10. Dezember 2019, 21:44 Uhr

Feuerwehr der Zukunft

Feuerwehr Langgöns gewinnt Wettbewerb »Feuerwehr der Zukunft«

Die Langgönser Freiwilligen Feuerwehren lenken mit ihrer Löschkübel- und Stickersammelaktion die Aufmerksamkeit auf ihre ehrenamtliche Arbeit. Damit gewinnen sie nicht nur Mitglieder, sondern nun auch den Wettbewerb »Feuerwehr der Zukunft«.
10. Dezember 2019, 21:44 Uhr
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Von Patrick Dehnhardt
Die Langgönser Feuerwehren verteilen in allen Ortsteilen Löschkübel: Wenn es keine Freiwilligen gäbe, müssten die Bürger mit diesen selbst Brände löschen. ARCHIVFOTO: CON

Die Langgönser Freiwilligen Feuerwehren haben gemeinsam den Titel »Feuerwehr der Zukunft 2019« gewonnen. Im Finale setzten sie sich mit ihrer Sticker- und Haushaltslöschkübelaktion in dem von den Stadtwerken Gießen und dem Kreisfeuerwehrverband ausgerichteten Wettbewerb durch. Im Wasserwerk Queckborn nahmen sie am Montagabend den ersten Preis entgegen.

Die Langgönser Feuerwehren suchen Mitglieder - sowohl für die Einsatzabteilungen als auch den Förderverein. Um auf die Bedeutung des Ehrenamts für den Brandschutz in der Gemeinde aufmerksam zu machen, starteten sie gleich zwei Aktionen. Zum einen wurden sogenannte Haushaltslöschkübel verteilt. Auf diesen stand als ironisch zu verstehende Anweisung, dass man mit den Eimern und der Hilfe der Nachbarn eine Eimerkette bilden sollte, um einen Brand zu löschen, falls gerade keine freiwilligen Feuerwehrleute verfügbar sind.

Bei der zweiten Aktion zogen die Feuerwehrleute mit der Fußballnationalmannschaft gleich: Ihre Köpfe und Fahrzeuge wurden auf Sammelbildchen gedruckt. Rund 200 Sammelhefte und 30 000 Sticker wurden zwischen 13. April und 22. Juni verkauft sowie zwei Tauschbörsen organisiert. Die verpassten die Feuerwehrleute jeweils: »Genau da hatten wir einen Einsatz«, sagte ein Feuerwehrmann.

Die Jury lobte die Bandbreite des Projekts: Man habe nicht nur eine hohe Öffentlichkeitswirkung erzielt - selbst das Fernsehen berichtete über die Aktion -, sondern auch rund 40 neue Mitglieder für die Fördervereine und aktive Feuerwehrleute gewinnen können. Zudem sei das Ehrenamt ins Bewusstsein gerückt worden: »Es ist eine besondere Wertschätzung für die aktiven Feuerwehrleute, auf so einem Sammelbild zu sein«, sagt Julia Trampisch vom Kreisfeuerwehrverband. Zusammen mit Landrätin Anita Schneider überreichte sie das Preisgeld in Höhe von 1500 Euro.

Den zweiten Platz sicherte sich ein Konzept der Freiwilligen Feuerwehr Lollar. Diese hat eine eigene Bereitstellungsplane entwickelt. Damit sich bei einem Unfall die helfenden Trupps am Auto auf ihre Arbeit konzentrieren können, legen ihnen die anderen Feuerwehrleute die Werkzeuge und Hilfsmittel auf einer Plane griffbereit hin. So bleiben die Geräte sauber. Im Handel sind bereits Planen erhältlich, auf denen aufgedruckt ist, welches Werkzeug darauf liegen soll. Blöd nur, wenn die Feuerwehr diese gar nicht hat. Zudem haben die Lollarer festgestellt, dass meist nicht die Werkzeuge als Erstes bereitgelegt werden, die die Helfer sofort benötigen.

Darum haben sie eine eigene Plane entwickelt. Diese ist farbig in drei Zeitabschnitte gegliedert - von Geräten, die sofort benötigt werden, bis hin zu Werkzeugen, die erst später gebraucht werden. Auf den Werkzeugen finden sich jeweils Aufkleber in der gleichen Farbe. So kann selbst ein Feuerwehrneuling erkennen, was er holen und wo er es ablegen soll.

Die Jury lobte, dieses Konzept vereinfache Abläufe, damit sie unter Stress besser funktionieren. Zudem biete es die Möglichkeit, Neue - auch Flüchtlinge - schnell in die Feuerwehren zu integrieren: Denn jemandem zu sagen, er soll eine hydraulische Winde, das Stabfast und den Glasmaster holen, ist wesentlich komplizierter, als ihm zu erklären, dass er alle Werkzeuge mit einem roten Aufkleber mitbringen soll. Das Konzept der Lollarer Feuerwehr wurde mit 1000 Euro Preisgeld honoriert.

Den dritten Platz teilen sich zwei Fördervereine: Der Feuerwehrverein Nieder-Bessingen hatte einen Tag der offenen Tür unter dem Motto »Vergangenheit trifft Zukunft« konzipiert. Dabei gab es eine historische Löschübung, aber auch eine Demonstration moderner Atemschutztechnik. Unterm Strich konnte man zwei neue Mitglieder für die Jugendfeuerwehr und je eines für Verein und Einsatzabteilung begeistern. Die Jury lobte die Möglichkeit, dass andere Feuerwehren diese Idee leicht nachahmen können.

Ebenfalls 500 Euro Preisgeld erhielt der Feuerwehrverein Krofdorf-Gleiberg für die Sanierung seines Feuerwehr-Oldtimers. Dieses Projekt schweißte Jugendfeuerwehr, Alters- und Ehrenabteilung, Aktive und Vereinsmitglieder zusammen.

Landrätin Schneider lobte die vier Wettbewerbsbeiträge: »Es wird deutlich, was es heute heißt, Feuerwehrarbeit zu leisten.« Auch Ina Weller von den Stadtwerken Gießen stellte die Bedeutung der Feuerwehren heraus: »An den schlechten Tagen des Lebens braucht man Menschen, die helfen«, sagte sie. »Damit am Ende des Tages ein Stückchen Hoffnung ist.«



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