08. Juni 2022, 13:00 Uhr

Marburg

Das Michelchen mit den Händen ertasten

Das Michelchen ist eine kleine, sehenswerte Kapelle in der Nähe der Elisabethkirche. Ein Bronzemodell in der Ketzerbach macht nun auf die Kapelle aufmerksam.
08. Juni 2022, 13:00 Uhr
Mitglieder der Ketzerbachgesellschaft und der Elisabethkirchengemeinde haben mit Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies das Tastmodell enthüllt. Foto: Patricia Grähling/Stadt Marburg

Wenn Passanten und Passantinnen die etwas versteckt liegende Kapelle entdecken wollen, müssen Sie ein wenig suchen. Das neue Modell macht darauf aufmerksam und ermöglicht auch blinden und sehbehinderten Menschen, Details des Gebäudes mit den Händen zu erfassen.

Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies hat das von der Ketzerbachgesellschaft gespendete Modell enthüllt. »Mit diesem tollen Geburtstagsgeschenk macht die Ketzerbachgesellschaft den Marburgern und den Gästen ein weiteres besonderes Gebäude der Stadt mit neuen Sinnen erfahrbar«, bedankt sich Spies bei Manfred Spangenberg, dem zweiten Vorsitzenden der Ketzerbachgesellschaft. »Das Bronzemodell bietet allen Menschen nochmal eine ganz neue Wahrnehmung des Michelchens - denn durch die Berührung können wir kleine Details nochmal ganz anders erfassen«, erklärt Spies.

Das Tastmodell des Michelchens bildet das Original bis ins Detail ab - und vermittelt so eine Vorstellung von der Architektur des Gebäudes. Es steht gegenüber der Elisabethkirche (Ecke Elisabethstraße/Ketzerbach neben dem Baum). »Genau an dieser Stelle stehen oft Touristen und machen Fotos vom Portal der Elisabethkirche«, erklärt Manfred Spangenberg. Durch das Modell können die Gäste auf das Michelchen aufmerksam gemacht werden, das etwas versteckt über eine kleine Treppe erreichbar ist.

Pflege rund um die Kapelle

Das Michelchen, das 1270 erbaut wurde, liegt der Ketzerbachgesellschaft besonders am Herzen. »Wir haben quasi eine Patenschaft für den Friedhof am Michelchen«, so der zweite Vorsitzende. Die Mitglieder der Ketzerbachgesellschaft kümmern sich um das Gelände, auf dem es noch zahlreiche Grabsteine aus dem 16. bis 19. Jahrhundert gibt. Sie schneiden Äste zurück, pflegen die Rosen, die sie gespendet haben. Im vergangenen Jahr hat die Ketzerbachgesellschaft hier 800 Narzissen gepflanzt - die nun im Jubiläumsjahr für eine Blütenpracht sorgen. Ein weiteres Geburtstagsgeschenk ist das Tastmodell. »Die Idee hatten wir in der Ketzerbach schon lange«, erklärt Spangenberg.

Die künstlerische Realisierung des Bronzemodells übernahm die Kunstgießerei Pfeifer aus Stadtallendorf, den Sandsteinsockel erstellte die Bildhauerei Trautmann aus Hermershausen. Der Fachdienst Tiefbau der Stadt hat die bauliche Arbeit übernommen und das Sockelfundament vorbereitet sowie das Sandsteinfundament in Auftrag gegeben.

In Marburg finden sich an vielen historischen Orten und Gebäuden weitere Tastmodelle, beispielsweise an der Elisabethkirche, an der Lutherischen Pfarrkirche, am Landgrafenschloss und auf dem Marktplatz.

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