12. Juli 2022, 13:00 Uhr

Marburg

Inklusion zum Anfassen

Für blinde und sehende Menschen haben der Blinden- und Sehbehindertenbund, die Deutsche Blindenstudienanstalt und das Kunstmuseum Marburg eine neue Führung entwickelt.
12. Juli 2022, 13:00 Uhr
BSBH und blista überreichten dem Kunstmuseum taktile Modelle, die auch bei einer neuen Architekturführung zum Einsatz kommen. Foto: Bettina Hartmann/BSBH

Die Führung bringt den Teilnehmenden kunsthistorische Entwicklungen und die Verbindungen zwischen Architektur, Kunst und Gesellschaft näher.

Für die Umsetzung der 3D-Objekte leisteten Heekyung Reimann und Knut Büttner wichtige Beiträge. BSBH und blista haben dem Kunstmuseum die entstandenen taktilen Modelle überreicht. Finanziell gefördert wurde das Projekt von der Aktion Mensch. Um Architektur als Kunstform zu verstehen und in ihrer Komplexität zu begreifen, können Bauwerke und ihre Gestaltungsmerkmale teilweise haptisch erfasst werden. Dies kommt blinden Menschen zugute.

Architektur der 1920er-Jahre ertasten

Das Kunstgebäude Marburg bietet in diesem Sinne zahlreiche Möglichkeiten. Die als Vierflügelanlage konzipierte Architektur aus den 1920er-Jahren versinnbildlicht den interdisziplinären Gedanken des Hauses. Neben dem Kunstmuseum mit seinen Präsentationsräumen sind mehrere kunstnahe Institute unter einem Dach ansässig und gruppieren sich um einen Innenhof mit einem historischen Brunnen im Zentrum.

In einer inklusiven Architekturführung erhalten Menschen mit und ohne Sehfähigkeit die Möglichkeit, das Kunstgebäude als Gesamtkunstwerk zu begreifen.

Dazu gibt es zeittypische Art-déco-Ornamente in verschiedenen Bauelementen zu entdecken. Viele dreidimensionale Dekore befinden sich auf gut erreichbarer Höhe, sodass sie direkt mit den Händen erkundet werden können. Für den Überblick über das Gesamtgebäude hat die blista Modelle erstellt.

Taktiler Stockwerkplan

Der erste Prototyp entstand in Zusammenarbeit mit dem Verein der Museumsfreunde Marburg, gefördert durch den Jürgen-Markus-Preis.

Um das historische Konzept hinter der Architektur zu verstehen, nämlich verschiedene Disziplinen der Kunst und Wissenschaft in einem Gebäude zu vereinen, dient den Besuchern ein taktiler Stockwerkplan als farbig gestaltete Schwellkopie.

Halbreliefs von architektonischen Wahrzeichen verschiedener hessischer Städte, die sich in mehreren Metern Höhe und damit außerhalb der tastbaren Zonen befinden, können als Modell ertastet werden. Dargestellt sind Rathäuser und Kirchen von Gemeinden, die sich an der Spendenkampagne zur Errichtung des Gebäudes in den 1920er-Jahren beteiligten. Damit schlagen sie die Brücke zur Entstehung des Gebäudes.

Erklärungen runden Gesamtbild ab

Mit zusätzlichen verbalen Beschreibungen, Erläuterungen und Erklärungen der tastbaren Phänomene entsteht über die Kombination von Sinneseindrücken eine Vorstellung des Kunstgebäudes als Gesamtkunstwerk.

Zu den Modellen werden auch besondere Architekturführungen angeboten.

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