20. Juni 2025, 19:46 Uhr

Blick in Zukunft

Weitere Windkraft-Entwicklung in Fernwald erlaubt

Neue Windkraftanlagen sind auf dem Dachsberg in Fernwald möglich, zunächst geht es um die Ideenfindung.
20. Juni 2025, 19:46 Uhr
SOW
Blick von der L3129 auf die bewaldete Kuppe des Dachsberges bei Albach: Hier könnte die Gemeinde Fernwald in direkter Nähe des interkommunal geplanten Windparks Fernewald, zwei bis drei eigene Windkraftanlagen errichten. Erste Überlegungen dazu gibt es im Haupt-und Finanzausschuss. Foto: Schwaeppe

Fernwald . Das große interkommunale Windkraftprojekt im »Fernewald«, an dem die Kommunen Gießen, Buseck und Fernwald beteiligt sind, schreitet in den Planungen voran. In nächster Nachbarschaft der »Fernewald«-Fläche, jenseits der A5, verfügt die Gemeinde Fernwald über eine weitere Potenzialfläche für Windkraftanlagen. Und zwar auf dem Dachsberg bei Albach. Hier könnten, so die Überlegungen, zwei bis drei Windkraftanlagen errichtet werden, wobei die dritte Anlage außerhalb des Waldgebietes errichtet werden könnte.

Eine gezielte Anfrage von Bürgermeister Manuel Rosenke (parteilos) beim Regierungspräsidium mit einem Vor-Ort-Termin, hatte die Umsetzbarkeit des Projektes bestätigt. Die Gemeinde müsse lediglich eine Änderung des Flächennutzungsplanes beschließen, da die Fläche ursprünglich als potenzielle Windvorrangfläche angedacht war.

Im Haupt- und Finanzausschuss stellte Sebastian Herzog von Lintas Green Energy aus Oldenburg, die gemeinsam mit der Land+Forst Erneuerbare Energien aus Hösbach, bereits das »Fernewald«-Projekt entwickeln, die Optionen für den Dachsberg vor. Ein entsprechender Grundsatzbeschluss, die Entwicklung des Gebietes auszuloten, lag den Ausschussmitgliedern vor.

Zuvor hatte Bürgermeister Rosenke mitgeteilt, dass es bereits Rücksprache mit Förster Jörg Sennstock bezüglich des Waldes auf dem Dachsberg gegeben habe. »Dort befinden sich, laut Sennstock, Kalamitätsflächen.«

Logischer Planungsschritt

Wie es in den Erläuterungen der Beschlussvorlage heißt, können Kommunen ab Januar 2024 per Bauleitplanung Flächen für Windenergie festlegen. Dieses Vorgehen solle durch den Grundsatzbeschluss für den Windpark »Dachsberg« entsprechend umgesetzt werden. »Aufgrund der aktuellen interkommunalen Projektierung des Windparks »Fernewald« mit den Kommunen Gießen und Buseck sind bereits viele Grundlagen zur Entwicklung des Windparks Fernewald gelegt worden«, heißt es in der Vorlage weiter. Als Erweiterungsprojekt und »in einem deutlichen räumlichen Zusammenhang« könnte es nun für die Gemeinde Fernwald ein folglich logischer Schritt sein, ein weiteres eigenes Projekt mit der Fläche im Bereich des Dachsbergs, mit den Projektierern umzusetzen.

Herzog stellte zu Beginn seiner Ausführungen klar, dass es sich hier nur um »eingebrachte Ideen« zur Diskussion handle. Er strich insbesondere die Synergieeffekte hervor, die sich mit den Planungen zum »Fernewald« ergeben. »Im Bereich des Netzanschlusses etwa sowie bei der Beschaffung der Anlagen an sich und des Tiefbaus könnte man im Verbund entwickeln«, sagte er.

