Wettenberg . Das erhebliche innovative Potenzial bei denkmalgeschützten Objekten ist mit ein Grund für den Landkreis Gießen, die bis ins frühe 18. Jahrhundert zurückreichende alte Hofreite an der Hauptstraße 37 in Krofdorf-Gleiberg für den Hessischen Denkmalschutzpreis 2025 vorzuschlagen. Noch dazu habe das Ensemble Modellcharakter für den Denkmalschutz an sich. Eigentümer und Planer Björn Trieschmann sowie Eigentümer Sierk Färber haben unter anderem die Wärmepumpe nicht außerhalb des Gebäudes, sondern im Dachgeschoss positioniert, neue Konzepte für den Schall- und Brandschutz realisiert sowie durch »Innenfenster« gerade auch im Scheunenkomplex die Sicht auf die alten Backsteinmauern immer wieder freigegeben. Auf diese Weise wird eine visuelle Attraktion der Innenarchitektur für die künftigen Bewohner und deren Gäste geschaffen.
Historische Elemente integriert
Darüber hinaus zeichnet sich der Gesamtkomplex durch die »Story der Gebäude«, die in »Zeitschichten« festgehalten werden, aus. So wurden zum Beispiel Elemente des alten Sicherungskastens mit seinen Keramik-Sicherungen zu einem Kunstwerk im Treppenhaus umfunktioniert. Zudem wurden in die Kastenfenster »historische« Glühbirnen eingebaut, die in der Dunkelheit der Fassade eine besondere Ausstrahlung geben.
Und so zeigten sich nun Kreis-Denkmalschutz-Dezernent Christian Zuckermann und Charlotte Bairstow von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises während eines umfassenden Rundganges durch den Komplex mit Eigentümern und Mitplanerin Wina Prediger begeistert von der Innovationskraft und der Erhaltung historischer Elemente der Gebäude. Das Objekt sei ausgewählt worden, »da es ein vorbildhaftes Sanierungsbeispiel ist«.
Die Behörde hebt die besondere, denkmalgerechte Ausführung der Arbeiten, die innovative Herangehensweise sowie das Engagement der Bauherren hervor. Der Preis würdigt vorbildliches Engagement in der Denkmalpflege und wird Privatpersonen, bürgerschaftlichen Initiativen und Körperschaften verliehen.
Aufgrund der hohen Energiekosten scheuen sich viele Menschen, in Gebäude von älterem Datum einzuziehen. Die schlechte Dämmung bei Fassade und Fenstern ist in der Regel ein Ausschlusskriterium. Hinzu kommt eine Heizung auf Basis fossiler Rohstoffe. Dagegen ist der Ansatz im Fall dieses Gebäudeensembles das Haus-in-Haus-Prinzip.
Zehn neue Wohneinheiten
Ein gut gedämmtes Volumen wird in die Scheuen eingebracht. Der Vorteil ist das Bauen auf einem guten energetischen Standard mit schönen Altbauelementen. Der neue Speicher wird als Holzbau in die Scheune eingefügt. Ergänzend zu den historischen Brandwänden werden Fenster entstehen wie auch zu den offenen Seiten in Richtung Hof und Wirtschaftsgarten.
Das Anwesen in Krofdorf-Gleiberg besteht aus Vorderhaus, früherem Knecht-Haus, Remise, einer großvolumigen Scheune jüngeren Datums und einigen weiteren Nebenanlagen. Die Eigentümer sanieren die Hofreite seit Mitte 2024 umfangreich. Es sollen insgesamt zehn neue Wohneinheiten entstehen.
In der Scheune sollen zwei kleinere Wohnungen (jeweils circa 50 Quadratmeter), eine größere Maisonettenwohnung (etwa 250 Quadratmeter) und Garagen sowie ein Technikraum geschaffen werden. Die Fertigstellung ist für Mitte dieses Jahres geplant.
Die Durchfahrt in der Mitte mit großem Scheunentor bleibt in ihrer Funktion als Durchfahrt zum Garten sowie der hinteren Garage erhalten. Die künftige Nutzung orientiert sich an der historischen Grundidee. Angrenzend an das Vorderhaus wurde das Knecht-Haus im Bestand erhalten und saniert. Der Keller (Teilgewölbe) im Vorderhaus wird als Weinkeller genutzt.
Lehmputz und Photovoltaik
Im Vorderhaus werden die Wohnbereiche geteilt, sodass auch erschwinglicher Wohnraum entsteht. Die Remise ist als Gästehaus oder Treffpunkt der Bewohner der sechs Wohneinheiten vorgesehen. Hier können sie auch temporär übernachten, Homeoffice machen oder mit Freunden kochen.
Die Wände wurden mit einer Holzfaserdämmung von innen gedämmt und mit einer Schicht aus Lehmputz geschlossen. Diese Innenhülle ermöglicht den Einbau von Kastenfenstern, um dem Anspruch gerecht zu werden, historische Elemente zu erhalten. Auf dem Dach der ehemaligen Scheune wird darüber hinaus eine Photovoltaik-Anlage installiert.