21. November 2017, 10:28 Uhr

Eschenburg

Wie funktioniert Schule in Ostafrika?

Die deutsche Schulleiterin einer kenianischen Schule gab in der Eschenburger Holderbergschule außergewöhnliche Einblicke in eine ferne Welt.
21. November 2017, 10:28 Uhr
Die Schüler mit Antonia Waskowiak (r.) und Klassenlehrerin Janine Strycker (l.). Foto: Römer

»Nachdem ich vor sechs Jahren einen Freiwilligendienst beim Stamm der Kuria im Südwesten Kenias absolviert hatte, kehrte ich regelmäßig in das Dorf zurück und arbeitete vor Ort als Ehrenamtliche in einer privaten Grundschule, die hauptsächlich mit Spendengeldern errichtet wurde. Als 2013 der Gründer und Direktor starb, übernahm ich die Verantwortung der Schule ›Bena Academy‹.«

Schon der erste Satz der jungen Frau fesselt die Siebtklässler, können sie sich doch kaum vorstellen, dass die 24-jährige Stuttgarter Studentin Schulleiterin einer Schule mit 300 Schülerinnen und Schülern in Kenia ist. Anhand von zahlreichen Fotos berichtet Schulleiterin Antonia Waskowiak der 7R3 der Holderbergschule und ihrer Klassenlehrerin Janine Strycker von einem gänzlich anderen Schülerleben. Schon morgens um sieben Uhr beginnt der Unterricht in Kenia, wenn die Kinder des Stammes der Kuria nach einem manchmal über einstündigen Fußmarsch die Schule erreicht haben. In einfach gemauerten Räumen ohne Strom und fließendes Wasser findet der Unterricht statt, nicht selten mit bis zu fünfzig Kindern in einer Klasse. Wenn der Gong auf einer alten Felge ertönt, ist Pause, die die Kinder auf dem Lehmboden, immer ohne Zwischenmahlzeit, direkt vor dem Schulgebäude verbringen.

Maisbrei zum Mittagessen

Das gemeinsame Mittagessen, ein einfacher Maisbrei, wird über einer simplen offenen Feuerstelle in einem riesigen Topf für alle 300 Schüler gekocht. Doch selbst diese einfache Verköstigung der Schüler, meist die einzige Mahlzeit des Tages, stellt die Schulleiterin immer wieder vor große Probleme, weil auch die Lebensmittel aus den oft spärlich fließenden Spendengeldern finanziert werden müssen. Diese Nachricht lässt bei manchem Holderbergschüler den Wert des so selbstverständlich mitgenommenen Pausenbrots in einem ganz neuen Licht erscheinen.

Die Betroffenheit der Holderbergschüler wird jedoch noch gesteigert, als die Schulleiterin Antonia Waskowiak von einem ihr besonders wichtigen Anliegen berichtet.

Genitalbeschneidung trotz Verbot

Viele Mädchen des Stammes der Kuria werden noch immer ab dem neunten Lebensjahr rituell genital beschnitten. Und dies, obwohl die Genitalbeschneidung seit 2011 offiziell in Kenia verboten ist. Dieser nicht nur ethisch überaus fragwürdige Brauch kann nur durch Aufklärung und schulische Bildung durchbrochen werden. Die Mädchen werden dabei unter nicht vorstellbaren Bedingungen ohne Betäubung und unter lebensgefährlichen hygienischen Umständen von medizinischen Laien verstümmelt.

Mit dem Ausbau der Schule und einem qualifizierten Unterricht in kleinen Klassen hofft sie darauf, dass sich in Zukunft viele Mädchen gegen die Tradition einer Beschneidung entscheiden, »denn nur eine gebildete Person kann sich mit den Folgen der Beschneidung auseinandersetzen und für die Individualität und Selbstständigkeit und die Rechte einer jeden Frau einsetzen«.

Wer nun Mädchen, die von der Beschneidung bedroht sind oder allgemein Kindern in Ostafrika helfen will, der kann sich unter »Zinduka e.V.« informieren und direkt mit Spenden helfen.

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