16. März 2018, 11:00 Uhr

Eschenburg

»Kein Fünftklässler eine Woche ohne Smartphone«

Fast täglich gibt es Meldungen über die negativen, oft sogar tragischen Konsequenzen für junge Nutzer von Smartphones.
16. März 2018, 11:00 Uhr
Schulleiterin Andrea Rink berichtet über die vorbeugenden Maßnahmen an der Holderbergschule. Foto: privat

Abfallende Leistungen, Nervosität, Handy-Sucht, Mobbing, und »Sexting« sowie die damit verbundenen rechtlichen Konsequenzen. Diese Probleme werden immer öfter auch in der Schule zum Thema – dabei ist die unerlaubte Handynutzung in den Pausen noch harmlos. Mobbing von Mitschülern auf Sozialen Medien oder Hochladen von fragwürdigen Selfies oder Fotos hat in bedenklichem Maße zugenommen und wird zunehmend in die Schule getragen.

Dies beobachtet Andrea Rink, Schulleiterin der Eschenburger Holderbergschule: »Es vergeht keine Woche, in der nicht mindestens ein Vorfall bei mir landet. Betroffen sind alle Altersgruppen und Schulformen. An unserer Schule gilt ein ›Null Toleranz‹-Konzept, das heißt, dass jeder Vorfall genau untersucht wird und Opferschutz an erster Stelle steht. In ernsten Fällen wird umgehend die AGGAS – AG der Polizei für Gewalt an Schulen – eingeschaltet. Auf dieser Grundlage arbeiten wir konsequent daran, eine Verringerung dieser Zwischenfälle zu erreichen.«

Whatsapp erst ab 14 Jahren

Aus Gesprächen mit betroffenen Eltern resultierte ein Informationsabend. Die Mehrheit der Eltern fühlt sich nicht richtig informiert, manchmal sogar allein gelassen und überfordert, was den Umgang ihrer Kinder mit dem Smartphone angeht. Referentin war Schul-Sozialpädagogin Nadine Hundert, die als Mutter, Pädagogin und Leiterin des Zentrums für Medienkompetenz (Braunfels) langjährige und vielschichtige Einblicke in die Materie hat.

»Zu den Vorteilen der digitalen Welt, gehörz die Kommunikation in Echtzeit, die sehr nützlich sein kann. Hier wird meistens Whatsapp genutzt«, erklärt Hundert. Sie berichtet, dass dieser Dienst aber erst ab 14 Jahren genutzt werden darf – eine rechtliche Vorgabe, die von Eltern weitgehend ignoriert werde. Einen besorgniserregenden Anstieg der Internetnutzung werde bereits in der fünften Klasse festgestellt: »Alle Kinder dort haben bereits Erfahrung, wobei 80 Prozent diese durch Whatsapp, 40 Prozent durch Snapchat und 60 Prozent durch Youtube-Videos bekommen haben«, berichtet Nadine Hundert. Eine Woche ohne Handy könne sich heute selbst kein Fünftklässler mehr vorstellen. Dies sei eindeutig ein Suchtverhalten, sagt die Referentin.

Grenzen fallen digital

Als eine Gegenmaßnahme schlägt Nadine Hundert etwa das Löschen von »Klassenchats« vor. »Für die gesunde Entwicklung der Kinder ist die persönliche Interaktion unerlässlich. Dies ist digital nicht möglich, denn hier werden auch schnell Grenzen überschritten und Dinge gesagt, die man im direkten Kontakt nie sagen würde.«

Anhand von Kurzfilmen veranschaulichte die Medienpädagogin diese Probleme und zeigte Lösungen auf: So muss ein Mobbing-Opfer zunächst Mut haben, sich an eine Vertrauensperson zu wenden. Zusammen kann dann ein Lösungsweg gefunden werden. Hierzu gehören auch das Sichern von Beweisen (Screenshot oder Ausdruck von »hate-mails«) und Telefonnummern.

Schulleiterein Andrea Rink betonte am Ende des Vortrags, dass die Holderbergschule in Sachen »verantwortungsvollem Umgang mit digitalen Medien« sehr gut aufgestellt ist: »Für Fünftklässler wird eine spezielle Medienschulung angeboten, die später altersspezifisch vertieft wird. Im Unterricht werden die Schüler systematisch in die sinnvolle Nutzung der digitalen Medien eingeführt.«

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