23. September 2018, 11:00 Uhr

Eschenburg

Schwimmbädern droht Sanierungsstau

Für den Betrieb von Schwimmbädern fordern Gemeinden, Städte, Kreis und Sportler gezielte Unterstützung vom Land.
23. September 2018, 11:00 Uhr
Damit auch künftig erfrischende Nackenduschen, Plantschen, Baden oder Schwimmunterricht in den regionalen Schwimmbädern möglich ist, haben sich die Kommunen und der Landkreis an das Land Hessen gewendeet. Foto: Gemeinde Eschenburg

»Bonus für Bäder statt Millionen für Prestige-Projekte« steht über dem offenen Brief, der auch vom Landrat und dem Sportkreis-Vorsitzenden unterstützt wird. Es geht nicht um Zuschüsse für Investitionen, sondern Entlastung beim laufenden Betrieb. »Und das kann ohne Mehrkosten über die Einwohnergewichtung im kommunalen Finanzausgleich laufen«, sagt Götz Konrad, Bürgermeister der Gemeinde Eschenburg und Initiator des Briefes.

Nach einem Super-Sommer, der vielen den Wert eines Schwimmbads wieder in den Blick gerückt hat, rückt jetzt der Sanierungsstau in den Fokus: Immer weniger Kinder lernen schwimmen, immer mehr Bäder müssen schließen, ähneln sich die Schlagzeilen in der gesamten Republik. Mit Förderprogrammen ist es nicht getan, erklären die Gemeinden und Städte aus dem Kreisgebiet.

Knackpunkt ist die Abschreibung, die erwirtschaftet werden muss. Mit der Kreditfinanzierung aus der Vergangenheit erhöht sich der Druck, der dann mit jeder Haushalts-Debatte immer wieder die Frage stellt, ob man sich ein Schwimmbad überhaupt leisten könne. »Diese ruinöse Diskussion hat in der Vergangenheit viele davon abgehalten, wichtige Sanierungen zu gehen. Damit sie sich überhaupt an ein Förderprogramm wagen, muss die Angst vor den Folgekosten genommen werden«, erläutert Götz Konrad.

Kurorte bekommen bereits Zuschüsse

Konrad selbst hatte vor der Reform des kommunalen Finanzausgleichs (KFA) schon einmal vorgeschlagen, bei der »Einwohnergewichtung« den Kommunen mit Hallenbad mehr Gewicht zu geben. Dass dies nach Ansicht der Landesregierung nicht gehen soll, will der Schwimmbad-Zweckverbandsvorsteher so nicht stehen lassen: »Die 31 Kurorte bekommen aus dem KFA den ›Bäderpfennig‹, zusammen 13 Millionen Euro – jährlich«, weiß Konrad. Und diese Hilfe hätten die Lahn-Dill-Kommunen auch gerne für Schwimmbäder.

Landrat Wolfgang Schuster unterstützt den »Bonus für Bäder«, weil sein Kreis schon beim Schulschwimmen die Kostenerstattung für die neun verbliebenen Schwimmbäder mit vier Euro pro Teilnehmer harmonisiert hat.

»Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Kostenerstattung solidarisch geregelt. Jetzt ist das Land dran«, sagt Schuster.

Es waren vor nicht langer Zeit noch elf Hallenbäder im Kreis: In Schusters Heimatgemeinde Driedorf hat zwischenzeitlich das Hallenbad Mademühlen schließen müssen. Selbst die Hessentagsstadt Herborn riss ihr einst so stolzes Wellenbad ab.

Hessische Schwimmbad-Kommunen sind trotz allem dankbar für Investitionshilfen wie das aktuelle Schwimmbad-Investitionsprogramm oder sein Vorläufer, das Hallenbad-Investitionsprogramm.

Keine Millionen für Prestige-Objekte

»Für den Betrieb der Bäder braucht es Solidarität«, sagt Markus Deusing. Der Bürgermeister von Mittenaar war der erste, der den offenen Brief unterstützte, obwohl seine Gemeinde gar kein Schwimmbad hat.

»Wir brauchen keine Millionen für Prestige-Projekte, sondern Kleingeld fürs Schwimmbad nebenan, welches Familien, Vereine oder Schulen nutzen«, so Bürgermeister Deusing.

Der offene Brief ist nach einer Bürgermeister-Kreisversammlung in Hohenahr von allen 23 Rathaus-Chefs im Lahn-Dill-Kreis sowie von Landrat Wolfgang Schuster und dem neuen Sportkreis-Vorsitzenden Ralf Koch unterzeichnet worden.

Hintergründe zum Anliegen der Kommunen und den genauen Wortlaut des Briefes gibt es im Internet unter www.freizeitbad-panoramablick.de.

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