17. Februar 2019, 11:00 Uhr

Marburg

Deutlich positive Reaktionen zur Einladung

Eine Antwort steht noch aus, aber, dass Greta Thunberg nicht direkt zurückruft oder eine E-Mail schickt, war Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies klar.
17. Februar 2019, 11:00 Uhr
Marburg – eine Stadt im Grünen – mit Schloss, dem Flüsschen Lahn und ihrem verwinkelten Charme. Damit die Stadt im Klimaschutz weiter voranschreitet, wurde zur Unterstützung die schwedische Schülerin Greta Thunberg offiziell eingeladen. Foto: Reichel

Die Schwedin ist aktuell wohl eine der gefragtesten 16-Jährigen überhaupt. Verfasst wurde der Einladungsbrief zum Besuch von Marburg auf Schwedisch – aber die deutsche Übersetzung ist ebenfalls bekannt. Offiziell unterschrieben vom Oberbürgermeister, der die Einladung – auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung – ausgesprochen hat. Der Brief wurde auch ins Internet gestellt und sorgte für teilweise heftige Reaktionen.

»Die Reaktionen auf die Einladung von Greta Thunberg waren in der großen Mehrheit äußerst positiv. Viele haben sich gefreut, dass die Stadt sich mit der 16-jährigen Klimaaktivistin solidarisiert und sie dazu noch einlädt«, sagt Dr. Thomas Spies.

Kein Platz für Hass

Insbesondere in den sozialen Medien sei es jedoch auch zu Schmähungen und Beleidigungen gekommen, »häufig aus rechtsradikalen Kreisen«, so Spies. »Menschen, die selbst mit Behinderungen leben, weisen auf deutlichen Hass gegen Menschen mit Behinderung hin, der sich an Greta Thunberg entlädt. Ein solches Verhalten tolerieren wir nicht. Entsprechende Hasskommentare auf der städtischen Facebook-Seite werden kurzfristig gelöscht, gegebenenfalls strafrechtlich verfolgt. Ganz klar ist, dass wir uns von solchem schäbigen Verhalten nicht von diesem wichtigen und richtigen Weg abbringen lassen werden.« Bei Greta Thunberg wurde das Asperger-Syndrom diagnostiziert, eine Form des Autismus.

Ausschließlich öffentliche Veranstaltung

Wenn die 16-jährige Schwedin allerdings kommen würde, dann steht die Form des Kennenlernens schon fest.

»Die Einladung an Greta Thunberg bezieht sich ausdrücklich auf eine öffentliche Veranstaltung, zu der natürlich insbesondere junge Menschen eingeladen werden«, erklärt der Oberbürgermeister. Bei der Auswahl der konkreten Themen würde sich die Planung auch an den Interessen und der Neugier der Aktivistin orientieren.

»Von städtischer Seite aus wollen wir, wie im Brief beschrieben, in diesem Jahr zuerst mit den jungen Menschen ins Gespräch kommen, die gerade ihre Stimme für den Klimaschutz erheben. Mit ihnen und später mit allen Marburgern wollen wir überlegen, beraten und gemeinsam vereinbaren, welchen Beitrag die Stadt Marburg und die Bürger zum Schutz des Klimas leisten können«, blickt Spies voraus.

Die Einladung

Marburgs Oberbürgermeister hob im Einladungsbrief an Thunberg die Stadt als Vorreiter für Klimaschutz hervor, indem er sich auf die 2008 geplante »Solarsatzung« (Verpflichtung zum Einbau einer Solaranlage bei Neubau oder Sanierung) bezog.

Außerdem stellte er die Förderung von Photovoltaik-Anlagen, die Verbesserung des Radverkehrs im Stadtgebiet oder die Umstellung des ÖPNV auf HO- und E-Busse in den Vordergrund. »Wir wissen in Marburg, dass das Überzeugen von Menschen wohl die schwerste Aufgabe des Klimaschutzes ist«, so Spies im Einladungsbrief. Es sei für die Stadt eine enorme Hilfe, wenn Greta Thunberg zu Besuch kommen würde.

Einige Kommentare in sozialen Netzwerken haben Spies auch dafür kritisiert, dass er die 16-Jährige wie ein Kleinkind, also mit »Du« ansprechen würde. Wer sich mit der schwedischen Sprache auskennt, weiß allerdings, dass in Schweden das »Du« die offizielle Anrede ist. (sr)

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