01. Juni 2018, 11:00 Uhr

Eschenburg

Flut reißt Hirzenhains Partnerdorf mit sich

Solai heißt die von 2.500 Menschen bevölkerte kenianische Siedlung, die sich, 150 Kilometer nördlich von Nairobi, auf einer Hochebene in die Landschaft schmiegt.
01. Juni 2018, 11:00 Uhr
Solai hat sich in eine Schlammwüste verwandelt. Mit schwerem Gerät versuchen die Helfer, dem Chaos beizukommen. Foto: Home Care International

Schmiegte – dann kam die Flut – und verwandelte den Ort binnen weniger Sekunden in ein nasses, schlammiges Grab. Über 100 Menschen, die Hälfte davon Kinder, wurden im Schlaf überrascht und in den Tod gerissen. Viele Leute hier aus der Region fühlen sich mit den dort lebenden Menschen verbunden. Was vor allem auch an dem in Marburg ansässigen Hilfswerk Home Care International (HCI) liegt, das im Katastrophengebiet zwei Kinder- und Waisenheime unterhält. Die Helfer, Unterstützer und Projektpaten hier wie da sahen sich über Nacht vor eine weitere gigantische Aufgabe gestellt.

Mit Pfarrer Brück aktiv

Dr. James Karanja, dessen Familie in Bad Endbach-Hartenrod lebt, stammt aus der Krisenregion. Unter den Opfern sind auch Angehörige und Freunde von ihm. Der Afrikaner ist HCI-Vorsitzender und versucht nun, von Deutschland aus Unterstützung zu organisieren. In seinem Kollegen und Freund, dem Hirzenhainer Pfarrer Michael Brück, hat er einen Mitstreiter gefunden. Brück ist in der Region gewesen und hat sich davon überzeugen können, dass der Support aus Deutschland hier auf fruchtbaren Boden fällt.

Während Rotes Kreuz, Katastrophenschutz und Hilfsverbände schweres Räumgerät auffuhren, die Erstversorgung der Opfer stemmten und die Lebensmittelverteilung organisierten, geht es jetzt an den Wiederaufbau. Der HCI, die Kirchen im Landkreis Marburg-Biedenkopf sowie die Dekanate Dillenburg und Herborn rufen zu Spenden auf.

Der Direktlink zum Spendenkonto: de.gofundme.com/ dammbruch-solai.

Einzahlungen können auch auf das Konto von Home Care bei der VR Bank Biedenkopf-Gladenbach unter dem Stichwort »Solai« vorgenommen werden: IBAN: DE43 5176 2434 0067 1657 13, BIC: GENODE51BIK. In Hirzenhain werden Spenden zudem im örtlichen Pfarramt entgegengenommen. Die Hilfe kommt ohne Abzüge unmittelbar den Katastrophenopfern zugute.

Behörden ignorierten Warnungen

Viele in der Region hatten es kommen sehen, aber die Behörden ignorierten alle Warnungen. In den Bergen rund um den Ort unterhält ein indisches Großunternehmen, einer der größten Arbeitgeber des Gebietes, mehrere gigantische Stauseen. Während die Menschen im Tal in regenarmen Zeiten um jeden Tropfen ringen müssen, wird dort Wasser vorgehalten, das der Konzern zur Bewässerung seiner Plantagen benötigt. Sintflutartige Niederschläge hatten den Damm des 1.400 Höhenmeter oberhalb des Dorfes gelegenen Staubeckens gesprengt. Die Flutwalze gewann auf ihrem Weg nach unten an tödlicher Dynamik, riss tausende Tonnen Geröll mit sich und fraß eine hunderte Meter breite Schneise der Verwüstung in die Landschaft. (jh)

0
Kommentare | Kommentieren