24. April 2025, 17:59 Uhr

Zwischenbilanz

Strengere Regelung für Bioabfälle im Kreis Gießen

Nach dem ersten Jahr des Eigenbetriebs Kreislaufwirtschaft des Landkreises Gießen liegen nun Zahlen zu den Müllmengen vor.
24. April 2025, 17:59 Uhr
TWI
Wie beispielsweise im Mittelweg in Großen-Linden wird hierzulande die Getrenntsammlung großgeschrieben. Foto: Wißner

. Mit insgesamt 63 836,47 Tonnen Abfällen und Wertstoffen ist im vergangenen Jahr die im Landkreis Gießen eingesammelte Müllmenge nochmals um 1,61 Prozent gegenüber 2023, und damit um 1011,91 Tonnen, angestiegen. Es war das erste Jahr, in dem der aus dem Fachdienst Abfallwirtschaft des Landkreises hervorgegangene Eigenbetrieb Kreislaufwirtschaft für die Entsorgung verantwortlich zeichnete.

Während sowohl beim Rest-Sperrmüll, Grünschnittabfuhr, Bio- wie auch Hausmüll die Müllmengen anstiegen, verzeichnete einzig die Blaue Tonne einen Rückgang. Landeten 2023 noch 10 826,66 Tonnen darin, so waren es 2024 »nur« noch 10 426,86 Tonnen. Gegenüber 2022 mit 11 704,03 Tonnen bedeutet dies in zwei Jahren einen doch beachtlichen Rückgang von 10,9 Prozent oder 1277,17 Tonnen.

Gebühren nach 19 Jahren erhöht

Das Gesamt-Müllaufkommen in Kreis und Universitätsstadt Gießen belief sich im vergangenen Jahr auf 87 971,94 Tonnen, was gegenüber 2023 mit 87 313,82 Tonnen einen Anstieg von 658,12 Tonnen oder um 0,75 Prozent bedeutete. In dieser Gesamtmüllmenge nicht enthalten sind illegale Müllablagerungen in Kreiskommunen, die durch deren Mitarbeiter entsorgt werden. Wie auch nicht die Gelbe Tonne, weil es sich hier nicht um eine öffentliche Aufgabe handelt, sondern dies im Verantwortungsbereich des Dualen Systems liegt.

Zum Jahresbeginn wurden im Landkreis Gießen erstmals seit 19 Jahren die Müllgebühren erhöht. Fast 55 000 Grundstückseigentümer erhielten - mit Ausnahme der Universitätsstadt Gießen - ein Schreiben des Eigenbetriebs Kreislaufwirtschaft. Privathaushalte und Unternehmen im Landkreis erhalten rund um die Entsorgung den gleichen Service wie bisher, hatte die Kreisverwaltung in einer Mitteilung versichert. Darin erklärte der zuständige Dezernent Christian Zuckermann, dass mit der Gründung des Eigenbetriebs organisatorisch wichtige Weichen für die Zukunft gestellt wurden.

Der Bürger hat davon - bis auf die neuen Gebührenbescheide - so gut wie nichts mitbekommen, denn nach wie vor wurden schwarze, grüne, gelbe und blaue Tonne geleert und der angemeldete Sperrmüll abgeholt. Auch die Abgabemöglichkeiten im Abfallwirtschaftszentrum in der Gießener Lahnstraße änderten sich durch die Organisationsänderung nicht. Aufgrund der Versendung von über 50 000 Gebührenbescheiden gab es dann jedoch »ein stark erhöhtes Aufkommen an telefonischen Anfragen, Nachfragen per E-Mail sowie Änderungsmitteilungen und -anträgen«, vermeldete die Kreisverwaltung auf ihrer Homepage.

