31. August 2017, 16:42 Uhr

Marburg

Handlungsbedarf bei Langzeitarbeitslosen

Zu einer Podiumsdiskussion hatte der Verein Arbeit und Bildung fünf heimische Direktkandidaten zur Bundestagswahl ins Rathaus eingeladen.
31. August 2017, 16:42 Uhr
Moderator Reiner Dolle (3.v.l.) mit den Bundestagskandidaten (v.l.) Sören Bartol (SPD), Rainer Flohrschütz (Grüne), Hanke Bokelmann (FDP), Lise Kuhla (Linke) und Stefan Heck (CDU).

Gäste waren Klienten, Fortbildungsteilnehmende und Mitarbeitende des Vereins. Übergreifendes Thema war die Langzeitarbeitslosigkeit. Obwohl die Arbeitslosenzahl insgesamt gesunken sei, steige die Zahl langzeitarbeitsloser Menschen. Etwa die Hälfte von ihnen sei länger als vier Jahre arbeitslos. Vor diesem Hintergrund stellte Rainer Dolle, Geschäftsführer des sozialen Bildungsträgers Arbeit und Bildung als Moderator die Spitzenkandidaten Sören Bartol (SPD), Dr. Stefan Heck (CDU), Hanke Bokelmann (FDP), Rainer Flohrschütz (Grüne) und Lise Kula (Linke) zur Rede.

Notwendigkeit zum Handeln

Die Notwendigkeit zum Handeln sah jeder der Parteienvertreter. Während für Sören Bartol beim Thema Langzeitarbeitslosigkeit auch die wirtschaftliche Entwicklung wichtig sei, machte sich Dr. Stefan Heck Sorgen um die älteren arbeitslosen Menschen sowie ihre Folgegeneration und forderte hier ein Programm.

Lise Kula plädierte für ein öffentliches Beschäftigungsprogramm und Hanke Bokelmann wünschte sich weniger Bürokratie, wenn Menschen arbeiten wollten. Für Rainer Flohrschütz sei die Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit erschreckend, so forderte er mehr Qualifizierung und eine Zunahme langfristiger Projekte.

Als zweites Diskussionsthema wurde das von den Linken geforderte bedingungslose Grundeinkommen angesprochen: ein existenzsicherndes Einkommen vom Staat. Für ein Gehalt ohne Arbeitsverpflichtung votierten lediglich sechs Personen aus dem Publikum. Andere wollten eher eine sinnstiftende Arbeit und anerkannte Leistungen erbringen als »auf der faulen Haut liegen«.

Die über 80 Zuhörer kamen aus den Landkreisen Marburg-Biedenkopf, Waldeck-Frankenberg und Schwalm-Eder. Sie arbeiten derzeit vor allem über gemeinnützige Arbeitsgelegenheiten in der Marburger Bootswerft, in Umweltschutz- sowie Garten- und Landschaftsbau-Projekten von Arbeit und Bildung e.V. in Schwalmstadt und in Frankenberg oder nehmen an einer Umschulung zum Erzieher teil.

Publikum darf zur Probe abstimmen

Weitere Gäste waren ehemals langzeitarbeitslose schwerbehinderte Menschen, die zurzeit eine betriebspraktisch orientierte Fortbildung besuchen. Alle haben das Ziel, wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Zu Beginn und am Ende der Veranstaltung wurde das Publikum aufgefordert, seine favorisierte Partei zu wählen: Die SPD verlor von 23 auf 18 Stimmen, ebenso die FDP von 3 auf 2 Stimmen und die Grünen, die von 9 auf 6 Stimmen sanken. Hingegen gewann die CDU von 12 auf 13 Stimmen und die Linke konnte von 21 auf 28 Stimmen zulegen.

»Ich bin nicht so sehr an Politik interessiert, aber diese Veranstaltung war für mich sehr spannend«, gestand eine Teilnehmerin aus der Erzieherfortbildung, die sich am Ende für eine andere Partei entschieden hatte. Ein anderer Gast sagte, seine Wahlentscheidung sei nicht beeinflusst worden.

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