22. April 2020, 11:00 Uhr

Marburg

Lächeln ist auch mit Maske möglich

Versammlungen sind nicht erlaubt und viele Geschäfte und Unternehmen - vor allem Kleinstbetriebe - können nicht für ihre Kunden da sein.
22. April 2020, 11:00 Uhr
Katjas Hündin Georgie muss mit dem Anlegen der Maske noch ein wenig üben, aber sie muss diese ja nicht dauerhaft beim Gassigehen tragen. Foto: privat

Darunter fallen auch Fotografen, die ja für das perfekte Bild auch in engem Kontakt mit ihren lebendigen Motiven stehen müssen.

Katja Bozarth aus dem Marburger Stadtteil Bauerbach ist Fotografin, momentan sind ihr aber gestalterisch die Hände gebunden - zumindest, was die digitale Auftragslage betrifft.

»Durch die Corona-Krise bin ich als Fotografin von einem Tag auf den anderen auf unabsehbare Zeit arbeitslos geworden. Um weiterhin eine Aufgabe zu haben und außer Kinderbetreuung und Homeschooling meiner drei Kinder noch etwas Sinnvolles zu machen, bei dem ich auch ein Resultat sehen kann, kam mir die Idee, Mund- und Nasenmasken zu nähen und sie auf freiwilliger Spendenbasis für Material und Zeit an Freunde, Familie und Bekannte zu verteilen«, berichtet Katja Bozarth.

Die 40-Jährige war erstaunt über die riesige Resonanz - die Liste der Aufträge wuchs und wuchs und auf einmal waren die vorrätigen drei Päckchen Gummiband auch schon vernäht. »Ich bekomme immer noch fast täglich neue Anfragen - endlich kann ich meine großen Stoffvorräte aufbrauchen«, lacht Katja Bozarth.

Masken sinnvoll oder nicht?

In der Öffentlichkkeit gab es zu Beginn, als Menschen anfingen Masken und Mundschutze zu tragen, eher kritische Stimmen, ob diese zum Schutz helfen oder nicht. »Ich war am Anfang auch sehr skeptisch und dachte: Warum eine Maske tragen, wenn das Virus da einfach durchgeht? Ich hatte noch nicht verstanden, dass man mit einer einfachen Maske die Gefahr minimiert, andere Menschen anzustecken«, sagt Katja Bozarth.

Hilfreich sind die Masken ihrer Ansicht nach besonders, wenn man vielleicht infiziert und ansteckend ist, aber (noch) keine Symptome zeigt und gar nicht weiß, dass man eventuell erkrankt ist. »Dadurch wurde mir klar, dass das Tragen der Masken in erster Linie ein sozialer Auftrag ist, um ältere Menschen und Risikogruppen zu schützen, wenn man in der Öffentlichkeit unterwegs ist.«

Freizeit ist Nähzeit

Katja Bozarth näht momentan immer dann, wenn es die Betreuung der Kinder erlaubt, zum Beispiel während der Schularbeitszeit oder während des Mittagsschlafs ihres jüngsten Sohns. »Für Leute, die im Gesundheitswesen arbeiten, nähe ich die Masken mit einer Öffnung, wo noch ein Filter eingeschoben werden kann. Es ist erschreckend, wie wenige Masken teilweise vorhanden sind. Ich habe schon Masken für Krankenschwestern und Altenpflegerinnen genäht, manche von ihnen hatten nur noch eine einzige Maske, die sie täglich zu Hause nach der Arbeit desinfiziert haben«, berichtet die 40-Jährige.

Katja Bozarth wird auch dem Geburtshaus Marburg einen Satz Masken spenden - sobald sie wieder Gummibänder hat. Die sind momentan nämlich fast überall ausverkauft. »Ich bin definitiv nicht die Einzige, die Masken näht und das freut mich sehr.«

Sie hofft, dass das Tragen einer Maske hierzulande bald genauso gang und gäbe ist wie zum Beispiel in Japan, wo es auch vor Corona bereits zum guten Ton gehört hat, etwa bei einer Erkältung, einen Mund- und Nasenschutz zu tragen. »Ich fände es schön, wenn wir das - neben vielen weiteren Verbesserungen - auch nach der Corona-Krise in Deutschland so machen würden«, sagt Katja Bozarth.

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