Mikroplastik reduzieren

Wie nun Kreis-Pressereferentin Nadine Jung mitteilte, werden zwar die Gesamt-Müllmengen von blauer, schwarzer und grüner Tonne sowie Grünschnitt und Sperrmüll vom Landkreis erfasst, während für die Gelbe Tonne die Firma Remondis Mittelhessen GmbH verantwortlich zeichnet. Zwar werden die Müllmengen von Kreis und Universitätsstadt getrennt voneinander erfasst, jedoch nicht die Müllmengen der einzelnen Kreiskommunen, so dass hier keine Analyse erfolgen kann, wo denn nun pro Kopf der meiste Müll produziert wird.

Beachtlich ist, dass etwa im vergangenen Jahr in Gießen die Hausmüllmenge um 252,55 Tonnen auf 14 145,69 abnahm, während im Kreis hier eine Zunahme um 901,27 Tonnen auf 23 735,23 erfolgte. Ob sich die Bio-Abfallmenge bedingt durch eine zum Maifeiertag in Kraft tretende neue Verordnung ändert, bleibt erst einmal abzuwarten.

Bundesweit gelten in Bezug auf die sogenannten Störstoffe in der Tonne ab dem 1. Mai auf Anweisung der Europäischen Union (EU) die strengeren Regeln. In der neuen Verordnung heißt es unter anderem, dass nur noch sortenreine Abfälle bei den Weiterverarbeitungsanlagen angeliefert werden dürfen. Ziel ist es vor allem, Kunststoffe, besonders das Mikroplastik, zu reduzieren. Denn Bioabfall wird zu Kompost. Und wenn dieser mit Plastikteilchen versetzt auf Feldern oder in Hausgärten landet, ist das nicht nur für die Natur, sondern auch für den Menschen schlecht.

Gemäß der neuen Verordnung dürfen Bioabfälle künftig insgesamt nicht über drei Prozent Fremdstoffanteil beinhalten. An Kunststoff darf nur ein Prozent enthalten sein. Verpackte Bioabfälle, besonders Lebensmittel, müssen von den Verpackungen getrennt werden. Ansonsten drohen neben der »Nicht-Leerung« Bußgelder bis zu 2500 Euro.

Bis zu 40 000 Tonnen Kompost erzeugt

Aktuell werden bereits Biotonnen mit einer »Gelben« oder »Roten« Karte versehen und ungeleert stehen gelassen, um den Hausbewohnern anzuzeigen, dass sich in der Tonne nicht nur Bioabfall befindet, sondern auch Stoffe, die nicht hineingehören.

Aus dem Bioabfall, den man aus Kreis und Stadt jährlich sammelt, soll guter Kompost werden. Dazu dürfen aber weder Plastikbeutel noch Hundekot oder Zigarettenkippen hinein. Und auch nicht die im Handel erhältlichen »Biokunststoffbeutel«. Papier dagegen darf in gewissem Umfang mit in die Tonne, weil es verrottet. Plastikbeutel oder auch Aluminiumdosen stören jedoch den Verwertungsprozess. Sie müssen mühsam entfernt werden, was oft nicht vollständig klappt. Das gilt ebenfalls für Hundekot, Flüssigkeiten, Holz, Metall, Windeln oder Zigarettenreste. An sich sind die Kreisbewohner aber ordentlich beim Befüllen der Tonne: »90 Prozent machen es vorbildlich, zehn Prozent machen Probleme«, teilt man mit. Das Verhängen von Bußgeldern, wie mancherorts angedroht, werde wohl nicht notwendig, ist sich Zuckermann sicher.

Um möglichst hochwertigen Kompost zu bekommen, ist ein gewisser Aufwand nötig. So sind zwei von fünf Entleerungsfahrzeugen mit Detektoren ausgestattet, die anschlagen, wenn in der Tonne Fremdstoffe sind. Reihum kommen diese Fahrzeuge in allen Kreiskommunen zum Einsatz. Etwa 3000 Tonnen Störstoffe werden jedes Jahr aus dem Bioabfall herausgefischt. Jedes Jahr werden zwischen 33 000 und 37 000 Tonnen Kompost gewonnen, in Corona-Zeiten waren es sogar an die 40 000 Tonnen.



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