Das Grundstück zwischen altem Krankenhaus und dem Forstamt Schotten macht einen verwilderten Eindruck. Der an der Seite zum Forstamt hin verlaufende Fußweg mit zwei Treppen von der Karl-Weber-Straße zur Lohgasse wurde schon vor einiger Zeit wegen des schlechten Zustands mit einem Schild »Durchgang verboten« versehen.
Das Gelände hat in jüngster Vergangenheit zweimal den Besitzer gewechselt. Zunächst wurde es von der Weber-Pröscher-Sauer-Stiftung als Eignerin des Vogelsberger Heimatmuseums an einen Schottener Bürger verkauft, um finanzielle Mittel für die Sanierung des Museums zu generieren.
Innerörtliche Naherholungsflächeg
Inzwischen hat die Greenliving Bauträger GmbH (Hasselroth) das Gelände erworben. Die Gesellschaft baut derzeit das alte Krankenhaus und das danebenstehende kleinere Gebäude zu modernen Wohnungen um. Zusätzlich soll noch ein weiteres Wohnhaus auf dem Areal des alten Krankenhauses errichtet werden.
Bei dem Treffen wurde die Vermutung geäußert, dass der Bauinvestor auch das zuletzt zugekaufte Hanggelände als Baugrund nutzen könnte. Für weitere Häuser müsste allerdings der Baumbestand weichen. Eine Maßnahme, die bei den Beteiligten des Treffens auf große Ablehnung stieß.
»Das Gelände ist eine wichtige innerörtliche Naturerholungsfläche«, so die Meinung mehrerer Anwesender zusammenfassend. Es diene auch als wichtige Frischluftschneise für die Innenstadt Schottens. Eine Abholzung und Versiegelung würde zudem in Zeiten des Klimawandels ein falsches Zeichen setzen. »Die Bäume dürfen nicht gefällt werden«, lautete die einhellige Meinung.
In naher Zukunft keine Bebauung geplant
»In naher Zukunft wird hier nichts passieren. Es ist derzeit nichts Konkretes geplant«, sagt dazu Dennis Bulin, der Greenliving-Projektleiter für den Umbau des alten Krankenhauses. »Es gibt keinen Bebauungsplan.« Das bestätigt auch Uwe Döll von der Bauabteilung der Stadt Schotten.
Bulin räumt ein, dass eine mögliche Bebauung »optional« ein Thema werden könnte. Zunächst werde aber die aktuelle Baumaßnahme umgesetzt. »Und danach muss eruiert werden, ob überhaupt Bedarf für weitere Wohnungen besteht«, sagte der Projektleiter.
Das 3500 Quadratmeter große Hanggrundstück war vor knapp 70 Jahren noch eine Wiese. Der Mitbegründer der 1923 eingeweihten Forstschule, Staatsrat Dr. Karl Weber, hatte zusammen mit seiner Ehefrau in der in den 1920er Jahren begründeten Weber/Pröscher-Stiftung festgelegt, neben der Forstschule einen forstbotanischen Garten anzupflanzen.
Er sollte den Forstschülern zur ihrer praktischen Ausbildung dienen und wichtiges pflanzliches Anschauungsmaterial bieten.
Mit Bepflanzung 1957/58 begonnen
Für dieses Anliegen wurde auch eine kleine Fläche eingerichtet, die später aber dem Bau der Mehrzweckhalle der früheren Forstschule beziehungsweise des heutigen Forstamtes weichen musste.
Für einen Neuaufbau des forstbotanischen Gartens stellte die Weber/Pröscher-Stiftung das direkt angrenzende 3500 Quadratmeter große Hanggelände zur Verfügung.
1957/58 konnte hier mit der Bepflanzung begonnen werden. Neben einer Auswahl forstlich wichtiger Baumarten wurden auch sogenannte Weiser- und Zeigerpflanzen angepflanzt, die Hinweise über den Zustand der Waldböden und Standorte geben.
Das hatte Ernst Happel Anfang des Jahres 2015 in einem zusammenfassenden Bericht beschrieben. Der frühere Geschäftsführer des Naturparks Hoher Vogelsberg, des heutigen Naturparks Vulkanregion Vogelsberg, hatte Forstschülern einst bei ihrem Wirken in dem besonderen Garten unterstützt.
Da in den frühen 1960er Jahren der junge Garten durch An- und Umbaupläne für das alte Krankenhaus bedroht schien, wurde vorsichtshalber wichtiges Pflanzmaterial in den nicht mehr benötigten Hausgarten des privaten Anwesens auf der anderen Seite der Lohgasse verbracht.
Forstbotanischer Garten wurde überflüssig
Anlass für Happels schriftlichen Rückblick waren vor knapp zehn Jahren angedachte Sanierungsarbeiten. Das Areal war jahrelang nicht mehr gepflegt worden. Grund war der Niedergang der Schottener Forstschule.
Die Einrichtung verlor ihre Bedeutung, als das Land Hessen der Försterausbildung per Gesetz ein Studium zugrunde legte, das in Schotten nicht möglich war. Mehrere Jahre war die Einrichtung noch Weiterbildungsstätte der hessischen Forstverwaltung, bis diese nach Weilburg verlegt wurde.
»Der forstbotanische Garten war damit überflüssig geworden«, wie Ernst Happel anmerkt. Die Folge waren Wildwuchs, überhängende Bäume auf angrenzende Grundstücke und Straßen wie die Lohgasse.
Info: Naherholungsgebiet
m Zuge der angedachten Sanierungsarbeiten sei auch eine Neugestaltung des Botanischen Gartens angedacht worden, so Ernst Happel. Im Zuge der Maßnahme sollten eingewachsene große Parkbäume freigestellt und Unrat, Fallholz sowie Gestrüpp beseitigt werden. Auch sollten die Fußwege für eine Nutzung wieder begehbar gemacht werden.
Ziel war die Gestaltung eines kleinen Naherholungsgebietes für die Bürger. Die angedachten Maßnahmen wurden aber in der so geplanten Form nicht umgesetzt. Lediglich Verkehrssicherungsmaßnahmen wurden in den vergangenen Jahren vorgenommen.