09. Januar 2020, 13:00 Uhr

Marburg

Gewaltfreies Verhalten bei Konflikten erlernen

Mit Aggressionen umgehen, soziale Kompetenzen fördern und gewaltfreies Verhalten bei Konflikten erlernen: Das sind Ziele des Programms »Prävention in Kindergarten und Schule« (PiKS).
09. Januar 2020, 13:00 Uhr
Landrätin Kirsten Fründt, Bürgermeister Wieland Stötzel und Prof. Ulrich Wagner unterzeichneten im Beisein von Vertretern des Landkreises, der Stadt Marburg und des Netzwerkes gegen Gewalt Hessen die Kooperationsvereinbarung zur Fortsetzung des Programms zur ganzheitlichen »Prävention in Kindergarten und Schule« (PiKS). Foto: Schwalm/Stadt Marburg

Die positive Wirkung von PiKS auf das Verhalten von Kindern ist wissenschaftlich nachgewiesen. Nun setzen die Stadt Marburg, der Landkreis Marburg-Biedenkopf und das Netzwerk gegen Gewalt Hessen das erfolgreiche Programm zur Gewaltprävention fort. Es soll nun auch in der Stadt Marburg eingeführt und für ältere Jahrgangsstufen erweitert werden.

»Es ist wichtig, dass Gewaltprävention als ein fester Bestandteil im Angebot von Kindertagesstätten und Schulen gestärkt wird. Mit der Fortsetzung von PiKS gehen wir einen weiteren gemeinsamen Schritt, um Gewaltprävention im Landkreis und in Marburg zu verstetigen und langfristig zu gestalten«, sagte Landrätin Kirsten Fründt. Sie unterzeichnete mit Marburgs Bürgermeister Wieland Stötzel eine Kooperationsvereinbarung zwischen Stadt, Landkreis und dem wissenschaftlichen Projektleiter, Sozialpsychologieprofessor Prof. Ulrich Wagner, um bereits das »Entstehen von Aggressionen in Kindertagesstätten und Grundschulen zu reduzieren«, wie Bürgermeister Stötzel ausführte.

Präventionsprogramm weiterentwickeln

Mit der Kooperationsvereinbarung wird das Programm fortgeführt und weiterentwickelt - im Rahmen einer Zusammenarbeit, die zunächst auf zwei Jahre ausgelegt ist. Stadt und Landkreis investieren dafür je 30.000 Euro. Das Netzwerk gegen Gewalt Hessen unterstützt PiKS als Modellprojekt mit 14.000 Euro. Das Programm wird zusätzlich von Polizei und Schulamt unterstützt.

»Durch aufeinander aufbauende Übungen zu Konfliktlösung und Sozialkompetenz ist es möglich, Aggression und Gewalt noch weiter zu reduzieren«, ist Stötzel überzeugt. Der Ordnungsdezernent verwies ebenso wie die Landrätin darauf, dass ein wichtiger Aspekt bei dem Projekt sei, den Einfluss der Medien auf das Verhalten der Kinder sowie mediale Gewalt wie Mobbing über soziale Netzwerke zu berücksichtigen. Dabei gehe es nicht darum, Konflikte zu vermeiden, sondern zu erlernen, sie auf friedliche Art und Weise auszutragen. »Bei der Entwicklung von Gewalt spielen Lernprozesse und frühkindliche Erfahrungen eine zentrale Rolle. Daher ist es sinnvoll, bereits in Kindergärten und Grundschulen mit gewaltpräventiven Maßnahmen anzusetzen«, fügte Prof. Wagner hinzu.

Die AG Sozialpsychologie der Philipps-Universität hat das Programm zunächst als einjähriges Pilotprojekt in zwei Kitas und einer Grundschule in Neustadt erprobt und dann in weiteren Kitas im Landkreis weiterentwickelt. Die Durchführung wurde wissenschaftlich begleitet und eine positive Wirkung auf das Verhalten der Kinder nachgewiesen. 2013 wurde das Projekt mit dem Deutschen Förderpreis Kriminalprävention ausgezeichnet.

Keine Trainer von außen beim Projekt

Eine weitere Besonderheit an dem Programm ist, dass keine Trainer von außen für einen gewissen Zeitraum in die Kita oder Schule kommen, um ein Präventionsprojekt mit den Kindern durchzuführen. Stattdessen werden Erzieher und Lehrer so unterstützt und geschult, dass sie Maßnahmen zur Gewaltprävention selbst anwenden können. Ziel ist, dass die Kinder das, was sie in der Kita an Verhaltensregeln erlernt haben, auch in der Schule weiter anwenden können.

Im Rahmen des Projekts ist eine inhaltliche und organisatorische Abstimmung des Programms für weiterführende Schulen und ebenso eine Verzahnung mit dem außerschulischen Bereich geplant. Außerdem sollen neue Themen wie interkulturelle Kompetenzen integriert werden.

PiKS soll auch als Modell dafür dienen, wie Kinder vom Beginn ihrer Bildungslaufbahn bis zu deren Ende durchgehend begleitet und bei der Entwicklung eigener Konfliktlösungsstrategien unterstützt werden können.

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