Pohlheim , Der Neumühle-Rasenplatz ist gesperrt. Das wurde dem FC Gießen um Michèl Magel am Mittwoch und dem TV 07 Watzenborn-Steinberg um Dr. Jan Eric Rempel am Donnerstag schriftlich von einer Wettenberger Anwaltskanzlei im Auftrag der Stadt Pohlheim übermittelt.
Im Schreiben wird darauf hingewiesen, dass der FC Gießen bekanntlich ein Betretungsverbot der Liegenschaft ausgesprochen habe und die Stadt daher die Schäden nicht beheben könne. Da die Stadt aber Verkehrssicherungspflichten habe, müsse der Platz samt Laufbahn kurzfristig gesperrt werden.
Bekanntlich hatte es vor Wochen einen Eklat gegeben, nachdem der FC-Sportstättenkoordinator Volker Tunkel Bedienstete der Stadt und Vermesser wie auch den Bürgermeister durch herbeigerufene Polizeibeamte vom Platz verweisen ließ.
Es sollten Vorarbeiten für die Erschließung eines noch zu bauenden Sportheims des FC Tuba getätigt werden. Der Verbandsligist mit Chancen auf den Aufstieg in die Hessenliga soll sich das Sportgelände Neumühle zukünftig mit dem Regionalligisten FC Gießen teilen, was zu Spannungen zwischen der Stadt und dem Pächter geführt hat.
Der FC Gießen ist jedoch der Ansicht, dass er auf seinem Gelände weitere Nutzungen ausschließen könne. Eine solche Nutzung sah Tunkel damals in der Vermessung und hielt das für Hausfriedensbruch, den er anzeigte.
Der FC-Sportstättenkoordinator hatte am Montagabend jedenfalls eine Liste der Unwetterschäden auf dem Sportgelände an den Bauamtsleiter der Stadt per E-Mail geschickt. Hier heißt es: »Die Ballfangwand hinter dem Tor auf dem Kunstrasenplatz (Anm.: fast rein städtisch) Richtung Schiffenberg ist teilweise umgeknickt. Beide Ersatzspielerkabinen auf dem Kunstrasenplatz sind aus ihren Verankerungen gerissen und vom Wind/Sturm auf den Platz geweht worden. Beide sind verzogen und nicht mehr benutzbar. Der Kastanienbaum hinter den Tennisplätzen ist teilweise abgebrochen. Die Trainingstore wurden durch den Sturm verweht und sind teilweise (Netze, Aluholme, Befestigungen) beschädigt.«
Den FC Gießen erreichte dann am Mittwoch das Anwaltsschreiben: »Aktuell besteht zwischen der Stadt Pohlheim und dem FC Gießen 1927 Teutonia 1900 VfB e.V. Uneinigkeit über die Vertragsauslegung zur Nutzung des »Sportgelände Neumühle«. In diesem Zusammenhang untersagte der FC ... Mitarbeitern der Stadt Pohlheim den Zutritt zu dem Gelände. Aufgrund des Unwetters ... kam es zu Schäden an Bäumen und Sträuchern im Bereich des Naturrasenplatzes des »Sportgelände Neumühle«. Für eine Aufarbeitung der Sturmschäden und das Herstellen der Verkehrssicherheit ist ein Betreten des Grundstücks notwendig. Die Stadt Pohlheim hat den FC bereits mehrfach zur Duldung der Betretung des gesamten »Sportgeländes Neumühle« aufgefordert. Leider wurde darauf seitens des FC bisher nicht adäquat reagiert.
Solange der FC Gießen das Betreten des Grundstücks nicht duldet, können die notwendigen Arbeiten zur Beseitigung der Sturmschäden nicht durchgeführt werden. Nach einer schriftlichen Duldungsbestätigung werden die Arbeiten unverzüglich durch Mitarbeiter des Bauhofs vorgenommen. Da bis dahin eine sichere Nutzung der Sportanlagen durch die Stadt Pohlheim nicht gewährleistet werden, untersagen wir ausdrücklich die Nutzung des Naturrasenplatzes inklusive Leichtathletikanlagen. Über die Aufhebung der Sperrung des Naturrasenplatzes inkl. Leichtathletikanlagen auf dem »Sportgelände Neumühle« werden wir Sie unverzüglich informieren.«
Tunkel wiederum betonte auf Nachfrage, er sträube sich nie und nimmer gegen die Behebung von Schäden auf dem Platz, zumal ja auch Menschen gefährdet werden könnten, und habe der Stadt mitgeteilt, dass sie das Grundstück zu diesem Zweck betreten könne.
Zum Inhalt des Schreibens erklärte er, dass dies »eine Bankrotterklärung der Politik« sei.
Der FC Gießen wünsche sich weiterhin einen Dreifelder-Sportplatz, der zusammen mit dem FC Tuba geteilt werde. »Es könnte ja auch so sein, dass es zukünftig zwei Regionalligisten gibt.« Ein dritter Platz mit dem notwendigen Anforderungsprofil wäre dann wünschenswert. Der bisher von Tuba in Holzheim genutzte Fußballplatz könnte zum Baugebiet werden, mit dessen Einnahmen der dritte Platz an der Neumühle querfinanziert werden könne.
Pohlheims Bürgermeister Andreas Ruck machte am Abend auf die Platzsperrung und die FC-Vorgehensweise angesprochen deutlich: »Wir machen das jetzt nur noch mit Anwälten«.