23. August 2019, 13:00 Uhr

Dillenburg

Prägende Lernerlebnisse zu NS-Verbrechen

Für Schüler, die sich näher mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzen wollen, bietet die Dillenburger Wilhelm-von-Oranien-Schule eine Fahrt in die Gedenkstätte Buchenwald an.
23. August 2019, 13:00 Uhr
Unfassbare Verbrechen kann man nicht gänzlich verstehen, aber Gedenkstättenpädagogik kann versuchen, sie »anfassbar« zu machen - manchmal im wörtlichen Sinne. Foto: WvO/privat

Dieses Jahr nahmen 25 Oberstufenschüler daran teil. Die Schülergruppe der Dillenburger Wilhelm-von-Oranien-Schule (WvO) wurden von den Geschichtslehrern Sarah Eckstein, Marcel Manderbach und Kerstin Renkhoff auf der dreieinhalbtägigen Exkursion begleitet.

Zum pädagogischen Programm gehören Vorbereitungsseminare vor der Fahrt, Führungen in der Gedenkstätte und in Weimar durch einen Gedenkstätten-Pädagogen, praktische Arbeiten in der Restaurierungswerkstatt sowie bei Ausgrabungen und pflegerische Arbeiten zum Erhalt der Gedenkstätte.

Geschichte aufarbeiten

Ein wichtiger Programmpunkt ist die eigene Recherche und Präsentation eines selbst gewählten Themas. Darin steckt für die Schüler ein Mehrwert. »Ja, man lernt zwar in der Schule viel zum Thema NS, es wirkt aber alles so fremd. Wirkliches Verständnis erfährt man erst vor Ort«, sagte eine Schülerin.

Auf dem Ettersberg unweit von Weimar, der Stadt Goethes und der ersten deutschen Demokratie, ließen die Nationalsozialisten im Sommer 1937 ein Konzentrationslager errichten. Das Lager diente der Ausschaltung von Gegnern der NS-Diktatur. Darunter verstand das Regime alle, die es aufgrund der Ideologie aus der »Volksgemeinschaft« ausschloss.

Die sogenannte Schutzstaffel, kurz SS, wies den Menschen eine Kategorie zu wie »Politische Oppositionelle«, »Zeugen Jehovas«, »Juden«, »Sinti und Roma«, »Homosexuelle«, »Asoziale« oder »Berufsverbrecher«. Kamen die In-haftierten zu Beginn aus dem Deutschen Reich, wurden ab Kriegsbeginn 1939 Menschen aus ganz Europa - Kleinkinder von zwei Jahren bis 80-Jährige - in das Lager verschleppt. Im Lager Buchenwald und den 139 Außenlagern wurden bis 1945 fast 280.000 Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert.

Konfrontation mit dem Leid

Die Auseinandersetzung mit Einzelheiten und persönlichen Schicksalen machen die Zahlen und Fakten aus dem Unterricht erst annähernd begreiflich und stimmen auch nachdenklich: Wie konnten Menschen anderen Menschen ein solches Leid antun? Wie können derartige Verbrechen in Zukunft verhindert werden? Wie kann es sein, dass auch heute noch Menschen andere Menschen ausgrenzen? Und, warum gibt es immer noch Menschen, die die Ideen der Nationalsozialisten teilen?

Engagement fördern

Die Fahrt in die Gedenkstätte kann einige Fragen beantworten. Darüber hinaus fördert sie die Einsicht, dass jeder Einzelne einen Beitrag dazu leisten muss, die Errungenschaften eines Rechtsstaates zu schützen und eine Wiederholung von Verbrechen wie in der NS-Zeit zu vermeiden.

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