08. März 2018, 15:00 Uhr

Herborn

Notfallseelsorge – Zeit und Verständnis haben

Die Notfallseelsorge Lahn-Dill besteht seit 1998. Sie will eine »Erste Hilfe für die Seele« gewährleisten.
08. März 2018, 15:00 Uhr
Sechs neue Notfallseelsorger, zu erkennen an den gelben Jacken mit Aufschrift: Diakon Jürgen Ambrosius (l.) und Koordinator Pfarrer Eberhard Hoppe (2.v.r.) konnten Heike Grüner, Katja Köpper, Frank Heimann, Horst Heinzel, Klaus Zörb und Reinhart Henseling in den Dienst einführen. Foto: Becker-von Wolff

Pfarrer Eberhard Hoppe ist hauptamtlich seit 2010 mit einer halben Stelle als Koordinator für die Notfallseelsorge tätig. In Notfällen helfen Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst. »Nach vielen Einsätzen bleiben jedoch oft Menschen zurück, die diese Ereignisse seelisch verkraften müssen. In diesen Fällen wird die Notfallseelsorge von der Einsatzleitung gerufen«, sagt Eberhard Hoppe

Der diensthabende Notfallseelsorger kümmert sich dann um die Menschen – sei es ein Patient, ein Angehöriger oder eine Rettungskraft. 2017 hatte das Team der ökumenischen Notfallseelsorge Lahn-Dill 90 Einsätze.

Fähigkeiten einsetzen

Diesmal wurden Heike Grüner (Garbenheim), Frank Heimann (Manderbach), Horst Heinzel (Eibelshausen), Reinhart Henseling (Dillenburg), Katja Köpper (Herborn) und Klaus Zörb (Weidenhausen) in den Dienst als Notfallseelsorger eingeführt. Sie haben erfolgreich den »Grundkurs Notfallseelsorge« absolviert und sind regelmäßig im Einsatz. »Ich habe Zeit«, beschreibt Heike Grüner ihre Motivation, sich bei der Notfallseelsorge zu engagieren. Die pensionierte Diplom-Psychologin möchte ihre Fähigkeiten so einsetzen, dass andere etwas davon haben. »Als meine Mutter im Krankenhaus starb, war ein Seelsorger sehr einfühlsam für meinen Vater da.« Das hat sie zum Einsatz für Menschen in derart schwierigen Situationen ermutigt.

Klaus Zörb, in der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim tätig, hat sich nach einem Perspektivwechsel gesehnt. Er ist zudem als Baukirchmeister in seiner Kirchengemeinde tätig und leitet den Sanitätsdienst der Freien evangelischen Gemeinde Deutschland. »Mir hat einfach noch etwas gefehlt.«

Gespür ist wichtig

Vielen Menschen fällt es schwer, extreme Notsituationen zu ertragen. Da ist dann professionelle Distanz nötig. »Ich kann es aushalten«, weiß Heike Grüner. »Manchmal ist es besser, nichts zu sagen. Manchmal ist es wichtig, jemanden einfach festzuhalten. Andere wieder möchten keine Berührung. Dafür braucht man ein Gespür«, erklärt die Seelsorgerin.

»Ich führe jetzt mit Betroffenen ganz andere Gespräche«, sagt Klaus Zörb, der auch beruflich schon Todesnachrichten überbracht hat. »Als Notfallseelsorger gehe ich dann nicht nach zehn Minuten weg, sondern bleibe einfach für die Menschen da.«

Die Einsätze laufen in der Regel je über sieben zusammenhängende Tage. Manchmal gibt es in dieser Zeit keinen einzigen Anruf. Oder es kommen gleich zwei an einem Tag. Das hat sie auch schon erlebt, erzählt Heike Grüner.

Den Einsatzplan koordiniert Eberhard Hoppe. Auch die Leitung der Grundkurse, in denen es um Themen wie Trauerformen, Schockreaktionen, Schweigepflicht, Gesprächsführung in Krisen oder das Überbringen einer Todesnachricht geht, fallen in Hoppes Aufgabenbereich.

Mitmachen können nicht nur Pfarrer. Auch Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten, Prädikanten und Ehrenamtliche, die geeignet sind, um den Einsatz für »Erste Hilfe für die Seele« sicher zu stellen, sind willkommen.

Neuer Kurs startet

Wer Interesse hat und sich beteiligen möchte: Im neuen »Grundkurs Notfallseelsorge« (Beginn: Mittwoch, 7. März) sind noch Plätze frei.

Informationen gibt es bei Eberhard Hoppe, Telefon 02774-91033, E-Mail eb.hoppe@t-online.de.

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