18. Februar 2020, 15:00 Uhr

Marburg

Beim Vermessen Mathematik praktisch erleben

Wie hoch ist unsere Schulhoflinde? Dieser und anderen Fragen gingen Schüler der Klasse 9 mit Auszubildenden des Amts für Bodenmanagement (AfB) an der Steinmühle nach.
18. Februar 2020, 15:00 Uhr
Das Schulinstrument kam bei der Bestimmung der Baumgröße ebenfalls zum Einsatz. Foto: privat

Während des Unterrichts wurde nicht nur Trigonometrie, sondern auch die Ausbildung im AfB näher erkundet. Die Zusammenarbeit zwischen Praxis und Schule hat Tradition. »Ich freue mich, dass wir auch in diesem Jahr Trigonometrie innerhalb unseres Projektunterrichts so handlungs- und praxisorientiert durchführen können und dass der Praxisteil mit den Profis mittlerweile fester Bestandteil geworden ist«, sagt Mathematiklehrer Dr. Bernd Schweitzer. Die Kooperation mit dem AfB Marburg besteht nun schon seit vier Jahren und findet an drei Terminen pro Schuljahr statt. »Wir kommen nach wie vor sehr gerne«, resümierte Jörg Lipphardt, Ausbilder beim AfB Marburg.

Erde ist keineswegs eine exakte Kugel

In Vorbereitung auf die Praxis beantworteten die Schülerinnen und Schüler Fragen, wo sie schon überall Geodaten, also Daten, die einen Bezug zur Erde besitzen, begegnet sind. Pascal Drescher, Auszubildender im ersten Lehrjahr, erläuterte, dass die Erde keineswegs eine exakte Kugel sei und spannte den Bogen von der Erde als Scheibe über die Kugel bis zu den Erdfiguren Geoid und Ellipsoid. Die Klasse ihrerseits stellte Fragen, beispielsweise »Warum beult die Erdfigur Geoid und man spürt nichts davon?« oder »Man misst ja auch in der Höhe, auf Bergen und unter der Erde in Tunneln. Worauf beziehen sich diese Messungen?«.

Für eine Höhenbestimmung der Schulhoflinde bauten die Schülerinnen und Schüler ein elektronisches Tachymeter im Hof auf und ermittelten damit präzise Messwerte an der Linde. Dieses professionelle Messgerät hatten die Auszubildenden vom AfB Marburg mitgebracht. Es handelt sich um ein Messinstrument, das Horizontalrichtungen (-winkel), Vertikalwinkel und Schrägstrecken erfasst. Mithilfe der Messwerte und Formeln berechneten sie die Höhe des Baums.

Lukas Cohrs, Auszubildender im dritten Lehrjahr, stellte zum Schluss der Schulstunde den Ausbildungsberuf des Geomatikers vor und betonte die guten Berufsaussichten nach der Ausbildung. »Unsere Geobasisdaten und der professionelle Umgang damit spielen eine wesentliche Rolle in der heutigen Gesellschaft«, so Cohrs.

Austausch mit Fachleuten

»Was kann Schülerinnen und Schülern die Sinnhaftigkeit des Lernens besser vermitteln als der Austausch mit Fachleuten, deren tägliches Handwerkszeug Trigonometrie ist? Die Motivation zum Lernen kommt dabei automatisch«, zog Lehrer Bernd Schweitzer eine zufriedene Bilanz des praxisorientierten Unterrichts.

»Aus unserer Sicht ist der heutige Termin sogar ein perfektes Beispiel für eine Win-Win-Situation«, ergänzten die Auszubildenden. Mit der Vorbereitung auf den Projekttag an der Schule hatten sie zugleich Ausbildungsinhalte wiederholt, die später möglicherweise in Prüfungen abgefragt werden.

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