Wettenberg (mav). Demokratie ist keine Wohlfühlmatratze, auf der man sich ausruhen kann - Demokratie ist harte Arbeit, jeden Tag neu, und dafür braucht es Verständnis und Willen. Der Lohn: Frieden, Freiheit und Sicherheit. Das haben auch Anton Hecker, Denis Karabonev, Enrico Habeth und Matti Schneider sowie ihre Mitschüler aus der Klasse 9b der Gesamtschule Gleiberger Land (GGL) verstanden und verinnerlicht.
Auf Initiative ihres Klassenlehrers Dr. Dennys Sawellion nahmen sie am vom hr (Hessischer Rundfunk) ausgelobten Wettbewerb »Dein Dreh mit der Demokratie« teil und erlebten damit Unterricht, in dem dieses Thema schon länger Lerninhalt war, einmal ganz anders. Neben vier weiteren hessischen Schulen reihten sie sich mit ihrer Arbeit bei den Siegern ein und überzeugten unter insgesamt 27 Teams mit ihrem zweiminütigen Trailer die Jury, bestehend aus Medienpädagogen und ausgewählten Vertretern des hr und der ARD.
Prominenter Besuch
Große Freude herrschte beim Klassenlehrer, Schulleiter Gabriel Verhoff und den Protagonisten. Neben der Einstellung des Videos, das vollumfänglich der Netiquette des hr entsprach und so auf deren Projektseite zu sehen ist, war ein weiterer Lohn der Besuch des hr-Teams im Rahmen der Demokratie-Schultour am gestrigen Freitag. Als »Special Guest« freute sich Jennifer Sieglar auf 40 Schüler, die mit der bekannten Moderatorin (»logo«, »Die Ratgeber«, »hessenschau«, »Klimazeit«) in der Aula der GGL in einer Diskussionsrunde das Thema »Demokratie« vertieften.
Dieser offene Gedanken- und Meinungsaustausch, mit nachdenklichen, aber auch lustigen Momenten wurde begleitet von Muriel Hinrichs und Kathleen Witt, die als Video-Journalistinnen alles dokumentierten. Zum Auftakt wurde der zweiminütige Video-Clip den Mitschülern gezeigt und die vier Produzenten der 9b hatten Gelegenheit, über ihre Erfahrungen und die Herangehensweise zu sprechen.
Tipps beim Filmen, Vertonen und Schneiden hatte ihnen ihr Klassenlehrer Dennys Sawellion gegeben, der nicht nur Gesellschaftslehre unterrichtet, sondern als Lehrkraft seit vielen Jahren auch den Bereich Film und Video an der GGL betreut. So konnten technisch ausgereifte Szenen mit kurzen, knackigen Texten, die auch als Untertitel zu sehen waren, entstehen und damit ein zielführendes Ergebnis erreicht werden. Auf diese Weise war der Anspruch »Spaß haben und Lernen - Spaß haben beim Lernen« ein voller Erfolg, auch messbar an der spürbaren Begeisterung, mit der die Schüler berichteten.
Sechs Schulstunden betrug der Zeitanteil an der Produktion. In der großen Doppelstuhlreihen-Runde war Joachim Meißner mit dabei. Seit 2004 ist er unter anderem verantwortlicher Fernsehredakteur des Bildungsprogramms »Wissen und mehr« im hr und betreut den Videowettbewerb für Schüler seit zehn Jahren. Schwerpunkte seiner Arbeit sind journalistische und wissenschaftliche Beiträge zur politischen Kultur, zum Bereich Bildung und Schule.
Schüler etwas nervös
Was Demokratie für jeden Einzelnen bedeute, war die erste Frage von Jennifer Sieglar, auf die es unterschiedliche Antworten gab, wie die eines aus Syrien geflüchteten Schülers, der Freiheit als das Wichtigste beschrieb. Demokratie sei auch wichtig für den sozialen Frieden, hieß es von anderer Stelle und es wurde die Auffassung vertreten, das die jüngere und ältere Generation verantwortlich miteinander umgehen sollen. Pressefreiheit und neutrale Berichterstattung wurden angesprochen. Eifrig die Wortmeldungen und Beiträge, aber eher etwas einseitig und obwohl die Gleichberechtigung von Mann und Frau außer Frage stand, war die Zurückhaltung der Schüler in der Diskussionsrunde auffällig. Ein ermutigender Ansporn durch Jennifer Sieglar konnte nicht viel ändern an der Situation, die wohl der Anspannung und Nervosität geschuldet war.
»Was würdet ihr ändern, wenn ihr direkt als Politiker mitbestimmen dürftet?«, war eine weitere Frage der Moderatorin. Mit mehr Geld für Schulen und Sportstätten, dem Ausbau der Infrastruktur im Bereich ÖPNV und Radwege, mehr Zuwendung für den ländlichen Raum und mit höheren Löhnen und Renten wäre dann zu rechnen, hätten die Schüler das Sagen.
Breiten Raum nahm das Thema »Umgang mit den sozialen Medien«, der verantwortungsvolle Umgang mit ihnen, die Einschätzung und Bewertung und Einordnung der riesigen Informationsflut, ein. Zum Schluss folgte dann die naheliegende Frage, wie es um die Demokratie an der Schule steht: Nach Auskunft des Schulsprechers ist dieser zufrieden, sprach von einer guten Vernetzung auch mit anderen Gremien der Schulgemeinde wie beispielsweise der Schulkonferenz und Elternvertretung, aber auch mit anderen Schulen und dem Kreisschulsprecher. Andererseits mangele es aber nicht selten am Austausch und Input mit den Klassensprechern.
»Demokratie ist anstrengend - man muss etwas dafür tun«, warf Joachim Meißner an dieser Stelle ein. Fast zwei Stunden war die Aula so ein Ort lebendigen Austausches von Gedanken und Meinungen, an deren Schluss sich der Schulleiter bei allen bedankte.
Am kommenden Mittwoch steht der Besuch beim hr in Frankfurt als Abschlussveranstaltung an, gemeinsam mit allen beteiligten Klassen anderer Schulen. Dort soll gemeinsam über »Pressefreiheit und Demokratie« diskutiert werden. Es gibt ein gemeinsames Essen und für das Video-Gewinnerteam das besondere Bonbon eines exklusiven Blicks hinter die Kulissen des hr.