mit welcher Sorgfalt die Kinder die kleinen Pflänzchen behandelten und wie gut sie zusammenarbeiteten, war sehr beeindruckend.
»Wasser haben wir normal nicht hier im Wald«, lobte Walther die gute Vorbereitung. »Da bin ich guter Dinge, dass die anwachsen.« Zumal der Boden auch noch feucht sei. Auch die Arbeit mit den Grundschülern sei eine gute Erfahrung. »Man muss es ihnen erklären und zeigen, aber jetzt funktioniert es gut«, freute sich Walther über den Arbeitseifer. Eine Schülerin berichtete stolz, dass sie mit ihren beiden Freundinnen schon 45 Bäumchen gesetzt habe. Innerhalb von einer guten Stunde war bereits die Hälfte der Setzlinge gepflanzt.
»Das ist eine tolle Aktion«, zeigte sich auch Scheddel begeistert. Als Baumpaten werden die Kinder regelmäßig zu ihrem neu angelegten Schulwald gehen. »Die Kinder können sagen, sie haben ihr eigenes Wäldchen gepflanzt. Das ist ein Geschenk.«
Weil es noch einige Zeit dauern wird, bis die Setzlinge herangewachsen und als Bäume erkennbar sind, bekommt jede Schulklasse eine große Linde am Eingang des Schulwaldes.
Hirschkäferwiege und Bienenhotel
Dazu ließ Schleich die Schüler noch eine sogenannte Hirschkäferwiege anlegen. Zwischen alten Eichenstämmen können die bedrohten Tiere brüten und überwintern. Ein Wildbienenhotel wird die Anlage ergänzen.
Dass die jungen Bäume sehr dicht gepflanzt wurden, ist kein Problem. »Die Kinder haben die Vorstellung, die werden alle 200 Jahre alt«, stellte Revierförster Walther fest. Schleich ergänzte, dass auch bei der natürlichen Waldverjüngung anfangs sehr viele kleine Pflanzen dicht nebeneinander wachsen. »Die Stärkeren setzen sich durch.« Eine größere Gefahr für den Schulwald und ein weiteres Waldstück, das zusätzlich aufgeforstet wurde, ist dagegen der Verbiss durch Wildtiere, besonders durch Rehe. Deshalb hat Schleich die Setzlinge eingezäunt, um sie zu schützen.
Als Erinnerung und Belohnung für ihren Arbeitseifer bekamen die Schüler zum Schluss noch Geschenke. Manche Kinder hatten so viel Spaß, dass sie am liebsten noch weiter geholfen hätten. »Dürfen wir nach der Schule wiederkommen?«, fragten sie Schleich zum Abschied.