Der Katalog soll aufzeigen, welche entsprechenden Haushaltsmittel prioritär in diesem Bereich eingesetzt werden können.
Für Oberbürgermeister und Kulturdezernent Frank-Tilo Becher zeigt sich Gießen aktuell als »bedeutende Kulturstadt«, die sich stetig weiterentwickle - sei es durch feste Einrichtungen wie Museum, Kunsthalle und Theater oder Publikumsmagneten wie kürzlich das Lahnuferfest, das Event »Stadt ohne Meer« oder auch der Musikalische Sommer auf dem Schiffenberg. »Die Kultur hat Anziehungskraft, Strahlkraft und Integrationskraft«, so Becher zur Bedeutung dieses Angebotes für die Stadtgesellschaft und darüber hinaus.
Leitlinien von 2012 wieder aufgegriffen
Im Jahr 2012 waren zwischen Akteuren, Verwaltung und Politik recht allgemein formulierte kulturpolitische Leitlinien für die fünf Themenbereiche Künste, Wissenschaft, Freie Kultur, historische Identität und Teilhabe verabschiedet worden. Im November 2022 wurde die Aufgabe einer Kulturentwicklungsplanung für Gießen wieder aufgenommen. Akteure entwickelten im Rahmen eines Kulturforums Ideen, die vom Kulturamt kategorisiert wurden. Im nächsten Schritt konnte ein Maßnahmenpaket entwickelt werden und in einem zweiten Forum weiterentwickelt werden. Eine daraus resultierende Liste mit Maßnahmen soll im Lauf der kommenden drei Jahre bis Mitte 2026 umgesetzt werden. Danach soll perspektivisch erneut für die Dauer von drei Jahren ein weiteres Maßnahmenpaket formuliert werden.
Kulturamtsleiter Dr. Stefan Neubacher lobte den Dialog mit den Akteuren und die »Atmosphäre des konstruktiven Miteinanders«. Daraus sei letztendlich eine Liste mit 17 Maßnahmen hervorgegangen, die je nach Priorität in zwei unterschiedlichen Zeitschienen (»Wellen«) angegangen werden sollen und sich als To-do-Liste rein an die Verwaltung richtet.
Dabei geht es unter anderem um mehr Mittel für die freie Kulturszene, Projekte und kulturelle Bildung, den Zugang zu Online-Plattformen, die überregionale Vernetzung mit den Nachbarstädten Marburg und Wetzlar, die Verwaltungsvereinfachung bei der Genehmigung von Kulturveranstaltungen jeglicher Art oder der Aufbau eines Kulturatlasses. »Es ist ein Absichtskatalog und auch personalabhängig«, räumte Becher ein. Das finanzielle Volumen dürfte bei 60.000 Euro liegen. Das Kulturamt werde in der Haushaltsaufstellung die Mittel für die Umsetzung prioritär einplanen. Ihre Bewilligung hängt zunächst von der Budgetlage und den Verhandlungen in der Verwaltung ab und nicht zuletzt dann von der Verabschiedung durch die Stadtverordneten. Für das Jahr 2024 sei eine Erhöhung der Projektfördermittel in Höhe von 20.000 Euro vorgesehen. Ob diese Erhöhung umgesetzt werden kann, werde sich erst im Verlauf der Entscheidungsfindung zeigen.
»Leuchtfeuer in kulturbrodelnder Stadt«
Ebenfalls abgesegnet werden soll durch die Stadtverordnetenversammlung das Projekt einer Gießener Kulturnacht im Mai 2024. »Das wäre ein Leuchtfeuer in einer kulturbrodelnden Stadt«, so der Oberbürgermeister. Der Magistrat hat dafür einen Zuschussbedarf in Höhe von rund 45.000 Euro errechnet. Ziel ist, die Vielfalt der Kultur in Gießen abzubilden, Menschen durch niedrigschwellige Angebote für Kultur zu begeistern sowie Künstlern eine Auftritts- und Verdienstmöglichkeit zu bieten.
Vereine, Initiativen und Akteure, die über eigene Räume verfügen, können selbstständig ein Programm darbieten. Künstler, die Orte für ihren Auftritt suchen, werden in einen Pool aufgenommen, aus dem sich das Programm speist. Für die Kulturnacht ist anstelle eines Eintrittstickets ein freiwilliger Beitrag in Höhe von 10 Euro vorgeschlagen. Sponsoring ist ebenfalls angepeilt. (hä)