20. Februar 2022, 13:00 Uhr

Marburg

Mobile Impfstoffherstellung für Afrika

Großes Sicherheitsaufkommen rund um den Biontech-Standort Marburg: An den Behringwerken waren neben dem WHO-Chef mehrere afrikanische Präsidenten zu Gast.
20. Februar 2022, 13:00 Uhr
SMM
So sieht er aus, ein mobiler Container zur Impfstoffherstellung gegen Covid-19 und möglicherweise weiteren mRNA-Seren, die für Afrika bereitgestellt werden. Hergestellt werden sollen diese sogenannten »BioNTainer« in Marburg. Foto: BioNTech

Der Grund des Besuchs von WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus und Bundesentwicklungshilfeministerin Svenja Schulze sowie mehreren Präsidenten afrikanischer Staaten: Das Unternehmen um Biontech-Chef Ugur Sahin präsentierte einen großen Schritt zur Verbesserung der Impfstoffversorgung in Afrika.

Vorgestellt wurden schlüsselfertige mRNA-Produktionsanlagen als Containerlösung, die nun in Marburg hergestellt werden und dann in die betroffenen Länder verschickt werden. Somit soll vor Ort eine skalierbare Impfstoffproduktion ermöglicht werden. Genannt werden die Container »Biontainer«.

»Dieser Besuch in Marburg ist ein wichtiger Meilenstein für Senegals Ziel, eine durchgängige Impfstoffproduktion in Afrika und für Afrika zu schaffen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Biontech«, sagte Macky Sall, Präsident der Republik Senegal und zugleich Präsident der afrikanischen Union beim Besuch in Marburg.

Nana Akufo-Addo, Präsident der Republik Ghana, ergänzte: »Heute ist ein bedeutsamer Tag für Mutter Afrika. Es wurde ein weiterer Schritt Richtung mehr Eigenständigkeit unternommen und ich danke dem deutschen Unternehmen für seine Unterstützung bei diesem Schritt.«

Impfstoffe gegen Malaria und Tuberkulose?

Die Abfüllung und Verpackung von Impfstoffen wird von Partnern vor Ort übernommen. Jeder »Biontainer« ist hochmodern und -sicher ausgestattet. Die geschätzte anfängliche Produktionskapazität beträgt 50 Millionen Dosen des Pfizer-Biontech-Impfstoffs pro Jahr. Die »Biontainer« werden für die Herstellung einer Reihe verschiedener mRNA-Impfstoffe ausgerüstet sein, die auf die Bedürfnisse der Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union zugeschnitten sind. Darunter auch Biontechs potenzielle Malaria- und Tuberkuloseimpfstoffe - wenn diese erfolgreich entwickelt und zugelassen bzw. durch Zulassungsbehörden genehmigt werden.

Die Kapazitäten in Afrika können durch zusätzliche Module und Produktionsstätten weiter hochskaliert werden. Einer der wichtigsten Schritte ist die Qualitätskontrolle, bei der jede einzelne fertige Charge die nötigen Tests durchlaufen muss. Biontech wird hierbei in Zusammenarbeit mit Qualitätskontrolllaboren vor Ort dazu beitragen, dies auf höchstem Niveau sicherzustellen.

Start Mitte 2022

Der Aufbau der ersten mRNA-Produktionsstätte von Biontech in der Afrikanischen Union ist für Mitte 2022 geplant. Mit dem Eintreffen des ersten »Biontainers« wird dann in der zweiten Jahreshälfte gerechnet. Der Produktionsbeginn im ersten dieser Container wird 12 Monate nach der Lieferung erwartet. Biontech plant in enger Abstimmung mit dem jeweiligen Land, diese  Container  an Ruanda, Senegal und gegebenenfalls Südafrika zu liefern.

Biontech wird für die Lieferung und die Inbetriebnahme der Module verantwortlich sein, während lokale Organisationen, Behörden und Regierungen die notwendige Infrastruktur sicherstellen.

»Vor zwei Jahren schien ein verfügbarer und wirksamer Impfstoff außer Reichweite zu sein - fast wie Science-Fiction. Özlem Türeci und Ugur Sahin haben mit Biontech und der schnellen Erweiterung der Behringwerke Marburg eine der weltweit größten mRNA-Produktionsstätten erschaffen. Heute machen wir einen großen Schritt vorwärts. Als europäische und afrikanische Partner arbeiten wir Hand in Hand, um die lokale Impfstoffproduktion in Ghana, Senegal, Südafrika und Ruanda in Betrieb zu nehmen«, sagt Bundeskanzler Olaf Scholz.

Biontech-Chef lobt Einsatz aller Beteiligten

»Ich möchte mich bei unseren Teams in Mainz und Marburg bedanken, die Tag und Nacht daran gearbeitet haben, die ersten Container nach Marburg zu bringen. Dort ist unser Zentrum für innovative Produktionslösungen. Ich bin dankbar für die Unterstützung der Staatsoberhäupter und Experten. Wir wollen gemeinsam etwas bewegen und helfen, einen nachhaltigen Zugang zu Impfstoffen zu erreichen. Ich bin zuversichtlich, dass das nächste Treffen nicht in Europa, sondern in Afrika sein wird.« (sr)

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