01. November 2018, 15:00 Uhr

Biedenkopf

Grundschüler stellen eigenen Apfelsaft her

Verwunderung – so richtig können es die Grundschüler nicht glauben. »Saft nur aus Äpfeln, das kann doch nicht sein! Wir brauchen doch noch Wasser und Zucker!«
01. November 2018, 15:00 Uhr
Alles ordentlich klein geschnitten? Dann können die Apfelstückchen in die Presse gepackt werden. Foto: Schulbiologiezentrum

Aber es ist so einfach – es braucht nur Äpfel und wie das geht, lernten die Schüler im Schulbiologiezentrum Biedenkopf. Unter den Kronen der Apfelbäume auf der Streuobstwiese der Lahntalschule startet die Mission. »Wie viele Äpfel brauchen wir, um ein Glas mit Apfelsaft zu füllen?«, fragt Martina Walz, die pädagogische Mitarbeiterin.

Unter den Schülern wird wild spekuliert – die Angebote reichen von einem bis hin zu 20 Äpfeln. Es zeigt sich sehr schön, dass große Uneinigkeit herrscht. Es wird aufgelöst, alle lauschen gespannt.

»Ungefähr fünf Äpfel werden gebraucht. Somit benötigen wir eine große Menge an Äpfeln für euch alle.« Die Schubkarre steht schon bereit und jeder packt mit an, um sie zu füllen. Für manche der Schülerinnen und Schüler sind die Äpfel auf der Streuobstwiese sonderbar und merkwürdig. Oft wird Martina Walz gefragt »Geht der Apfel?« oder »Ist der in Ordnung?«.

Es sind meist Äpfel, die kleine braune Stellen, Flecken oder Dellen haben, aber das stört für den Apfelsaft überhaupt nicht. Anders als im Supermarkt ist jeder Apfel ein echtes Unikat und hat eben auch seine kleinen Schönheitsfehler. Eine bunte Mischung aus Äpfeln schmückt die Schubkarre.

Erst die Arbeit, dann das Probieren

Im nächsten Schritt geht es bewaffnet mit Messer und Brettchen den Äpfeln an den Kragen. Sie werden in kleine Stücke geschnitten, um sie später besser in der Mühle verarbeiten zu können. »Boah, ist das anstrengend! Wann ist der Saft endlich fertig?«, ertönt es von einigen Grundschulkindern. Hierbei erkennen die Kinder, dass hinter einem einfachen, alltäglichen Lebensmittel sehr viel Arbeit steckt und lernen den Wert des Produkts zu schätzen.

Nach dem Schneiden warten die Höhepunkte auf die Schülerinnen und Schüler: die Mühle und die Presse – alles handbetrieben und nur mit reiner Muskelkraft zu betätigen. In der Mühle werden die Äpfel über eine Handkurbel zerkleinert und zermahlen. Schnell zeigt sich, wer am Morgen ein echtes Powerfrühstück hatte.

An der Mühle sind die Kinder voller Elan, haben riesigen Spaß und feuern sich gegenseitig an. »Schneller, schneller!« und »Du packst das!« ist zu hören. Selbst der müdeste Schüler wird hier wach und aktiv. Erschöpft, aber glücklich und stolz schauen sich die Kinder das Ergebnis, die Maische, an.

»Saft ist das aber noch nicht!«, bringen es die jungen Akteure auf den Punkt. Daher geht es mit der Maische zur Presse. Dort werden kleine »Apfelpakete« gepackt, die übereinander gestapelt werden. Zwischen den »Apfelpaketen« liegen weiße Platten als Abtrennung und Stabilisierung.

Die Kinder bauen gemeinsam das »Apfelhotel« oder »Apfelhochhaus«, wie es Martina Walz nennt. Die verschiedenen Arbeitsschritte verinnerlichen die Schüler und führen sie selbst aus, wodurch auch ihre Konzentration gefördert wird.

Zum Abschluss wird auf die letzte, dickere Platte der Wagenheber aufgesetzt. Jetzt dürfen sie den Hebel auf und ab bewegen, wodurch sich die Maische immer stärker zusammendrückt. Die Spannung steigt und die Klasse wird immer gespannter. Denn alle warten darauf, dass der erste Saft läuft! Sobald die ersten Apfelsafttropfen das Tageslicht erblicken, ist der Applaus groß. Alle wollen sofort schauen und es miterleben. »Es läuft wie bei einem Brunnen«, stellen sie fest.

Die Becher gezückt, warten die Schüler auf die Verkostung des selbst hergestellten Apfelsafts: Der wirklich spannendste Moment des Tages, dem alle entgegengefiebert haben. Und was kann schöner sein als die Worte »Mehr, Mehr, Mehr« der ganzen Klasse am Ende des Projekts.

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