08. September 2018, 15:00 Uhr

Marburg

Testbetrieb von »LiSA« im Jägertunnel

Die Stadt hat ein bundesweit einmaliges Sicherheitssystem im Jägertunnel in der Nordstadt installiert. »LiSA« heißt die neue Anlage.
08. September 2018, 15:00 Uhr
Das Sicherheitssystem »LiSA« ist mit der Einsatzzentrale der Feuerwehr Marburg verbunden. Wird im Tunnel der Knopf gedrückt, erscheinen die Bilder der Tunnelkamera auf dem großen Monitor. Foto: Birgit Heimrich/Stadt Marburg

Die Kurzform »LiSA« steht für Livebild- und Sprechverbindung auf Abruf. Wird »LiSA« aktiviert, stellt sie eine Bild- und Tonübertragung von der Unterführung im Marburger Nordviertel in die Leitstelle der Feuerwehr her. Das soll Angriffe verhindern, im Ernstfall schnelle Hilfe bringen und das Sicherheitsgefühl verbessern.

Sieben Alarmknöpfe

Die neue Kamera-Anlage ist keine Einrichtung zur dauerhaften Videoaufzeichnung. Stattdessen wird sie von Passanten im Jägertunnel selbst bei Bedarf aktiviert: Wer sich nicht sicher fühlt oder Hilfe benötigt, kann einen Rufknopf an der Wand drücken. Sieben Knöpfe sind in regelmäßigen Abständen auf der Bürgersteigseite des Tunnels angebracht.

Von jeder Stelle des Tunnels ist der nächste Knopf maximal fünf Meter entfernt. Durch den Druck auf den Knopf startet »LiSA« und überträgt live Bild und Ton in die Einsatzzentrale der Marburger Feuerwehr. Die Person im Tunnel kann mit den Feuerwehrleuten am anderen Ende der Leitung sprechen. Der Diensthabende kann die Person im Tunnel sehen – und so, wenn gewünscht, ihren Weg bis zum Ausgang live beobachten. Im Ernstfall alarmiert er Polizei und/oder Rettungsdienst.

»LiSA« muss sich bewähren

Der »Angstraum« Jägertunnel hatte Ende September 2016 besondere öffentliche Aufmerksamkeit erlangt durch einen Überfall auf eine Studentin. Die junge Frau wurde sexuell angegriffen und ausgeraubt: »Wenn wir mit ›LiSA‹ nur einen solchen Vorfall in Zukunft verhindern können, dann hat sich die Installation bereits gelohnt«, ist Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies überzeugt. »Wir sprechen hier aber zunächst bewusst von einer Testphase: Das Verfahren muss sich erst bewähren, und auch die Abläufe im Hintergrund müssen im laufenden Betrieb noch optimiert werden«, erläuterte Bürgermeister Wieland Stötzel.

Der Jägertunnel liegt rund 200 Meter nördlich des Hauptbahnhofs und verbindet Alte und Neue Kasseler Straße. Für Bewohner der Stadtteile Waldtal und Ortenberg ist er die kürzeste Verbindung in die Innenstadt.

Die Standard-Übertragung aus dem Tunnel dauert drei Minuten. Die Anlage speichert ab Knopfdruck sowie die letzte Minute davor – zur Beweissicherung. »Bei einem Angriff oder Diebstahl lohnt es sich also immer noch, den Knopf zu drücken, weil dann die Tat und der Täter trotzdem noch zu sehen sind«, erläuterte Regina Lang, Leiterin des Fachbereichs Öffentliche Sicherheit, Ordnung und Brandschutz. Ist »LiSA« aktiviert, leuchtet am Tunneleingang eine Anzeige. Wenn kein Notfall oder Straftaten vorliegen, werden die Daten nach 48 Stunden gelöscht.

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