03. Januar 2022, 13:00 Uhr

Marburg

Kitas setzen vorerst auf Präventionswochen

Die Stadt Marburg und die freien Träger bieten nach den Ferien kostenlose Tests für Kita- und Krippenkinder an. Manche Eltern wünschen sich allerdings mehr.
03. Januar 2022, 13:00 Uhr
Für jedes Kind erhalten die Eltern, die bei den zwei Aktionswochen mitmachen wollen, die Test-Kits in ihrer jeweiligen Einrichtung. Foto: Stefanie Ingwersen/Stadt Marburg

Die Testaktion dauert erst einmal zwei Wochen. Eltern konnten die Tests fast überall noch vor Weihnachten mitnehmen. Kitas, die schon geschlossen sind, teilen die Tests direkt nach den Ferien aus. Für die Familien ist die Teilnahme an den Präventionswochen freiwillig.

Wunsch nach mehr Sicherheit

»Anders als in den Schulen gibt es für die kleineren Kinder in Kitas und Krippen keine Verpflichtung zu Corona-Tests«, sagt Stadträtin und Jugenddezernentin Kirsten Dinnebier. »Viele Eltern von kleinen Kindern machen sich große Sorgen. Wir wollen mit den Präventionswochen dem vielfachen Wunsch nach mehr Sicherheit gerne nachkommen«, so Dinnebier.

Die Präventionswochen finden in Absprache mit der Marburger Corona-Expertengruppe Kinderbetreuung statt. In der Runde beraten sich seit über einem Jahr Vertreter der Stadt und der freien Träger, Mediziner, Jugendamt und Elternschaft regelmäßig über die Kinderbetreuung und den Kita-Betrieb unter Pandemiebedingungen.

Anfragen häuften sich

Bereits seit mehreren Monaten haben sich einzelne Eltern und Elternvertreter verschiedener Kitas und Träger an die Verantwortlichen gewandt, um auf eine Möglichkeit der Testung hinzuweisen - vor allem seitdem die Fallzahlen ab dem Sommer gestiegen sind. Auch manchen Erzieherinnen und Erziehern war eine Unsicherheit anzumerken.

Erfahrung gemacht, aber nicht umgesetzt

Die Stadt Marburg war vor der Einführung der sogenannten »Lolli-Tests« Anfang des Jahres eine der hessischen Kommunen, die diese Art von Schnelltests ausprobiert und ihre Erfahrungen hiermit an das zuständige Ministerium des Landes Hessen weitergegeben hat. Aufgrund dieser Erfahrungen haben einige Gemeinden und Kommunen eine freiwillige Lolli-Testung in ihren Kitas eingeführt. Mit großem Erfolg etwa in der Gemeinde Cölbe: Die teilnehmenden Kinder finden es überhaupt nicht schlimm. Das extra hierfür eingeführte spielerische und pädagogische Konzept der Testung funktioniert ohne Probleme. Mit dabei ist hier auch der freundliche Drache »Cosi«, der den Kids gegenüber Kraft und Zuversicht ausstrahlt. Die Stadt Marburg und die Träger setzen nun erst einmal auf zwei Test-Wochen.

Wie die Präventionswochen funktionieren

Eltern, die mitmachen wollen, erhalten in ihrer jeweiligen Einrichtung Test-Kits für jedes Kind. Getestet werden soll an je drei Tagen pro Aktionswoche. Verteilt werden spezielle Lolli-Tests, die für kleine Kinder einfach anzuwenden sind. Jedem Test liegt eine bebilderte Anleitung bei, wie die Tests angewendet werden. Dringende Bitte: Die Kita-Tests sollten auch tatsächlich in den ersten beiden Kita-Wochen nach den Ferien genutzt werden und nicht für Ausflüge, Verwandtenbesuche oder Ähnliches.

Die Eltern können dann nach den Ferien ihre Kinder morgens vor dem Besuch der Einrichtung in ihrer gewohnten Umgebung zu Hause testen. Der Test und das Ergebnis vor dem Gang in die Kita soll das Sicherheitsgefühl und die Sicherheit für die anderen Kinder, ihre Eltern sowie das Kita-Personal verbessern - zu überprüfen, ob das Kind wirklich den Test gemacht hat, ist allerdings schwierig. Hier wird auf die Eigenverantwortung der Eltern gesetzt.

Schritt hin zu regelmäßigen Tests?

Stadträtin Dinnebier hat auch für die Zurückhaltung von Eltern Verständnis. Anders als bei Schulkindern können sich die Kleinen nicht selbst testen, das müssen Erwachsene mit ihnen tun - geschultes externes Personal oder speziell eingewiesene Erzieher.

»Wir hoffen außerdem, dass durch die eigenständige Testung zu Hause mehr Eltern mitmachen«, erklärt Kirsten Dinnebier ein weiteres Ziel. Denn: Während des Pilotversuchs der Stadt im vergangenen Frühjahr in mehreren Einrichtungen war nur etwa die Hälfte der Marburger Eltern bereit, schriftlich in die Testung ihrer kleinen Kinder in der Kita einzuwilligen.

Einige Eltern sowie Erzieherinnen und Erzieher sind der Meinung, dass dies allerdings kein Grund gewesen sei, eine solche freiwillige Testung nicht anzubieten. Der Schritt der Präventionswochen sei ein Schritt in die richtige Richtung.

Wenn der Lolli-Test positiv ist

Ist der Kindertest positiv, verständigen die Eltern ihre Einrichtung und das Gesundheitsamt. Dann folgt ein PCR-Test zu Bestätigung und die Familie wird für das weitere Verfahren vom Gesundheitsamt betreut. Aber: »Bei Schnelltests ohne konkreten Anlass und ohne Symptome hatten wir noch nie eine PCR-Bestätigung«, berichtet Angela Stefan, Leiterin des Fachdienstes Kinderbetreuung.

Anders sieht das bei den sogenannten anlassbezogenen Testungen aus. Sie werden in den Marburger Einrichtungen standardmäßig von geschultem Personal durchgeführt, wenn es in einer Gruppe den Verdachtsfall auf eine Corona-Infektion gibt. Aber auch dann ist die Teilnahme freiwillig und auch dann gibt in der Regel nur rund die Hälfte der Eltern ihre Einwilligung.

In den beiden Präventionswochen sollen mögliche asymptomatische Corona-Infektionen entdeckt werden.

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