Vier ausverkaufte Vorstellungen im Bleichenbacher Dorfzentrum sprechen für sich: Wenn die »Bleichebacher Bregge Babbler« spielen, steht ihre große Fangemeinde schon parat. Welches Stück sie aufführen, ist dabei fast nebensächlich, denn eines steht grundsätzlich fest: Es wird sehr, sehr lustig, und es wird ein einfach schöner, kurzweiliger Abend mit vielen bekannten Gesichtern.
Auch diesmal erlebte das Publikum wieder heitere Aufführungen mit jeder Menge Spaß und Gelächter - auch wenn der Inhalt des Lustspiels »Verwandte und andere Katastrophen« von Erich Koch eigentlich makaber ist. Denn seine Verwandten, allen voran Nichte Judith (Vanessa Schwabauer) und Klara (Corinna Syring), die Frau seines Neffen Manfred (Stefan Theiß), trachten Erbonkel Karl (Uschi Stock) nach dem Leben. Nicht, weil sie etwas gegen ihn haben, sondern weil sie den Erbfall etwas beschleunigen wollen.
Zu seinem Glück sind bei den Mordanschlägen mit Kissen und alten Strümpfen zufällig die beiden Einbrecher Emil (Holger Kraft) und Edith (Jennifer Stürz) hinter dem Sofa versteckt und können Karl jeweils wiederbeleben. Flugs werden die Rollen getauscht, und während fortan Emil als vermeintliche Leiche mit einem Kolter bedeckt im Schaukelstuhl sitzt, schmieden Karl und Edith Pläne, wie sie gegen die raffgierigen Verwandten vorgehen können.
Die Sache mit dem Lottogewinn
Und dann sind da noch Postbotin Hermine (Tine Kraft) und Bestatter Paul (Ernst Fridrich). Hermine soll Karl einen Brief zustellen, liest diesen kurzerhand selbst und erfährt auf diese Weise, dass Karl fünf Millionen Euro im Lotto gewonnen hat. Und Paul, der eigentlich der vermeintlichen Leiche wegen auf den Plan getreten ist, findet Gefallen an Hermine - vor allem, nachdem diese beschlossen hat, sich den Lottogewinn selbst unter den Nagel zu reißen.
Nacheinander kommen Judith und ihr Mann Uwe (Lukas Eckhardt) sowie Klara und Manfred ins Haus, um Karls Wertsachen in ihren Besitz zu bringen. Als Ohrenzeuge stets dabei: der unter dem Kolter im Schaukelstuhl liegende Emil. So nimmt das Chaos seinen Lauf. Erst wird Hermine als Schnapsleiche im Kleiderschrank versteckt, später die in Ohnmacht gefallenen Judith und Klara. Karl kehrt als seine eigene Schwester zurück und hat einen verrückten Notar (Jennifer Stürz) im Schlepptau, der den verdutzten Verwandten ein Testament präsentiert, wonach die verschollene Schwester alles erben soll und sie nichts. Die Einzigen, die Karls Geld völlig kalt lässt, sind Bernd (Hannes Schlegel), der Sohn von Judith und Uwe, und Lilo (Simone Kraft), die Tochter von Klara und Manfred. Sie haben nur Augen füreinander und wollen gerne heiraten. Bestatter Paul hingegen glaubt, dass Karls Mutter Mathilde angefangen hat, in der Wohnung zu spuken. Nur so kann er die sich häufenden merkwürdigen Ereignisse erklären.
Jenny Stürz schießt Vogel ab
Diese Gemengelage bot den Bleichenbacher Schauspiel-Assen viele Gelegenheiten, ihr komödiantisches Talent voll zu entfalten. Den Vogel schoss wieder einmal Jenny Stürz ab, die Chefin der dem TSG Bleichenbach angehörenden Theatergruppe. Insbesondere als von zahlreichen Tics geplagter Notar ließ sie ihr Publikum Tränen lachen. Holger Kraft schaffte es, selbst als vermeintliche Leiche noch zu Hochform aufzulaufen, und auch die »Bregge Babbler«-Urgesteine Tine Kraft und Corinna Syring sind unter den ausnahmslos souverän und bravourös agierenden Darstellerinnen und Darstellern besonders hervorzuheben. Ob Gestik, ob Mimik, ob Sprache - sie haben das Schauspiel einfach im Blut und wissen genau, welche Register sie ziehen müssen, um das Publikum im Saal zum Lachen zu bringen.
Natürlich barg die Geschichte auch viel Potenzial für Heiterkeit - etwa, wenn alle möglichen Personen immer wieder meinten, am eigentlich quicklebendigen Emil deutliche geruchliche Anzeichen für fortschreitenden Vergang wahrnehmen zu können oder wenn der gutmütige Manfred den kriminellen Plänen seiner Frau geistig einfach nicht folgen konnte und alles falsch verstand. Und auch für Kabbeleien und kleinere und größere Beleidigungen zwischen Mann und Frau boten sich viele Möglichkeiten, die ausgiebig ausgenutzt wurden.
Helferteam hinter den Kulissen
Den Schlussapplaus hatten sich die »Bregge Babbler« redlich verdient - und auch die vielen Helferinnen und Helfer hinter den Kulissen. Dazu gehörten unter anderem die Souffleusen Julia Lerke und Sabrina Schmidt, Luke Schmidt, der den Vorhang bediente, Jenny Liebegott und Joline Schütz (Maske) sowie Rolf Appel, Udo Knöpp und Timo Petznick, die die Federführung bei der Gestaltung des Bühnenbildes übernommen hatten.