28. Juli 2018, 15:00 Uhr

Hatzfeld

»Wir brauchen ein modernes Milchhäuschen«

Wenn eine Holzbank den Chef der Hessischen Staatskanzlei, die Pröpstin für Nord-Nassau und den Landrat interessiert, dann muss es etwas Besonderes sein.
28. Juli 2018, 15:00 Uhr
Landrat Reinhard Kubat, Staatsminister Axel Wintermeyer und Pröpstin Annegret Puttkammer (v.l.) haben auf der »Baumelbank« sichtlich Spaß. Die Bank ist ein generationenübergreifender mobiler Treffpunkt für Eifa. Foto: Dekanat/eöa

Tatsächlich ist die bunt bemalte »Baumelbank« Dreh- und Angelpunkt eines Dorfprojekts, das in Eifa immer mehr Menschen jeden Alters zusammenbringt, wovon sich Axel Wintermeyer, Pfarrerin Annegret Puttkammer und Dr. Reinhard Kubat am Montag überzeugen konnten.

Umstellen der Bank als Event

Die hohe Bank, auf der auch Erwachsene die Beine baumeln lassen können, wird in Eifa einmal monatlich samstags als mobiler Treffpunkt in verschiedene Höfe des 300-Seelen-Orts versetzt. Anfangs seien nur sieben bis zehn Einwohner dabei gewesen, mittlerweile kämen 30 bis 40, erläuterte Manuela Vollmann, die Initiatorin des Projekts. »Jeder bringt eine Kleinigkeit zu essen oder zu trinken mit, sodass sich der Aufwand für alle in Grenzen hält«, berichtete sie den Besuchern.

Und wieso eine »Baumelbank«? »Eifa war quasi ›tot‹, wir haben uns nur noch auf dem Friedhof getroffen. Wir brauchten irgendetwas, wie ein modernes Milchhäuschen«, antwortete sie mit Blick auf das kommunikative Zentrum des Ortes in früheren Zeiten.

Inspiration durch Online-Projekt

Dabei hat sich Manuela Vollmann von einen Impuls des Projekts »DorfMOOC« inspirieren lassen, einem digitalen Bildungsprojekt mit dem Ziel, in ländlichen Regionen vor Ort bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen. Die Buchstaben MOOC stehen für »Massive Open Online Course«, was nichts anderes bedeutet als einen Intensivkurs via Internet. Dabei tauschen sich Initiativen aus, werden Filme vor dem Bildschirm besprochen und Aufgaben zum Weiterdenken per Datenleitung diskutiert. Lange Reisewege entfallen.

»Das Leben miteinander gestalten, sich gegenseitig stärken und füreinander da sein – das waren und sind die Stärken der Dörfer und der kleinen Orte«, machte Pröpstin Annegret Puttkammer bewusst: »Man kennt sich, man hilft sich und man kann sich aufeinander verlassen.«

Man benötige Begegnungsorte wie früher die Dorfkneipe, die Dorflinde oder die Dorfkirche, damit solche Stärken erhalten bleiben könnten. »Heute braucht es Ergänzungen, wie die Baumelbank oder digitale wie den ›DorfMOOC‹.«

Eifa leiste Beispielhaftes im Bezug auf den demografischen Wandel, wie Landrat Dr. Reinhard Kubat betonte. Die »Baumelbank« habe Vorbildcharakter.

Dieser Meinung ist auch Staatsminister Axel Wintermeyer, der Demografie-Beauftragte der Hessischen Landesregierung. Das Projekt »DorfMOOC« ist für den Hessischen Demografie-Preis nominiert und steht schon als einer von sechs Finalisten fest, berichtete Wintermeyer beim Besuch in Eifa.

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