Infrastruktur wie ein Umspannwerk und die Zuwegung könnten gemeinsam genutzt werden. Zudem sei sich die Öffentlichkeit bereits über die Entwicklung am »Fernewald« im Klaren was den Dachsberg als kontinuierliche Entwicklung darstelle. »Ähnlich verhält sich das auch bei den Genehmigungsbehörden. Das vereinfacht die Abläufe.« Allerdings müsse man bei den Anlagen mit gegenseitiger Verschattung rechnen. Die Gemeinde hätte die Optionen, die Anlagen zu verpachten oder ein Beteiligungsmodell einführen, das die Bürger an den Erträgen teilhaben lasse. Auf eine Frage, ob die Anordnung der Anlagen nur im Wald oder auch am Waldrand möglich sei antwortete Herzog: »Die Standorte im Wald sind ausschließlich in Gemeindehand, somit würden auch die Pachteinnahmen der Gemeinde zugute kommen.« Von den zwei bis drei möglichen Anlagen würden sich zwei Anlagen ausschließlich auf Gemeindeland, sprich Wald, befinden. Für die Gemeinde bedeuteten die Windkraftanlagen eine zusätzliche Einnahmequelle für den Haushalt. »Bürgerbeteiligung ist möglich«, sagte Herzog.

Ausgleich möglichst ortsnah

Außerdem werde die Energiewende vor Ort weiter umgesetzt, und man könne so auch eine Perspektive für eine mögliche zukünftige Direktversorgung der Bürger, Stichwort: Energy Sharing, entwickeln.

Allerdings könnten Ausgleichsmaßnahmen nicht auf Gemeindeland umgesetzt werden. »Sie sollten allerdings so ortsnah wie möglich erfolgen«, riet Herzog. Gegebenenfalls könnte eine Informa- tionstafel die Waldbesucher über Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen informieren.

Eine Frage kam bezüglich des Rückbaus der Anlagen auf. »Hier könnte die Gemeinde die Grundlagen der bestehenden Verträge zum Fernewald nutzen«, sagte Herzog. Dort sei ein Rückbau im Nutzungsvertrag festgeschrieben. »Der Betreiber ist nach Nutzungsende für den vollständigen Rückbau einschließlich der Fundamente sowie der Rekultivierung der Flächen verantwortlich.«

Stefan Becker (FW) fragte nach, ob die Gemeinde für den Standort der möglichen dritten Anlage, die sich nicht im Wald und damit auf privatem Grund befinden würde, mit dem Eigentümer gesprochen habe. Rosenke verneinte. »Die Standorte sind ja noch gar nicht genau festgelegt.« Momentan rechne man erst mal mit den beiden möglichen Anlagen im Wald auf Gemeindegrund. Auch müsse noch erörtert werden, wie stark sich die Bürgerschaft in Fernwald an den Anlagen beteiligen wolle. Heike Habermann (Grüne) wollte wissen, ob das Thema »Vogelzug« mitberücksichtigt würde. Herzog antwortete, dass in den vergangenen Jahren intensiv zum Thema Vogelzug und Windkraftanlagen geforscht worden sei.

»Vogelzug nicht beeinträchtigt«

»Der Vogelzug wird durch Windkraftanlagen nicht beeinträchtigt«, sagte er. Allerdings seien Fledermäuse die entscheidende Tiergruppe. Aber auch auf deren Belange könne man durch Maßnahmen eingehen.

Den Grundsatzbeschluss empfahlen die Ausschussmitglieder einstimmig zur Annahme. In der Sitzung der Gemeindevertretung am 1. Juli wird darüber dann entschieden werden. Sollte dem Grundsatzentscheid zugestimmt werden, wird als nächster Planungsschritt ein Pacht- und Kooperationsvertrag aufgesetzt werden.



0
Kommentare | Kommentieren

Bilder und Videos

  • Fassenachtszug in Giessen

  • Polizeirazzia im Frankfurter Bahnhofsviertel